TURBA
PHILOSOPHORUM
DIE VERSAMMLUNG DER
PHILOSOPHEN
Dictum I.1
[Einleitung des Übersetzers]
Das Buch, in dem Arisleus (Archelaos) die Klügeren seiner Schüler, nämlich (der Schüler) des Philosophen Pythagoras, der der Meister der Kunst genannt wird, und der Weisen Aussprüche zusammengebracht hat, die auf der Dritten Pythagoreischen Synode vereinigt worden sind. Dieses Buch liest kaum ein Verständiger oder einer, der sich vorher in dieser Kunst ein wenig versucht hat, ohne zu seinem edlen Ziele zu gelangen. Der Anfang dieses Werkes aber ist:
Dictum I. 2
[Einführungsworte des Verfassers]
Arisleus (Archelaos), der Sohn des Pythagoras, einer von den Schülern des dreifach begnadeten Hermes, die Darlegung der Wissenschaft lehrend, allen Nachfahren Frieden und Barmherzigkeit.
Ich berichte, daß mein Meister, der Italer Pythagoras, der Meister der Weisen und das Haupt der Seher, ein so großes Geschenk Gottes und der Weisheit besaß, wie es nach Hermes niemandem gegeben wurde. Daher wollte er dessen Schüler, die schon zahlreich geworden und durch alle Länder als Schulhäupter eingesetzt waren, zur Behandlung dieser kostbarsten Kunst versammeln, damit ihre Aussprache eine Grundlage sei für die nach ihm Kommenden. Er befahl aber, daß Eximedrus (Anaximandros) zuerst spreche, der besten Rates (kundig) war.
Dictum II. 1
Die Reden der Philosophen
Beginnend sagte er: Ich behaupte, daß aller Dinge Anfang eine gewisse Natur ist, und daß diese ewig ist und alle Dinge zur Reife bringt, und daß die Naturen und ihre Hervorbringungen und Vernichtungen (an) Zeiten (gebunden) sind, für die bestimmte Grenzen, an die sie zu gelangen scheinen, aufgezeichnet werden.
Ich lehre euch aber, daß die Sterne feurig sind, und daß die Luft sie in Schranken hält, und daß, wenn die Feuchtigkeit und Dichte der Luft nicht wäre, die die Flamme der Sonne von den Geschöpfen trennte, die Sonne alles Bestehende verbrennen würde. Gott aber hat die Luft als Trennendes gesetzt, damit (die Sonne) nicht verbrenne, was er auf Erden geschaffen hat. Seht ihr nicht, daß die Sonne, am Himmel aufsteigend, durch ihre Wärme die Luft besiegt, nach deren Erwärmung die Wärme zu den unter der Luft befindlichen Dingen gelangt? Und wenn dann durch die Geister, von denen die Geschöpfe erzeugt werden, nicht Luft eingehaucht würde, so würde die Sonne alle unteren Dinge mit ihrer Wärme verbrennen... . Und darum bezwingt die Luft (die Sonne und das Wasser), weil ihre Wärme mit deren Wärme und ihre Feuchtigkeit mit der Feuchtigkeit des Wassers verbunden wird. Seht ihr nicht, daß ein feines Wasser in die Luft aufsteigt, wenn die Wärme der Sonne herauskommt, (so daß) die (Sonne) das Wasser gegen sich selbst unterstützt? Und wenn das Wasser die Luft nicht mit einer feinen Feuchtigkeit ernährte, so würde die Sonne die Luft ganz und gar bezwingen. Das Feuer zieht also aus dem Wasser Feuchtigkeit heraus, durch welche die Luft das Feuer selbst bezwingt. Das Feuer und das Wasser sind daher Feinde, zwischen denen keine Verwandtschaft besteht, weil das Feuer warm und trocken, das Wasser aber kalt und feucht ist. Die Luft hat aber auch, da sie warm und feucht ist, zwischen beide ihre Übereinstimmung gestellt: mit dem Wasser durch ihre Feuchtigkeit und mit dem Feuer durch ihre Wärme, und so ist die Luft zwischen ihnen Erzeugerin der Übereinstimmung geworden. Und schauet, alle Weisen, wie der Geist aus dem feinen Dampf der Luft entstanden ist, weil durch Wärme, die mit Feuchtigkeit verbunden ist, etwas Feines herauskommen muß, was ein Geist werden wird. Denn die Wärme der Sonne zieht aus der Luft etwas Feines aus, das sowohl Geist wie Leben wird für alle Geschöpfe. Dies alles aber geschieht nach der Anordnung Gottes. So ist es auch beim Wetterleuchten: wenn die Wärme der Sonne auf eine Wolke trifft und sie zusammendrückt, erscheint das Wetterleuchten.
Sagte die Versammlung: Du hast das Feuer gut beschrieben; fahre daher fort.
Dictum II. 2
Sagte Eximedrus (Anaximandros): Ich preise die Luft und erweise ihr Ehre, weil durch sie das Werk (Gottes) verbessert wird, indem sie sich verdichtet und verdünnt und sich erwärmt und abkühlt. Ihre Verdichtung aber findet statt, wann sie (von der Sonne) getrennt wird, infolge der Entfernung der Sonne; ihre Verdünnung dagegen findet statt, wann bei hochstehender Sonne die Luft sich erwärmt und verdünnt. Ähnlich aber geschieht es im Bereich des Frühlings, einer Jahreszeit, die weder warm noch kalt ist. Denn gemäß der Änderung der Anordnung, die für die Änderung der Jahreszeiten getroffen ist, ändert sich der Winter. Die Luft wird also verdichtet, wenn sich die Sonne von ihr entfernt, und dann gelangt die Kälte zu den Menschen; wenn aber die Luft dünn wird, ist die Sonne nahe, und wenn sie nahe ist und die Luft dünn geworden ist, gelangt die Wärme zu den Menschen.
Spricht die Versammlurig: Du hast die Luft bestens beschrieben und hast berichtet, was du über sie weißt.
Dictum II. 3
Sagte Anaxagoras: Ich behaupte, daß der Anfang aller Dinge, die Gott geschaffen hat, der Glaube ist und die Vernunft, denn der Glaube beherrscht alles, und (auch) in der Vernunft erscheint der Glaube; der Glaube aber wird nur an einem Körper wahrgenommen. Und wisset, gesamte Versammlung, daß die Dichte der vier Elemente auf der Erde ruht, weil das Dichte des Feuers in die Luft fällt, das Dichte der Luft aber, und was sich aus dem Dichten des Feuers anfügt, in das Wasser fällt, und auch das Dichte des Wassers, und was aus dem Dichten des Feuers und der Luft mit hinzukommt, auf der Erde ruht. Seht ihr nicht, daß die Dichte dieser vier Elemente in der Erde vereinigt ist? Sie selbst ist daher dichter als alle andern.
Sprach die Versammlung: Du hast wahr gesprochen; die Erde ist sicherlich dichter als die übrigen. Welches also von diesen vier ist feiner, und welches von den vier verdient am meisten, für fein gehalten zu werden?
Sagte er: Das Feuer ist feiner als diese vier, und in ihm vollendet sich das Feine dieser vier. Die Luft aber ist weniger fein als das Feuer, denn sie ist warm und feucht, das Feuer aber ist warm und trocken. Das Warme und Trockene nämlich ist feiner als das Warme und Feuchte.
Sagten diese: Was ist von geringerer Feinheit als die Luft?
Sagte er: Das Wasser, weil in ihm Kälte und Feuchtigkeit ist, und alles Kalte und Feuchte von geringerer Feinheit ist als das Warme und Feuchte.
Sprachen sie: Du hast wahr gesprochen. Was ist nun aber von geringerer Feinheit als das Wasser?
Sagte er: Die Erde, weil sie kalt und trocken ist, und das Kalte und Trockene von geringerer Feinheit ist als das Kalte und Feuchte. Und wie das Warme und Trockene (das Feuer) feiner ist als das Warme und Feuchte (die Luft), so ist das Kalte und Trockene (die Erde) von geringerer Feinheit als das Kalte und Feuchte (das Wasser).
Dictum II. 4
Sagte Pythagoras: Ihr habt wohl gefügt, ihr Söhne der Lehre, die Beschreibung dieser vier Naturen, aus welchen Gott alles erschaffen hat. Glücklich also, wer eure Rede versteht!
Sagten sie: So befiehl doch irgendeinem von uns, die Rede fortzusetzen!
Sprach er: Rede du, Pandolfus (Empedokles)!
Dictum II. 5
Sagte er: Ich zeige den Nachfahren an, daß die Luft das Feine des Wassers ist, und daß sie nicht von ihm zu trennen ist; wenn also die Erde nicht trocken wäre, würde über ihr das Wasser nicht feucht bleiben.
