Eigentlich wollte HannahFry nach der Schule Friseurin werden. Als Arbeiterkind habe sie nie im Leben daran gedacht, Professorin für Mathematik sein zu können, sagt sie. Doch die Mutter drängte die zahlenbegeisterte Tochter zum Studieren. Fry wählte das Fach Aerodynamik, wie von Mathematik war sie von der Formel 1 fasziniert.
Als sie dann tatsächlich bei einer Designfirma landete, die mehrere Formel-1-Rennställe beriet, merkte sie schnell: Der Job war ganz anders als ihr Traum. Statt eigene Modelle zu entwickeln, musste sie nur einen Computer füttern – und der erledigte sämtliche Simulationen. »Es war ziemlich langweilig«, sagt sie.
Jetzt schrieb sie ein Buch über die Spannung zwischen Mensch und Maschine, das gerade auf Deutsch erschienen ist (»Hello World«). Sie beschreibt, wie Algorithmen die Welt verändern – und welches Potenzial Künstliche Intelligenz (KI) hat. Heute lehrt die 35-Jährige Mathematik an einer der besten britischen Universitäten, dem University College London (UCL). Hier wurde Deepmind gegründet, eins der führenden KI-Start-ups, das von Google 2014 gekauft wurde.
Fry betreut und wirkt in Forschungsprojekten, die sich mit Algorithmen in allen möglichen Feldern beschäftigen. »Algorithmen sind überall«, sagt sie. »In Schulen, Krankenhäusern, Gerichtssälen.« Auch in Flugzeugen. Das Drama um den Absturz der 737 Max 8 von Boeing wirft wieder die Grundsatzfrage auf: Wie sehr können wir der Maschine vertrauen – und wie sehr nicht? Fry warnt: Bei aller Begeisterung für die technologische Entwicklung solle man sich nicht zu sehr auf die Computer verlassen.
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