Die Alkoholvergiftung (auch Alkoholintoxikation oder Ethanolvergiftung, im Klinikjargon wegen der chemischen Struktur des Ethanols auch C2-Intox) ist eine Vergiftung des menschlichen Körpers durch Ethanol, welche die Funktionsfähigkeit des Gehirns zeitweilig beeinträchtigt. Ethanol zählt zu den Lebergiften (obligat hepatotoxisch), beeinträchtigt die Blutbildung (Erythropoese-hemmend), schädigt den Embryo (Embryotoxizität) und gehört zu den Nervengiften (Neurotoxizität). Eine schwere Alkoholvergiftung kann daher zum Tod durch Atemstillstand und/oder Kreislaufversagen führen. Die akute Alkoholvergiftung durch (einmalige) übermäßige Aufnahme von Ethanol (Trinken von alkoholhaltigen Getränken) ist von der chronischen Alkoholvergiftung oder auch Alkoholkrankheit abzugrenzen, die durch fortgesetzten bzw. wiederholten Alkoholgenuss entsteht und dauerhafte organische Veränderungen nach sich zieht.
Inhaltsverzeichnis
1 Stadien
1.1 Erstes Stadium
1.2 Zweites Stadium
1.3 Drittes Stadium
1.4 Viertes Stadium
2 Therapiemaßnahmen
3 Siehe auch
4 Literatur
5 Weblinks
Stadien
Bei der akuten Alkoholvergiftung unterscheidet man vier verschiedene Stadien, die abhängig von der Blutalkoholkonzentration sind. (Aufgrund der individuellen Unterschiede in der Reaktion auf Alkohol sind die angegebenen Grenzen nur grobe Anhaltspunkte.)
Erstes Stadium
Exzitation (Blutalkoholkonzentration zwischen 0,2 und 2,0 Promille):
Enthemmungserscheinungen (ab 0,2 Promille)
Redseligkeit, Flapsigkeit (ab 0,2 Promille)
verlängerte Reaktionszeit (ab 0,3 Promille)
verminderte Schmerzwahrnehmung (ab 0,5 Promille)
gestörtes Gleichgewicht (ab 0,8 Promille)
gerötete Augen
leicht undeutliche Sprache
Zweites Stadium
Hypnose (Blutalkoholkonzentration zwischen 2,0 und 2,5 Promille):
evtl. Aggressivität
Sprach- und Artikulationsstörungen
Koordinationsstörungen
Sehstörungen
Schlaffheit (Muskeln)
verengte Pupillen
Amnesie
Erbrechen
Drittes Stadium
Narkose (Blutalkoholkonzentration zwischen 2,5 und 4,0 Promille):
Bewusstlosigkeit
Schockzustand
erweiterte Pupillen
Viertes Stadium
Asphyxie (Blutalkoholkonzentration über 4,0 Promille):
Koma
weite und reaktionslose Pupillen
Schockzustand → Kreislaufversagen → Tod
Unregelmäßige Spontanatmung → Atemstillstand → Tod
Hypothermie → Tod
Die letale Ethanoldosis schwankt von Person zu Person und hängt neben Faktoren wie Körpergewicht und genetischer Disposition auch von der Alkoholgewöhnung des Konsumenten ab. So tritt bei einigen Menschen bei 3 Promille der Tod ein, während andere 6 Promille überlebten. Extremfälle können allenfalls bei rascher intensivmedizinischer Betreuung (Dialyse, Infusionen zum Verdünnen der Alkoholkonzentration im Blut, Glukoseinfusionen) überlebt werden.
Therapiemaßnahmen
In erster Linie gilt es bei einer Alkoholvergiftung die Vitalfunktionen (Atmung, Kreislauf) zu erhalten. Daher ist eine Unterbringung auf einer Intensivstation nötig. Da ab einer Blutalkoholkonzentration von ca. 2 Promille akute Schockgefahr besteht, nimmt die Schockbekämpfung einen zentralen Platz in der Therapie ein. Als Infusionszusatz wird bei drohender Hypoglykämie eine Glukoselösung verabreicht. Wegen der Neurotoxizität des Ethanols kommt es häufig zum Erbrechen (Schutzreflex gegen Vergiftung) und damit zur Aspirationsgefahr, was eine ständige Absaugbereitschaft erfordert. Bei Verlust des Bewusstseins ist eine kombinierte stabile Seiten- und Schocklage nötig.
Siehe auch
Alkoholkrankheit
Kater (Alkoholintoxikation)
Vollrausch
Rauschtrinken
Literatur
Jeffrey A. Kraut, Ira Kurtz: Toxic Alcohol Ingestions: Clinical Features, Diagnosis, and Management. In: Clin J Am Soc Nephrol. Nr. 3, 2008, S. 208–225 (ArtikelAbstract).
|