Sagten sie: Du hast gut geredet, vollende also deine Rede!
Sagte er: Die in dem unterirdischen Wasser verborgene Luft ist es, die die Erde trägt, damit sie nicht in das unter der Erde befindliche Wasser eintaucht, und die verhindert, daß das Wasser die Erde benetzt. Die (unterirdische) Luft ist daher als etwas Umfassendes und zwischen Verschiedenem, nämlich (zwischen) dem (unterirdischen) Wasser und der Erde, als etwas Trennendes gesetzt, zwischen den Feinden aber, nämlich dem Wasser und dem Feuer, ist sie als etwas Versöhnendes und Trennendes gesetzt, damit sie sich nicht gegenseitig zerstören.
Sprach die Versammlung: Wenn du dafür ein verständliches Beispiel gegeben hättest, wäre es für die Nichtverstehenden klarer.
Antwortete er: Gern werde ich das tun. Das Beispiel dafür ist das Ei, in dem vier (Dinge) verbunden sind. Seine äußere Schale ist die Erde, und das Eiweiß ist das Wasser; das sehr feine Häutchen aber, das der Schale anliegt, ist das Trennende zwischen der Erde und dem Wasser; wie ich euch angezeigt habe, daß die Luft das die Erde vom (unterirdischen) Wasser Trennende ist. Weiter ist das Eigelb das Feuer, und das Häutchen, das das Eigelb zusammenhält, ist die Luft, die das Wasser vom Feuer trennt; und beides ist eines und dasselbe. Die Luft jedoch, die die kalten (Elemente), nämlich die Erde und das Wasser, voneinander trennt, ist dichter als die obere Luft. Die obere Luft aber ist dünner und feiner, denn sie ist dem Feuer näher als die untere Luft. Im Ei sind daher die vier Elemente dargestellt: die Erde, das Wasser, die Luft und das Feuer. Abgesehen von diesen vier aber ist der ‘hüpfende Punkt’ in der Mitte des Eigelbs, nämlich das Hühnchen. Und darum haben alle Philosophen in dieser vortrefflichsten Kunst das Ei beschrieben und es als Beispiel für ihr Werk gesetzt.
Dictum II. 6
Sagte Arisleus (Archelaos): Wisset, daß die Erde ein Hügel ist und nicht eben, weshalb die Sonne nicht auf einmal über die Klimata der Erde aufgeht. Denn wenn sie eben wäre, würde die Sonne in einem einzigen Augenblick über die ganze Erde aufgehen.
Sprach Parmenides: Du hast kurz geredet, Arisleus!
Antwortete er: Hat uns denn der Meister etwas zu sagen übriggelassen? Dennoch sage ich: Gott ist Einer, er hat nicht gezeugt und ist nicht gezeugt worden; und aller Dinge Anfang nach ihm ist die Erde und das Feuer, weil das dünne und leichte Feuer alles regiert, die Erde aber, da sie schwer und dicht ist, alles trägt, was das Feuer regiert.
Dictum II.7
Sagte Lucas (Leukippos): Ihr redet nur von diesen vier Naturen, und ich sehe, daß ein jeder von euch schon etwas gesagt hat. Ich aber gebe euch bekannt, daß alles, was Gott geschaffen hat, aus diesen vier Naturen besteht, und was aus diesen geschaffen ist, kehrt zu ihnen wieder zurück; in ihnen werden die Geschöpfe erzeugt und sterben sie, und das alles, wie Gott es vorherbestimmt hat.
Sprach Demokritos, der des Lucas (Leukippos) Schüler ist: Du hast wohl gesprochen, Meister, da du von den vier Naturen gehandelt hast.
Sagte Arisleus (Archelaos): Da du, Demokritos, von Lucas (Leukippos) deine Wissenschaft empfangen hast, dürftest du nicht beanspruchen, mit deines Meisters Gleichen zu reden.
Antwortete Lucas (Leukippos): Wenn auch Demokritos die Wissenschaft von den Naturen von mir gehabt hat, so hat er sie doch (in letzter Linie) von den Philosophen der Inder und von den Babyloniern. Ich glaube übrigens, daß er seine Altersgenossen in dieser Wissenschaft übertrifft.
Antwortete die Versammlung: Wenn dieser in jenes (reifere) Alter kommt, wird er nicht wenig gefallen; jetzt aber, wo er (noch) in jugendlichem Alter steht, soll er nicht sprechen.
Dictum II.8
Sagte Locustor (?): Alle Schöpfungen, die Lucas (Leukippos) beschrieben hat, sind nur zwei, von denen die andere weder gewußt noch beschrieben werden kann, außer durch den Glauben; denn sie wird weder gesehen, noch wahrgenommen.
Sprach Pythagoras: Du hast eine Sache angefangen, die du sorgfältig beschrieben hast; wenn du vollenden möchtest, so gib bekannt, was das ist, was weder wahrgenommen noch gesehen und gewußt wird.
Antwortete er: Was nicht gewußt wird, gehört zum Himmel; was aber wahrgenommen und gesehen werden kann, ist das, was unter dem Himmel bis zur Erde reicht. Und was in dieser Welt ist, kann durch die Vernunft nicht gewußt werden ohne ihre fünf Diener, nämlich das Gesicht, das Gehör, den Geschmack, den Geruch und das Gefühl. Seht ihr nicht, Versammlung der Philosophen, daß die Vernunft nur durch das Gesicht das Weiße vom Schwarzen unterscheiden kann, und daß die Vernunft nur durch das Gehör ein gutes Wort von einem bösen unterscheiden kann? Ähnlich kann die Vernunft einen guten Geruch von einem stinkenden nur durch das Riechen, das Süße vom Bittern nur durch das Schmecken und das Glatte vom Rauhen nur durch das Berühren unterscheiden.
Antworteten sie: Davon handelnd hast du gut geredet, du hast jedoch unterlassen, von dem zu handeln, was nicht gewußt und nicht beschrieben werden kann außer durch die Vernunft und den Glauben.
Sprach er: Habt ihr etwa Eile? Wisset, daß die Schöpfung, die durch keinen dieser fünf (Sinne) erkannt werden kann, die obere Schöpfung ist, die weder gesehen, noch wahrgenommen, sondern nur durch die Vernunft aufgefaßt wird; durch diese Vernunft auffassend bekennt die Natur, daß es einen Gott gibt.
Antworteten sie: Du hast wahr und aufs beste geredet!
Und jener: Ich werde euch noch mehr auseinandersetzen. Wisset, daß diese Schöpfung, nämlich die Welt, ein Licht besitzt, das die Sonne ist; die feiner ist als alle Schöpfung, die Gott als das Licht gesetzt hat, durch das die Geschöpfe in dieser Welt zum Sehen gelangen. Ohne dieses feine Licht aber werden sie finster, indem sie außer durch das Licht des Mondes oder der Sterne oder des Feuers nichts sehen, die alle vom Licht der Sonne abgeleitet sind und den Geschöpfen Licht gegeben haben. Für diese Welt hat Gott also die Sonne als Licht gesetzt wegen der feinen Natur der Sonne. Und wisset, daß die obere Schöpfung dieses Sonnenlichts nicht bedarf, weil die Sonne unterhalb jener Schöpfung steht, die feiner und leuchtender ist als sie. Jenes Licht aber, das feiner ist als das Licht der Sonne, haben sie vom Lichte Gottes empfangen, das feiner ist als ihr Licht. Und wisset, daß die (niedere) Schöpfung, nämlich die Welt, aus zwei dichten und zwei feinen Elementen geschaffen ist, und daß von den dichten nichts in den oberen Schöpfung enthalten ist. Darum ist sie auch feiner als die Sonne und alle unteren Geschöpfe.
Antwortete die Versammlung: Du hast bestens beschrieben, was du erzählt hast. Und wenn du (nun), guter Meister, etwas sagen möchtest, wodurch du unsere Herzen, die der Unverstand getötet hat, lebendig machst, so schenkst du uns eine große Wohltat.
