Einem Vater wird nach sieben Jungen endlich ein Mädchen geboren. Er schickt seine Söhne Taufwasser für das Töchterchen holen. Da diesen jedoch der Krug in den Brunnen fällt und sie nicht zurückkommen, spricht er in seiner Angst: „Ich wollte, daß die Jungen alle zu Raben würden.“ Der gedankenlose Wunsch wird umgehend erfüllt – der Vater sieht sieben Raben durch die Lüfte flattern.
Das Töchterchen wächst auf ohne zu wissen, dass es Brüder hatte, denn die Eltern verschweigen ihm deren Schicksal. Endlich erfährt es durch andere Leute was geschah, und dass diese ihr die Schuld an dem Vorgefallenen geben. Obwohl die Eltern ihr erklären, sie könne nichts für das Verhängnis, fühlt es sich weiter schuldig und macht sich allein auf den Weg, die Brüder zu erlösen.
Das Mädchen durchwandert die ganze Welt, kann seine Brüder aber nicht finden. Endlich, die Welt ist zu Ende, kommt es zur Sonne, dann zum Mond, die ihm aber mit ihrer Hitze und Kälte beide feindlich sind. Die Sterne jedoch sind ihm freundlich gesonnen, und der Morgenstern gibt ihm ein Hinkelbeinchen, mit dem es den Glasberg aufschließen könne – dort seien die Brüder zu finden. Am Glasberg angekommen hat das Mädchen das Beinchen, den Schlüssel, verloren. In seiner Not schneidet es sich einen Finger ab, steckt ihn in das Schloss, und das Tor öffnet sich. Drinnen trifft es auf einen Zwerg, der sagt ihr, die sieben Raben seien nicht zu Haus, aber es deckt ihr den Tisch mit sieben Tellern und Bechern. Das Mädchen nimmt von jedem etwas, und in den letzten aber lässt es seinen Ring fallen. Als die Raben zurückkehren, wollen sie essen, bemerken aber, jemand ist ihnen zuvor gekommen. Sie sprechen: „Wer hat von meinem Tellerchen gegessen? Wer hat aus meinem Becherchen getrunken? Das ist eines Menschen Mund gewesen.“ Der siebente Rabe findet auf dem Grund seines Bechers den Ring, erkennt ihn und wünscht sich die Schwester herbei. Sie tritt hervor, und die Brüder sind erlöst.
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