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Berufswahl und Allergien
 
                            Mehr als 5.000 Fälle von Bäckerasthma und weitere 5.000
                          Fälle allergischer Hauterkrankungen im Friseurhandwerk
                          werden jährlich bei den Berufsgenossenschaften gemeldet.
                          Die Berufsaufgabe erfolgt hier bei bis zu 88% während der
                          Ausbildungszeit. 
 
                           Eine Beratung zum Aspekt Berufswahl und Allergien findet in der
                           Schule dennoch selten statt. Von mehr als 3.000 Schülern, die der
                           Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) 1997 befragte,
                           hatten nur 7 bislang etwas zu diesem Thema gehört. Ein Problem ist
                           hierbei die Zuständigkeit für diesen Punkt. In den Schulen selbst wird
                           die Berufswahl von Innungen, Arbeitsamtberatern und Lehrern
                           thematisiert.
                            
                               Die Berufswahl bei allergischer Disposition wird jedoch gar nicht
                               oder nur in einem Nebensatz berücksichtigt. Inzwischen gibt es
                               natürlich von der einen oder anderen Stelle Faltblätter zu
                               diesem Aspekt, es ist jedoch mehr als fraglich, ob ein
                               Jugendlicher von sich aus weiß, dass er diese lesen sollte. 
                           Durch die falsche Berufswahl muss eine mühsam gefundene
                           Lehrstelle wieder aufgegeben werden. Insgesamt gibt es jährlich
                           30.000 Ausbildungsabbrüche. Alleine 25.000 Fälle mit
                           Hauterkrankungen, meist allergischer Natur, werden bei den
                           Berufsgenossenschaften jährlich gemeldet. 
                            
                               Vor diesem Hintergrund wird von einzelnen Politikern und
                               Institutionen gefordert, die gefährdeten Berufe müssten
                               allergenärmer werden. Dies ist jedoch eine eher populistische
                               Forderung, da es zum einen den allergenfreien Arbeitsplatz
                               nicht gibt, zum anderen, da gerade die mittleren und kleinen
                               Betriebe, die primär in Handwerksberufen Lehrstellen schaffen,
                               weder Wissen, Möglichkeit noch Kapital haben, ihre
                               Arbeitsplätze so umzurüsten, dass das quantitative Vorkommen
                               von Allergenen reduziert würde. 
                           Dass solche präventiven Schutzmaßnahmen nicht greifen, zeigt das
                           Beispiel der Friseurbetriebe. Schon seit 1993 sollen Frisöre laut
                           Arbeitsplatzrichtlinien Handschuhe tragen. Dies geschieht jedoch
                           selten, da sie sich entweder durch diesen Schutz gehandicapt fühlen
                           oder aber weil die Kunden ständig fragen, ob sie eine Hautkrankheit
                           haben. Untersuchungen zeigten, dass erst dann auf
                           Schutzhandschuhe zurückgegriffen wird, wenn bereits ein Ekzem
                           vorliegt, es also schon zu spät ist. 
                            
                               Gerade die ständigen Feuchtarbeiten greifen die epidermiale
                               Barrierefunktion der Haut an. Kommt es dann zu einer
                               Penetration mit potentiellen Allergenen ist eine Sensibilisierung
                               und anschließend ein Handekzem schnell erreicht. Studien
                               belegten eindeutig, dass Personen mit einer anlagebedingten
                               Minderbelastbarkeit der Haut, wie z.B. mit atopischer
                               Hautdisposition, nicht nur zahlenmäßig häufiger erkranken,
                               sondern auch schwerer und früher. 
                           Als präventive Maßnahme am Beispiel Friseurberuf könnte nun der
                           Arbeitgeber verpflichtet werden, sein Personal so einzuteilen, dass es
                           zu einem stetigen Wechsel aller Beschäftigten zwischen Feucht- und
                           Trockenarbeiten kommt, und dass darüber hinaus alle Mitarbeiter
                           Schutzhandschuhe tragen müssen und als Zugabe sozusagen auch
                           keine saure Dauerwelle, die aggressive Bestandteile enthält, mehr
                           angeboten wird. Hierbei wird deutlich, dass präventive Maßnahmen
                           direkt am Arbeitsplatz denkbar sind aber in der Praxis versagen.
                            
                               Daher fordert der Deutsche Allergie- und Asthmabund e.V.
                               (DAAB) die Energie weniger in eine rein theoretische
                               Veränderung der Arbeitsplätze als vielmehr in eine solide und
                               umfassender präventive Beratung der Jugendlichen zu stecken,
                               die mit einem Asthma, einer Allergie oder einer Neurodermitis
                               auf der Suche nach einer Lehrstelle sind.
                           Informationen und Merkblätter zum Thema Berufswahl und beruflich
                           bedingte Allergien gibt es beim Deutschen Allergie- und Asthmabund
                           e.V. und können per e-Mail bestellt werden. 
  
 
 
 
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