Dictum II. 9
Sprach Pythagoras: Ich sage, daß Gott vor allem gewesen ist, und daß nichts mit ihm war, als er (schon) war. Wisset, all ihr Philosophen, daß ich dies darum sage, um eure Ansicht über diese vier Elemente und die Geheimnisse und Wissenschaften, die darin (verborgen) sind, zu stärken, zu denen ohne Gottes Willen die Vernunft nicht gelangen kann. Und verstehet, daß Gott, nachdem er (erst) allein gewesen war, vier Dinge geschaffen hat: das Feuer, die Luft, das Wasser und die Erde. Nachdem diese aber geschaffen waren, hat er aus ihnen alles geschaffen, sowohl von den oberen als auch von den unteren Dingen; weil er vorausbestimmte, daß die Geschöpfe aus einer Wurzel entspringen sollten, durch die sie sich vervielfältigen und vermehren, um in der Welt zu wohnen und seinen Willen zu erfüllen. Darum hat er vor allem die vier Elemente geschaffen, aus denen er nachher, was er wollte, geschaffen hat: die verschiedenen Geschöpfe nämlich, von denen er einige aus einem einzigen (Element) geschaffen hat.
Sagte die Versammlung: Welches sind jene, o Meister?
Und jener: Es sind die Engel, die er aus dem Feuer geschaffen hat.
Und die Versammlung: Welche sind dann aus zweien geschaffen?
Und jener: Geschaffen sind aus zweien, nämlich aus Feuer und Luft, die Sonne und der Mond und die Sterne. Darum sind die Engel leuchtender als die Sonne und der Mond und die Sterne, weil sie aus einem einzigen (Element), das von den vieren das feinste ist, geschaffen sind. Die Sonne aber und die Sterne sind aus der Zusammensetzung von Feuer und Luft geschaffen.
Sprach die Versammlung: Meister, und des Himmels Erschaffung?.
Und jener: Es hat Gott den Himmel aus Wasser und Luft geschaffen. Daher ist auch der Himmel aus zweien zusammengesetzt, aus einem von den Feinen, nämlich der Luft, und einem von den Dichten, nämlich dem Wasser.
Und jene: Meister, führe deine Aussprüche weiter in bezug auf drei, und erfreue unsere Herzen durch deine Aussprüche, die Leben sind für die Toten.
Und jener: Ich gebe euch bekannt, daß Gott Geschöpfe aus drei Elementen geschaffen hat und auch aus vier. Aus drei nämlich sind geschaffen die Flugtiere und die Landtiere und die Gewächse... .
Die Versammlung aber sagte: Unterscheide diese Verschiedenen voneinander!
Und jener: Die Landtiere (sind) aus Feuer, Luft und Erde (geschaffen), die Flugtiere dagegen aus Feuer, Luft und Wasser... . Die Gewächse aber enthalten nichts von Feuer, denn sie sind aus Erde, Wasser und Luft geschaffen.
Die Versammlung aber sagte: Unbeschadet der Ehrfurcht vor euch würden wir sagen, daß die Gewächse Feuer enthalten.
Und jener: Ihr habt wahr gesprochen, (auch) ich sage durchaus, daß sie Feuer enthalten.
Und jene: Woher ist jenes Feuer?
Antwortete er: Aus der Wärme der Luft, die in ihr verborgen ist, wie ich ja angegeben habe, daß der Luft ein feines Feuer innewohnt. Das Feuer aber, über das ihr gezweifelt habt, entsteht nur in Geschöpfen, die Geist und Seele haben. Aus vier Elementen aber sind unser Vater Adam und seine Söhne geschaffen, nämlich aus Feuer, Luft, Wasser und Erde. Verstehet, all ihr Weisen, daß alles, was Gott aus einer Substanz geschaffen hat, nicht stirbt bis zum Tag des Gerichts. Denn die Definition des Todes ist ‘Auflösung des Zusammengesetzten’; für Unzusammengesetztes aber gibt es keine Auflösung, denn es ist Eines. Der Tod ist nämlich die Trennung der Seele vom Körper; ein jedes aus zwei, drei oder vier Zusammengesetzte muß aber notwendig getrennt werden, worin eben der Tod besteht. Und wisset, daß kein Zusammengesetztes, das des Feuers entbehrt, (Nahrung) verzehrt oder trinkt oder schläft, weil in allen (Geschöpfen), die einen Geist besitzen, das Feuer es ist, welches verzehrt.
Und die Versammlung: Wie geschieht es denn, Meister, wenn die Engel aus Feuer geschaffen sind, warum verzehren sie nichts, da du doch versicherst, daß das Feuer es ist, welches verzehrt?
Und jener: Ihr habt gezweifelt, all ihr Besitzer von Meinungen, und seid Gegner geworden! Aber wenn ihr die Elemente wahrheitsgemäß wüßtet, würdet ihr dies nicht leugnen. Ich sage, all ihr Besitzer von Meinungen, daß nicht das Feuer schlechthin verzehrt, sondern das Dichte des Feuers. Nun sind aber die Engel nicht aus dem Dichten des Feuers, sondern aus dem Feinsten vom Feinsten des Feuers; aus dem einfachen und feinsten Feuer also geschaffen, verzehren sie nichts, noch trinken, noch schlafen sie.
Und die Versammlung sprach: Meister, kann unser Verstand so Großes fassen? Mit Gottes Hilfe haben wir deine Worte wohl aufgefaßt; unser Verstand aber, unser Gehör und Gesicht können so Großes nicht tragen. Möge dir Gott lohnen um deiner Schüler willen, da du uns zur Belehrung der Künftigen aus unsern Ländern zusammengerufen hast, wofür du den Lohn bei dem künftigen Richter nicht verlieren wirst.
Sprach Arisleus (Archelaos): Nachdem du uns zum Nutzen der Künftigen vereinigt hast, Meister, kann nichts für die Künftigen Nützlicheres zu uns gelangen, als die Begriffsbestimmungen der Elemente, die du uns gelehrt hast.
Und jener: Ich sehe wirklich, all ihr Weisen, daß keiner von euch Erklärungen gegeben hat.
Und die Versammlung: Wenn deine Schüler etwas außer acht gelassen haben, so ziemt es dir nicht, Meister, für die Kommenden etwas (uns) Unbekanntes außer acht zu lassen.
Und jener: Wenn ihr wollt, will ich von hier beginnen, da es ja die Neider durch ihre Bücher auseinandergerissen haben; wenn aber nicht, so werde ich zur Beendigung dieses Buches einsetzen.
Und die Versammlung: Wo dir der Anfang für die Nachfahren durchsichtiger zu sein scheint, da setze ein!
Und jener: Wo es von den Unverständigen nicht erkannt, von den Söhnen der Lehre aber verstanden wird, da werde ich einsetzen, weil dies der Schlüssel, die Vollendung und das Ende ist.
Dictum II. 10
Sagte Eximenus (Anaximenes): Gott hat durch sein Wort alle Dinge geschaffen, indem er sprach: ‘Seid!’. Und es sind geschaffen worden mit anderem die vier Elemente, die Erde, das Wasser, die Luft und das Feuer, die er gegenseitig gepaart hat, so daß die Feindlichen vermischt wurden. Denn wir sehen, daß das Feuer dem Wasser feindlich ist und umgekehrt, und jedes von beiden der Erde und der Luft. Gott indessen hat sie friedlich gepaart, damit sie sich gegenseitig liebten. Aus diesen vier Elementen also ist alles erschaffen: der Himmel, der Thron, die Engel, die Sonne, der Mond, die Sterne, die Erde und das Meer und alle Dinge, die im Meere sind; die mannigfaltig sind und unähnlich, deren Naturen Gott verschieden gemacht hat, wie auch die Schöpfungen auf der Erde. Und diese Verschiedenheit besteht nicht allein in dem, was ich euch (schon) angezeigt habe, sondern jedes von jenen Geschöpfen ist von verschiedener Natur, und seine Natur ist (nur) nach den verschiedenen Gegenden verschieden. Diese Verschiedenheit aber ist in allen Schöpfungen, weil sie aus verschiedenen Elementen geschaffen sind. Denn wenn sie aus einem einzigen Element geschaffen wären, hätten sie übereinkommende
Naturen. Aber indem diese verschiedenen Elemente vermischt werden, büßen sie ihre (Sonder-) Naturen ein, wie ja das Warme mit dem Kalten gemischt weder warm noch kalt wird, das Feuchte aber mit dem Trockenen gemischt weder feucht noch trocken wird. Wenn aber die vier Elemente vermischt werden, kommen sie überein, und es gehen Schöpfungen daraus hervor, die niemals zur Vollendung kommen, wenn sie nicht über Nacht stehen gelassen werden und faulen und für den Augenschein zerstört werden. Darauf führt Gott seine Schöpfungen weiter fort durch Wachstum, Speise, Leben und Lenkung.
Ihr Söhne der Lehre, nicht ohne Grund habe ich euch das Verhalten dieser vier Elemente dargelegt: In ihnen ist nämlich ein Geheimnis verborgen, indem zwei von ihnen tastbar sind und beim Schauen einen Anblick gewähren, von denen Wirkung und Kraft bekannt sind, nämlich Erde und Wasser, während die beiden andern Elemente weder gesehen noch getastet werden, noch irgend etwas gewähren, und deren Ort, Wirkung und Kraft nicht wahrgenommen wird, außer in den vorhergenannten Elementen, nämlich der Erde und dem Wasser. Wenn also die vier Elemente nicht verbunden werden, kommt den Menschen nichts von dem kunstvollen Werk, das sie (auszuführen) wünschen, zur Vollendung. Gemischt aber und aus ihren Naturen heraustretend, werden sie zu etwas anderem. Über dieses nun denket aufs beste nach!
Und die Versammlung: Meister, wenn du sprichst, werden wir deinen Worten folgen!
Und jener: Ich habe schon gesprochen, und zwar gut; ich werde jedoch zusammenfassende Worte sprechen, denen ihr, indem ich sie spreche, folgen könnt. Wisset, all ihr Übrigen, daß keine Färbung echt wird, wenn sie nicht durch ‘unser Kupfer’ geschieht. Wollet daher nicht zugleich eure Seelen und euer Geld vernichten, noch Traurigkeit in eure Herzen tragen! Ich füge auch als Sicherung für euch hinzu, daß ihr nichts erreicht, wenn ihr das vorgenannte Kupfer nicht in ‘Weißes’ verwandelt und für den Augenschein zu Silber und dies dann zu ‘Rotem’ macht, bis die Färbung zustande kommt. Verbrennet also jenes Kupfer, zerreibet es und beraubet es der Schwärze durch Kochen, Tränken und Waschen, bis es zu Weißem wird; darauf behandelt es (weiter).
Dictum II. 11
Sagte Arisleus (Archelaos): Der Schlüssel dieses Werkes ist die ‘Kunst des Silbers’. Nehmet also den ‘Körper’, den ich euch angedeutet habe, und bringet ihn in die Form dünner Tafeln. Darauf leget (sie) auf das ‘Wasser unseres Meeres’, das ist das ‘immerwährende Wasser’, nachdem es behandelt worden ist. Dann setzet es auf ein leichtes Feuer, bis die Tafeln zerbrechen und zu ‘Wasser’, d. h. ‘Ethelia’ werden. Mischet und kochet und verwandelt in leichtem Feuer, bis eine fettähnliche Brühe entsteht, und wendet es in seiner ‘Ethelia’ um, bis es sich verfestigt und umgewandeltes Silber entsteht, das wir ‘Goldblüte’ nennen. Kochet also, bis es von der Schwärze befreit wird, und die Weiße erscheint. Behandelt es also und vermischet es mit ‘Goldlot’ und kochet, bis es ‘rote Ethelia’ wird; und pulvert mit Geduld, daß es euch nicht verdrieße, und tränket es mit seiner ‘Ethelia’ oder seinem ‘Wasser’, das aus ihm hervorgegangen ist, das ist das ‘immerwährende Wasser’, bis es rot wird. Dies also ist das ‘verbrannte Kupfer’, das die ‘Goldhefe’ und die ‘Goldblüte’ ist; diese behandelt mit dem ‘immerwährenden Wasser’ und behandelt immer wieder, bis sie trocken wird. Dies also tuet andauernd, bis es ganz vom ‘Wasser’ befreit und Staub wird.
Dictum II. 12
Sprach Parmenides: Wisset, daß die Neider auf vielerlei Art von mehreren Wassern und Brühen, Körpern, Steinen und Metallen gehandelt haben, um euch alle, die Wissenschaft Suchenden, zu betrügen. Lasset also dies unbeachtet, und lasset das Gold Silber und das Silber Gold werden an Stelle dieses unseres Kupfers, und Kupfer an Stelle der Schwärze, und Blei und Zinn an Stelle der Verflüssigung. Und wisset, daß wenn ihr nicht die ‘Naturen der Wahrheit’ behandelt und ihre Verbindungen und Zusammensetzungen gut zusammenfügt, die Verwandten mit den Verwandten und das Erste mit dem Ersten, so arbeitet ihr unangemessen und richtet nichts aus; weil die Naturen, wenn sie ihren (verwandten) Naturen begegnen werden, ihnen folgen und sich freuen werden. Denn in ihnen faulen sie und werden sie erzeugt, weil die Natur von der Natur beherrscht wird, die sie zerstört, in Pulver verwandelt und ins Nichts zurückführt, endlich aber sie erneuert, wiederherstellt und erzeugt. Darum forschet immer wieder in den Büchern, damit ihr die ‘Naturen der Wahrheit’ wisset, und was sie zur Faulung bringt und was sie erneuert, welchen Geschmack sie haben und welche Verwandten sie von Natur besitzen, und wie sie sich gegenseitig lieben, und wie ihnen nach der Liebe Feindschaft und Verderben zustößt, und wie jene Naturen sich gegenseitig umfassen und einträchtig werden, bis sie im Feuer zugleich fein werden.
Nachdem dies also bekannt ist, leget in dieser Kunst Hand an. Wenn ihr aber die ‘Naturen der Wahrheit’ nicht kennet, wollet euch diesem Werke nicht nahen, da (sonst) alles nur Schaden ist, Unheil und Traurigkeit. Betrachtet also die Worte der Weisen, wie sie mit diesen Worten das ganze Werk vollendet haben, indem sie sagten, daß die Natur sich über die Natur freut und die Natur die Natur festhält. In diesen Worten also ist euch das Werk vollendet.
Darum lasset das Vielfältige als überflüssig und nehmet das Quecksilber und verfestiget es im ‘Körper der Magnesia’, oder im ‘Kuhul’, oder im ‘unverbrennlichen Schwefel’; und machet es zu einer ‘weißen Natur’ und werft es auf ‘unser Kupfer’, so wird es weiß, und wenn ihr es rot macht, so wird es rot, und wenn ihr es darauf noch kocht, so wird es Gold. Ich sage, daß es selbst das Meer zu rotem Gold umwandelt und zu ‘Goldlot’. Und wisset, daß das Gold nicht in Röte verwandelt wird, außer durch das ‘immerwährende Wasser’, weil die Natur sich der Natur freut. Behandelt es also durch Kochen mit der ‘Flüssigkeit’, bis die verborgene Natur erscheint. Wenn diese daher außen erscheint, tränket es siebenmal im ‘Wasser’ mit Kochen, Tränken und Rösten, bis es rot wird.
O ihr himmlischen Naturen, die ihr auf den Wink Gottes die ‘Naturen der Wahrheit’ vermehrt! O du starke Natur, die die Naturen besiegt und ihre Naturen sich freuen und fröhlich sein läßt! Diese ist es nämlich insbesondere, der Gott eine Kraft zugeteilt hat, die das Feuer nicht besitzt. Und deshalb haben wir sie gepriesen und ihr Ehre erwiesen, da es in der ‘wahren Färbung’ nichts Kostbareres gibt als sie, und nichts ihr Ähnliches oder Gleiches gefunden werden kann. Sie ist selbst die Wahrheit, alle Erforscher der Weisheit, denn mit ihren ‘Körpern’ verflüssigt bewirkt sie das höchste der Werke. Würdet ihr etwa, wenn ihr die Wahrheit wüßtet, mir nicht vielfachen Dank sagen? Wisset also, daß das Färbende die Körper, welche (damit) gemischt sind, zerstören muß. Denn es überwältigt das, was ihm zugemischt wird, und wandelt es in seine Farbe um. Und in der gleichen Weise, wie es für den Augenschein die Oberfläche besiegt, so wird es das Innere überwältigen. Und wenn das eine flüchtig ist, das andere aber das Feuer aushält, so hält das eine mit dem andern verbunden das Feuer aus. Und wisset, daß wenn die Oberfläche geweißt wird, (auch) sein Inneres geweißt werden wird. Und wenn die ‘Wolken’ die Oberfläche des Kupfers geweißt haben, so wird ohne Zweifel (auch) das Innere geweißt werden. Und wisset, alle Erforscher der Philosophie, daß ein einziges Ding zehn überwältigt, und daß ‘unser Schwefel’ alle ‘Körper’ verbrennt.
Antwortete die Versammlung: Du hast trefflich gesprochen, Parmenides, indessen hast du den Nachfahren nicht das Verhalten des ‘Rauches’ gezeigt, noch wie durch ihn geweißt wird.
Dictum II. 13
Sprach Lucas (Leukippos): Ich werde sprechen, indem ich darin den Spuren der Alten folge. Und wisset, alle Erforscher der Weisheit, daß der Traktat hier nicht der Anfang des Verfahrens ist. Nehmet das Quecksilber, das vom ‘Männlichen’ ist, und verfestiget es gemäß der Gewohnheit. Seht ihr nicht, daß ich euch sage ‘gemäß der Gewohnheit’, weil es vorher schon verfestigt worden ist? Dies ist daher nicht der Anfang des Verfahrens. Ich heiße euch jedoch, das Quecksilber zu nehmen, das vom ‘Männlichen’ ist, und es auf vorbehandeltes Kupfer oder Eisen zu tun, so wird es geweißt werden. Ähnlich entsteht ‘weiße Magnesia’ und wird das ‘Männliche’ umgewandelt; da ja eine gewisse Verwandtschaft des Magneten mit dem Eisen besteht, so freut sich die Natur über die Natur. Nehmet also die ‘Wolke’, welche die Alten euch zu nehmen geheißen haben, und kochet sie mit ihrem ‘Körper’, bis Zinn entsteht. Und gemäß der Gewohnheit reiniget es von seiner Schwärze, waschet und röstet in gleichmäßigem Feuer, bis es weiß wird. Mit (vor-) behandeltem Quecksilber wird jeder ‘Körper’ geweißt, denn die Natur wandelt die Natur. Nehmet daher die ‘Magnesia’ und weißet mit dem Rauch von ‘Wasser des Alauns’ und ‘Wasser des Nitrons’ und ‘Wasser des Meeres’ und ‘Wasser des Eisens’, weil jener ‘Rauch’ weiß ist, und alles weißt; was immer ihr durch den ‘Rauch’ geweißt haben wollt, das wird geweißt. Mischet daher jenen ‘Rauch’ mit seinem Rückstand, bis er sich verfestigt und ‘weißes Silber’ wird. Röstet aber dieses ‘weiße Kupfer’, bis es sich selbst zum Keimen bringt, da die ‘Magnesia’, wenn sie geweißt wird, die ‘Geister’ nicht entweichen und den ‘Schatten des Kupfers’ nicht erscheinen läßt, weil die Natur die Natur festhält. Nehmet also, all ihr Söhne der Lehre, das ‘schweflige Weiß’ und weißet es mit ‘Sonne und Tau’, oder mit der ‘Blüte des weißen Salzes’, bis es ein weißes Silber wird. Und wisset, daß die ‘Blüte des weißen Salzes’ das ‘Ethel der Ethel’ ist. Röstet es daher sieben Tage hindurch, bis es glänzend wie Marmor wird, weil es, wenn es so wird, ein größtes Geheimnis ist, da der Schwefel mit dem Schwefel gemischt worden ist; und das größte Werk ist von daher bewirkt worden, wegen der gegenseitigen Verwandtschaft, weil Naturen, die ihrer Natur begegnen, sich freuen. Nehmet also ‘Martak’ (Bleiglätte) und weißet ihn mit ‘Kadmia’ und ‘Essig’ und ‘immerwährendem Wasser’, und röstet und verfestiget, bis es nicht mehr flüssig wird, in einem Feuer, das stärker ist als sein früheres Feuer, und verschließet die Mündung des Gefäßes fest, damit die ‘Blüte’ nicht entflieht, sondern ihren Verwandten (bei sich) festhält und seine Weiße sich verstärken läßt. Und hütet euch vor der Verstärkung des Feuers, weil (das Wasser), wenn ihr das Feuer verstärkt, vorzeitig rot wird, was euch nichts nützt, weil ihr ja beim Anfang des Verfahrens das Weiße haben wollt. Darauf möget ihr es verfestigen, dann rotmachen; und es sei euer Feuer gelinde wie beim Weißfärben, bis es sich verfestigt. Und wisset, daß wir es, wenn es sich verfestigt, ‘Seele’ nennen und daß es dann schneller von einer Natur in die andere verwandelt wird. Dies also ist für die Verständigen genug über die ‘Kunst des Silbers’, weil (schon) ein einziges Ding tut, was auch mehrere bewirken; mehrere Dinge aber braucht ihr nicht, sondern nur das eine Ding, und jenes eine Ding wird bei jeder Stufe unsrer Arbeiten in eine andere Natur verwandelt.
Sprach die Versammlung: Meister, wenn du reden würdest, wie die Weisen geredet haben, so würden auch binnen kurzem jene, von denen wir sehen, daß sie sich von der Unterwerfung unter die Finsternis nicht trennen wollen, uns folgen.
Dictum II. 14
Sagte Pythagoras: Lasset uns eine andere Behandlung setzen, die eine andere ist nicht der Wurzel, sondern (nur) dem Namen nach. Und wisset, all ihr Erforscher dieser Wissenschaft und Weisheit, daß, was immer die Neider in ihren Büchern über die Zusammensetzung der sich gegenseitig entsprechenden Naturen der ‘Elemente’ vorgeschrieben haben, dem Wesen nach nur eines ist, wie verschieden es auch nach dem Augenschein sein mag. Und wisset, daß das Ding, welches sie auf vielfache Weise erörtert haben, seinem ‘Genossen ohne Feuer’ folgt, wie der Stein Magnetis dem Eisen folgt, worauf jenes (Ding) nicht ohne Grund bezogen wird, oder auch auf Samen oder Mutterschoß, denen jenes Ding ähnlich ist. Und (wisset, daß) jenes Ding, das seinem ‘Genossen ohne Feuer’ folgt, in jener Zusammensetzung allenthalben Farben erscheinen läßt, weil jenes eine Ding in jede Art von Verfahren eingeht und überall gefunden wird: das (zugleich) ein Stein ist und kein Stein, verachtet und wertvoll, verdunkelt, verheimlicht und (doch wieder) jedem bekannt, eines Namens und vieler Namen, das der ‘Speichel des Mondes’ ist. Dieser Stein ist daher kein Stein, und obwohl er kostbar ist, (wird er um nichts verkauft) – der Stein, ohne den die Natur niemals etwas bewirkt, dessen Name einer ist, den wir aber mit vielen Namen bezeichnet haben wegen der Vortrefflichkeit seiner Natur.
Antwortet die Versammlung: Wenn du ihn, Meister, mit einigen seiner Namen benennen möchtest, würdest du ihn den Forschenden klar machen.
Und jener: Er wird ‘weiße Ethelia’ genannt und ‘weißes Kupfer’, und ‘vor dem Feuer fliehend’, ‘der allein das Kupfer weißt’. Zerreibet also den ‘weißen Stein’, hernach verfestiget ihn mit der ‘Milch’. Darauf zerreibet ‘Kalk’ und ‘Marmor’ und sehet euch vor, daß die Feuchtigkeit nicht aus dem Gefäß herausgeht; verfestiget sie vielmehr im Gefäß, bis sie zu Asche wird, und kochet und behandelt sie mit ‘Speichel des Mondes’, so werdet ihr den Stein zerbrochen und schon von seinem Wasser getränkt finden. Dies also ist der Stein, den wir mit allen Namen benannt haben, der das ‘Werk’ aufnimmt und aufsaugt, und aus dem jegliche Farbe erscheint. Nehmet also das ‘Gummi, das von der Akazie ist’, und mischet es mit der Asche des Kalkes, die ihr behandelt habt, und mit dem Rückstand, den ihr kennt, und mit reinem ‘immerwährendem Wasser’. Dann schauet nach, ob sie zu Staub geworden sind; wenn aber nicht, so röstet in einem Feuer, das stärker ist, als das frühere, bis sie (zu Staub) zerrieben werden; darauf tränket mit dem ‘immerwährenden Wasser’, und je mehr die Farben wechseln, desto mehr lasset es warm werden. Und wisset, wenn ihr ‘weißes Quecksilber’ nehmt, oder ‘Speichel des Mondes’, und (wenn ihr) tut, wie ich geheißen habe, und mit leichtem Feuer zerreibt, so verfestigt es sich und wird ein Stein. Aus diesem Stein also werden euch, wenn er zerrieben wird, mancherlei Farben erscheinen. Wenn euch aber in dieser Rede etwas von Unklarheit vorkommt, so tuet, wie ich euch geheißen habe, bis der Stein weiß wird und glänzend, und ihr werdet eure Absicht erreichen.
Sagte Arsuberes (Xenophanes): Meister, du hast soeben ohne Neid gesprochen, wie es dir geziemt; möge es dir Gott vergelten!
Sagte Pythagoras: Und dich, Arsuberes (Xenophanes), möge Gott vom Neid befreien!
Dictum II. 15
Und jener: Wisset, Versammlung der Weisen, daß die Schwefel von den Schwefeln festgehalten werden, und die Feuchtigkeit von ähnlicher Feuchtigkeit.
Antwortete die Versammlung: Arsuberes (Xenophanes), die Neider haben schon etwas Ähnliches gesagt; gib also an, was diese Feuchtigkeit ist.
Und jener: Wenn das ‘Gift’ den Körper durchdringt, färbt es ihn mit unveränderlicher Farbe, und niemals läßt der ‘Körper’ zu, daß die ‘Seele’, die seine Gefährtin ist, sich von ihm trennt. Darüber haben die Neider gesagt: »Wenn das ‘Verfolgende’ sich dem ‘Flüchtigen’ in den Weg stellt, wird von ihnen die Flucht beseitigt und es erreicht die (Natur der) Wahrheit«. Und weil die Natur ihn als ihren Gefährten genommen hat, nicht als einen Feind, haben sie sich gegenseitig festgehalten, weil aus dem mit ‘Schwefel’ gemischten Schwefligen eine höchst kostbare Farbe entsteht, die sich nicht verändert, noch vor dem Feuer flieht, wenn die ‘Seele’ in das Innerste des ‘Körpers’ eingeführt wird und den ‘Körper’ festhält und färbt.
Meine Worte aber werde ich wiederholen in bezug auf die ‘tyrische Färbung’. Nehmt das Tier, welches ‘Konchylion’ heißt, da sein ganzes ‘Wasser’ tyrische Farbe ist, und behandelt es mit gelindem Feuer, wie es üblich ist, bis es ‘Erde’ wird, in der (nur) wenig Farbe sein wird. Wollt ihr aber zur ‘tyrischen Färbung’ gelangen, so nehmet die Feuchtigkeit, die jenes (Tier) ausgeworfen hat, und bringet sie mit ihm nach und nach in das Gefäß, und bringet es in jene Tinktur hinein, deren Farbe euch nicht gefallen hat. Dann kochet es mit Meerwasser, bis es trocken wird, dann tränket es mit jener Feuchtigkeit und trocknet nach und nach aus, und höret nicht auf, es zu tränken, zu kochen und auszutrocknen, bis es mit seiner ganzen Feuchtigkeit getränkt ist. Darauf lasset es einige Tage in seinem Gefäß, bis ihm die kostbarste tyrische Farbe darüber herauskommt.
Schauet, wie ich euch das Verfahren beschreiben werde. Versetzet den ‘Körper’ mit dem ‘Harn von Knaben’ und mit ‘Meerwasser’ und reinem ‘immerwährenden Wasser’, bevor es gefärbt wird, und kochet ihn mit gelindem Feuer, bis die Schwärze vergeht und ruht, und dies leicht zerrieben werden kann. Kochet ihn also mit seiner ‘Flüssigkeit’, bis er sich mit roter Farbe bekleidet. Wollt ihr ihn aber in ‘tyrische Farbe’ (über)führen, so tränket ihn fortgesetzt mit dem ‘Wasser’ und mischet, wie ihr wißt, daß es ihm nach dem Augenschein genügt. Mischet ihn auch mit ‘immerwährendem Wasser’, und zwar so, daß es genügt, und kochet, bis die Röte das Wasser aufsaugt. Darauf waschet mit dem ‘Meerwasser’, das ihr zubereitet habt, das ist das ‘Wasser des getrockneten Kalkes’, und kochet, bis er seine Flüssigkeit aufsaugt, und tuet das mehrere Tage hintereinander. Ich sage, daß euch davon eine Farbe erscheinen wird, wie die Tyrier niemals eine ähnliche hergestellt haben. Und wenn ihr wollt, daß sie noch höher wird, als sie gewesen war, und leuchtender, so tuet das ‘Gummi’ in das ‘immerwährende Wasser’ durch das ihr sie mehrfach färbt, dann trocknet in der Sonne, endlich bringet sie in das vorgenannte ‘Wasser’ zurück, so wird die tyrische Farbe noch mehr gesteigert. Und wisset, daß ihr mit Purpurfarbe nur im Kalten färben könnt. Nehmet also das Wasser, das die Natur der Kälte besitzt, und kochet mit ihm den ‘Mond’, bis er die Kraft der Färbung vom ‘Wasser’ annimmt. Und wisset, daß die Philosophen jene Kraft, die von jenem Wasser ausgeht, ‘Blüte’ genannt haben. Euer Vorhaben wird also vollendet durch jenes ‘Wasser’; setzet in dies, was im Gefäß ist, Tage und Nächte hindurch, bis es sich mit kostbarster tyrischer Farbe bekleidet.
Sprach Flritis (Sokrates): Wisset, alle Erforscher der Weisheit, daß das Fundament dieser Kunst, um derenwillen viele zugrunde gegangen sind, etwas Einziges ist, das stärker und erhabener ist als alle Naturen bei den Philosophen; bei den Unverständigen aber ist es aller Dinge Niedrigstes, was wir verehren. Wehe euch, allen Unverständigen, wie unkundig seid ihr dieser Kunst, für die ihr sterben würdet, wenn ihr sie kenntet! Und ich schwöre euch, daß wenn die Könige sie kennten, niemand von euch jemals zu ihr gelangen würde. O diese Natur, wie wandelt sie den ‘Körper’ in ‘Geist’! Was für eine wunderbare Natur, wie überragt sie alles und besiegt sie alles!
Sagte Pythagoras: Nenne sie, Flritis (Sokrates)!
Und jener: Sie ist der schärfste ‘Essig’, der bewirkt, daß das Gold zu lauterem ‘Geist’ wird, ohne welchen ‘Essig’ weder die Weiße noch die Schwärze, noch die Röte entstehen kann. Und wisset, daß wenn der ‘Körper’ (mit ihm) gemischt und festgehalten und vereinigt wird, er ihn in ‘Geist’ verwandelt und mit unveränderlicher geistiger Farbe färbt, die nicht zerstört werden kann. Und wisset, daß wenn ihr den ‘Körper’ ohne ‘Essig’ über Feuer setzt, er verbrannt und zerstört wird. Und wisset, daß die ‘erste Feuchtigkeit’ kalt ist; seid daher vorsichtig mit dem Feuer, das der Kälte feindlich ist. Darum haben die Weisen gesagt, ihr sollet vorsichtig zu Werk gehen, bis der ‘Schwefel’ unverbrennlich wird. Das Verfahren dieser Kunst aber hat der Weise den Vernünftigen bereits gezeigt; von dem aber, was er gesagt hat, ist das beste, »daß die geringe Kraft dieses ‘Schwefels’ einen starken ‘Körper’ verbrennt«. Darum verehren sie ihn und beschreiben ihn am Anfang ihres Buches, was jemand wie folgt beschrieben hat: »Da dieser ‘Essig’ den Körper verbrennt und in ‘Asche’ verwandelt, was auch den Körper weißt«. Wenn ihr ihn also gut kocht und der Schwärze beraubt, wird er in Stein verwandelt, und zu Silber von stärkster Weiße werden. Kochet daher den Stein, bis er zerstört wird; dann löset und versetzet mit ‘Meerwasser’. Und wisset, daß der Anfang des ganzen Werkes die Weißung ist, der die Röte folgt, endlich die Vollendung des Werkes; danach aber geschieht auf den Wink Gottes durch den ‘Essig’ die ganze Vollendung.
Ich habe euch nun, Versammlung der Schüler, die Darstellung dieses einzigen Dinges gezeigt, das vollkommener ist, kostbarer und verehrungswürdiger als die (gesamten übrigen) ‘Naturen’. Und ich schwöre euch bei Gott, daß ich lange Zeit in den Büchern geforscht habe, um zu der Wissenschaft dieses einzigen Dinges zu gelangen, und daß ich Gott gebeten habe, mich zu lehren, was es ist. Nachdem er aber meine Bitte erhört hatte, zeigte er mir das ‘reine Wasser’, was ich als den ‘lauteren Essig’ erkannte, und je mehr ich die Bücher las, desto mehr wurde mir Erleuchtung zuteil.
(Sagte die Versammlung: Du hast gut gesprochen, Sokrates, fahre in deiner Rede fort!)
Sprach Sokrates: Wisset, Versammlung der Bleibenden, Söhne der Lehre, daß ohne das ‘Blei’ keine Färbung entsteht, weil es die Kraft besitzt. Seht ihr nicht, wie der dreifach begnadete Hermes sagt: daß »wenn das ‘Blei’ in dem ‘Körper’ versenkt wird, dieser in unveränderliche Farbe verwandelt wird?«. Und wisset, daß die erste Kraft der ‘Essig’ ist, die zweite aber das ‘Blei’, von dem die Weisen gesagt haben, daß »wenn das ‘Blei’ in dem ‘Körper’ versenkt wird, aus ihm eine unveränderliche Farbe entsteht«. Nehmet also das ‘Blei’, das aus dem Stein entsteht, der ‘Kuhul’ genannt wird, und es sei der beste, und kochet ihn, bis er schwarz wird; dann zerreibet ihn mit ‘Wasser des Nitrons’, bis er dicht wird wie Fett. Darauf kochet, bis er zu Stein wird, in stärkstem Feuer, bis die Dichtigkeit des Körpers durch das darin enthaltene Wasser zerstört wird. Entzündet also über ihm ein Feuer, bis er ein reiner, silberartiger und weißer Stein wird. Zerreibet ihn also in Tau und Sonne, mit Meer- und Regenwasser 20 Tage, 10 Tage mit salzigem, 10 Tage aber mit süßem Wasser, und ihr werdet ihn einem silberartigen Stein ähnlich finden. Kochet ihn daher mit ‘Wasser des Nitrons’, bis er zu Zinn wird. Kochet auch, bis er der Feuchtigkeit beraubt und trocken wird. Und wisset, daß er, wenn er trocken wird, den Rest seiner Feuchtigkeit schnell aufsaugt, weil er ‘verbranntes Blei’ ist. Rühret ihn daher um, damit er nicht verbrennt. Dies aber nennen wir ‘unverbrennlichen Schwefel’. Zerreibet ihn also mit schärfstem ‘Essig’ und kochet, bis er dicht wird, und habet acht, daß der ‘Essig’ sich nicht in ‘Rauch’ verwandelt und zugrunde geht; kochet ihn 150 Tage lang. – Ich habe nun die Darstellung des ‘weißen Bleis’ gezeigt; wenn man das aber weiß, ist das weitere nur noch Frauenwerk und Kinderspiel.
Und wisset, daß das Geheimnis der ‘Darstellung des Goldes’ aus dem ‘Männlichen’ und dem ‘Weiblichen’ kommt. Das ‘Männliche’ (aber) habe ich euch schon beim ‘Blei’ gezeigt, das ‘Weib(liche)’ dagegen habe ich euch im ‘Auripigment’ genannt. Mischet daher das ‘Auripigment’ mit dem ‘Blei’, denn wenn es die Kraft des Mannes empfangen hat, freut sich das Weib, weil es vom Männlichen unterstützt wird, das Männliche aber nimmt von der Frau den färbenden Geist an. Bringet diese daher gemischt in ein gläsernes Gefäß, und zerreibet sie mit ‘Ethelia’ und ‘schärfstem Essig’, und kochet sie sieben Tage; und hütet euch, daß das ‘Geheimnis’ zu rauchen beginnt, und lasset es mehrere Nächte stehen. Und wenn ihr wollt, daß es sich mit ‘Gelb’ bekleidet, falls ihr es schon trocken seht, dann tränket es mit ‘Essig’. Also habe ich auch schon die Kraft des ‘Auripigments’ bekannt gegeben, das das ‘Weib’ ist, durch welches das größte Geheimnis bewirkt wird. Wollet also dies (Weib) nicht den Bösen zeigen. Der Sandarach aber ist die Ethelia des ‘Essigs’, der bei der Darstellung zugesetzt wird, durch den Gott das Werk vollendet, wodurch auch die Körper ‘Geister’ aufnehmen und geistig werden.
Sprach Cinon (Zenon): Ihr habt schon, Versammlung der Philosophen und Schüler, über das ‘Weißmachen’ gesprochen; es muß daher (jetzt) über das ‘Rotmachen’ gesprochen werden. Wisset, all ihr Erforscher dieser Kunst, daß wenn ihr nicht weißt, ihr auch nicht rotmachen könnt, weil die zwei ‘Naturen’ nichts anderes sind, als das ‘Rote’ und das ‘Weiße’. Weißet also das Rote und rötet das Weiße! Und wisset, daß das Jahr in vier Zeiten geteilt wird. Die erste Zeit aber ist von kalter Beschaffenheit, das ist der Winter; die zweite jedoch ist von warmer Beschaffenheit, das ist der Frühling, dann die dritte, das ist der Sommer, dann die vierte, in der die Früchte reifen, das ist der Herbst. Auf diese Weise nun müßt ihr die Naturen behandeln: (zuerst) durch die Feuchtigkeit des Winters, dann durch die Wärme des Frühlings und das Erscheinen der Blüten, dann durch die Wärme und die Schärfe des Sommers, und (endlich) wie der Herbst die Früchte reift und weich macht, so daß sie von den Bäumen gesammelt werden. Gemäß diesem beschriebenen Beispiel färbend behandelt die ‘Naturen’; wenn (ihr) aber nicht (zustande kommt), dann tadelt niemand als euch selbst!
Antwortete die Versammlung: Du hast sehr gut gesprochen; füge daher für die Nachfahren noch etwas anderes von dieser Rede hinzu!
Und jener: Ich will über das ‘Rotmachen’ des Bleis sprechen. Nehmet das Blei, das der Meister euch am Anfang seines Buches zu nehmen vorgeschrieben hat, und setzet dazu Kupfer (soviel) wie Blei und kochet, bis es sich verdichtet; verfestiget und trocknet, bis es rot wird. Dies also ist das ‘rote Blei’, von dem die Weisen gesagt haben: ‘Kupfer und Blei werden ein kostbarer Stein’. Mischet sie gleichmäßig und röstet mit ihnen das Gold; wenn ihr das gut ausführt, so wird es ein Geist, färbend unter Geistern. Denn wenn das ‘Männliche’ und das ‘Weib’ verbunden werden, so wird das Weib nichtflüchtig, das ‘Zusammengesetzte’ jedoch geistig. Aus dem in ‘roten Geist’ verwandelten Zusammengesetzten aber entsteht der Ursprung des Wissens. Siehe, dieses ‘Blei’, das wir das ‘rote Blei’ genannt haben, gehört zu unserem Werk, ohne das nichts geschieht!
Dictum II. 16
Sagte Mundus (Parmenides) zur Versammlung: Ihr Erforscher dieser Kunst, man muß wissen, daß die Philosophen in ihren Büchern das ‘Gummi’ auf vielerlei Weise bezeichnet haben, das nichts anderes ist, als das ‘immerwährende Wasser’, aus dem der kostbarste Stein erzeugt wird. O wie zahlreich sind die Erforscher dieses ‘Gummi’, und wie wenig kennen sie es! Und wisset, daß dieses ‘Gummi’ nur durch das Gold allein verbessert werden kann. Wie viele sind es doch, die diese Anwendungen erforschen und (auch) einige finden, aber die ‘Qualen’ nicht aushalten können, weil (die Stoffe) vermindert werden. Die Anwendungen aber, die von dem ‘Gummi’ gemacht werden und von dem verehrungswürdigen Stein, der die Färbung schon in sich enthielt, halten selbst die Qualen aus und werden niemals vermindert. Verstehet also meine Worte, denn ich beleuchte euch ohne Neid das Verfahren des ‘Gummis’ und das in ihm vorhandene Geheimnis. Wisset, daß unser ‘Gummi’ stärker ist als das Gold, und die es kennen, müssen es für verehrungswürdiger halten als das Gold. Dennoch haben wir (auch) das Gold verehrt, denn ohne dieses kann das ‘Gummi’ nicht verbessert werden. Unser ‘Gummi’ ist daher bei den Philosophen kostbarer und erhabener als Perlen, weil wir um wenig Gold viel ‘Gummi’ kaufen. Darum haben die Philosophen, wenn sie schrieben, und verhüten wollten, daß es zugrunde gehe, in ihren Büchern das Verfahren nicht klar angegeben, damit nicht jeder Beliebige es kennenlerne; denn wenn es die Unverständigen kennten, würden sie es um nicht geringen Preis verkaufen. Nehmet also vom ‘weißen Gummi’ von stärkstem Weiß einen Teil, und von dem ‘Harn eines weißen Kalbes’ einen Teil und von der ‘Galle eines Fisches’ einen Teil, und von dem ‘Körper des Gummi’, ohne den es nicht verbessert werden kann, einen Teil. Diese Anteile mischet und kochet vierzig Tage lang. Nachdem dies geschehen ist, verfestiget in der Sonnenwärme, bis es getrocknet ist. Darauf kochet es gemischt mit ‘Milch der Hefe’, bis die ‘Milch’ verschwindet, dann ziehet es aus, und bis es trocken wird, lasset es in der Wärme. Dann mischet es mit ‘Milch der Feige’ und kochet, bis jene Flüssigkeit in dem Zusammengesetzten ausgetrocknet ist; dies mischet hernach mit ‘Milch der Wurzel des Krautes’ und kochet, bis es austrocknet. Darauf befeuchtet es mit ‘Regenwasser’ und röstet, bis es austrocknet. Darauf besprengt es mit ‘Wasser des Taues’ und kochet, bis es ausgetrocknet wird. Ferner tränket es mit ‘immerwährendem Wasser’ und trocknet, bis es von äußerster Trockenheit wird. Nachdem dies alles vorangegangen ist, mischet es mit dem ‘Gummi’, das für alle Farben zubereitet wird, und kochet tüchtig, bis die Kraft des gesamten ‘Wassers’ vergeht, und trocknet seine gesamte Feuchtigkeit aus, indem ihr es durch Kochen einführt, bis seine Trockenheit verstärkt wird. Dann lasset es vierzig Tage stehen, daß es in jener Kochung verbleibt, bis der ‘Geist’ in den ‘Körper’ eindringt. Denn durch dieses Verfahren wird der Geist verkörperlicht und der Körper in einen Geist gewandelt. Beobachtet also das Gefäß, damit die Zusammensetzung nicht entweicht und in ‘Rauch’ aufgeht! Nachdem dies aber geschehen ist, öffnet das Gefäß, und ihr werdet euer Vorhaben (vollendet) finden. Dies also ist das Geheimnis des ‘Gummi’, das die Philosophen in ihren Büchern verborgen haben.
Sprach Dardaris: Es ist bekannt, daß schon die Meister vom ‘immerwährenden Wasser’ berichtet haben. Der in diese Kunst Eingeführte soll daher nichts anfangen, bevor er nicht die Kraft dieses ‘immerwährenden Wassers’ kennt. Man soll aber bei der Mischung, der Zerreibung und dem ganzen Verfahren nichts als jenes bekannte ‘immerwährende Wasser’ gebrauchen. Wer also das ‘immerwährende Wasser’ nicht kennt und sein Verfahren, wie es sein soll, der trete nicht ein in diese Kunst, weil ohne das ‘immerwährende Wasser’ nichts geschieht. Seine Kraft ist ein ‘geistiges Blut’, weshalb es die Philosophen ‘immerwährendes Wasser’ genannt haben; denn mit dem Körper zerrieben, den die Meister euch vor mir auseinandergesetzt haben, verwandelt es mit Gottes Willen jenen Körper in Geist. Denn miteinander gemischt und vereinigt, verwandeln sie sich gegenseitig; der Körper nämlich nimmt den Geist auf, der Geist aber wandelt den Körper in einen wie Blut gefärbten Geist um. Und wisset, daß alles, was Geist besitzt, auch Blut besitzt; seid darum eingedenk dieses Geheimnisses!
Sprach Bellus (Apollonios): Ihr habt sehr gut geredet, ihr Schüler!
Antwortete Pythagoras: Bellus (Apollonios), warum hast du sie Schüler genannt, da sie doch Philosophen sind?
Antwortete jener: Zu Ehren ihres Meisters, um ihn selbst nicht ihnen gleichzustellen.
Pythagoras aber antwortete: Die mit euch das Buch über diese Kunst verfaßt haben, das Turba genannt wird, dürfen nicht Schüler genannt werden.
Dictum II. 17
Und jener: Jene Meister haben selbst sehr häufig das ‘immerwährende Wasser’ erwähnt, und haben das Weißmachen und Rotmachen auf viele Weisen beschrieben, nur mit verschiedenen Worten. Nachdem aber die Wahrheit verborgen war, sind sie einig, auf welche Weisen sie die Gewichte, die Zusammensetzungen und die Verfahren verbunden haben. Siehe, ich werde über dieses Verachtete, ruhmvoll Bekannte sprechen, das bei den Philosophen erhaben ist, das ein Stein ist und doch kein Stein, (und) das mit vielen Namen genannt wird, damit kein Unverständiger ihn erkenne. Denn einige Weise haben ihm nach dem Ort, wo er erzeugt wird, einen Namen verliehen, einige aber nach der Farbe, von denen einige ihn den ‘grünen Stein’ genannt haben, manche aber den ‘Stein des stärksten Geistes aus dem Kupfer, mit Körpern unmischbar’. Manche haben seine Beschreibung (wiederum) verändert, was bei denen, die die Steine verkaufen, welche ‘Gifte’ genannt werden, um Geld gekauft werden kann. Manche haben ihn ‘Speichel des Mondes’, manche nach den Sternen, manche auch nach den Zahlen benannt. So ist er mit Legionen von Namen benannt worden, von denen der beste ist, daß er ‘aus Metallen entsteht’; manche haben auch gesagt, er sei die ‘Chrysokolla’, manche auch, er entstehe aus Quecksilber mit ‘Milch der Fliegenden’.
Sprach Pandolfus (Empedokles): Bellus (Apollonios), du hast so viel von dem Stein gesprochen, daß du keinem deiner Brüder etwas zu sagen übriggelassen hast.
(Sprach Pythagoras:) Ich lehre außerdem die Nachfahren, daß dieser verachtete Stein das ‘immerwährende Wasser’ ist. Und wisset, all ihr Erforscher der Weisheit, daß das ‘immerwährende Wasser’ das ‘reine Wasser’ und das ‘Wasser des Lebens’ ist, von dem nämlich die Philosophen gesagt haben: »Die Natur freut sich der Natur, die Natur hält die Natur fest, und die Natur besiegt die Natur«. Dieses kurze Wort aber haben die Philosophen als Grundlage des Werks für die Verständigen gesetzt. Und wisset, daß kein ‘Körper’ kostbarer ist oder reiner als die ‘Sonne’ (das Gold), und daß kein färbendes ‘Gift’ erzeugt wird ohne die ‘Sonne’ und ihren ‘Schatten’. Wer also von den Philosophen das ‘Gift’ ohne diese (Stoffe) zu machen unternimmt, ist bereits irrend in das gefallen, wodurch seine Traurigkeit fortbesteht. Wer aber von den Weisen das ‘Gift’ mit der ‘Sonne’ und ihrem ‘Schatten’ gefärbt hat, gelangt zum höchsten Geheimnis. Und wisset, daß ‘unser Silber’, wenn es rot wird, ‘Gold’ genannt wird. Wer also den ‘verborgenen Zinnober’ der Philosophen kennt, dem ist das Geheimnis schon bekannt.
Antwortete die Versammlung: Du hast diesen Stein gut beschrieben, Noficus (Pythagoras); indessen hast du sein Verfahren nicht angegeben, noch seine Zusammensetzung; komme also in der Beschreibung darauf zurück!
Sprach Noficus (Pythagoras): Ich heiße euch das verborgene und verehrungswürdige Geheimnis nehmen, nämlich die ‘weiße Magnesia’, die gemischt und zerrieben ist mit dem ‘Lebendigen’. Und hütet euch, dies anders als fein und rein zu nehmen. Dann bringt es in sein Gefäß und bittet Gott, er möge euch diesen ‘größten Stein’ sehen lassen. Dann kochet allmählich, wenn ihr ihn aber herauszieht, schauet nach; wenn der Stein schwarz geworden ist, so habt ihr sehr gut gearbeitet, wenn aber nicht, so behandelt ihn mit dem ‘Weißen’, das das große Geheimnis ist, bis er zu mit Schwärze bedecktem ‘Kuhul’ wird. Wenn diese Schwärze entstanden ist, so wisset, daß sie nicht länger als 40 Tage anhält. Zerreibet (ihn) also mit seinen Zubereitungen, die die folgenden sind: ‘Kupferblüte’ (oder) ‘indisches Gold’, deren Wurzel dieselbe ist, (eine,) und von ‘Salbe’ eine, und von ‘Krokus’ eine, und von ‘verfestigtem Alaun’ eine. Diese vier also kochet vorsichtig 40 Tage oder 42 Tage. Denn wenn diese Tage vorausgegangen sind, wird Gott euch den Anfang dieses Steines zeigen, welcher der Stein ‘Athichos’ ist. Wenn ihr diesen durch Gottes vielfältig erwiesene Gnade zu Gesicht bekommen habt, kochet tüchtig und tränket ihn mit dem Rückstand des ‘Gummi’. Und wisset, daß so oft ihr diese ‘Asche’ tränkt, er ebenso viele Male getrocknet und wieder feucht gemacht wird, bis seine Farbe in das, was ihr sucht, umgewandelt wird. Ebenso werde ich gütig beginnend für euch vollenden, was ich begonnen habe. Wisset, daß die Vollendung des Werkes dieses kostbaren Steins darin besteht, ihn mit dem Rest seiner ‘Medizin’, das sind zwei Drittel dessen, was ihr zurückbehalten habt, zu behandeln. Von diesen zwei übrigen Dritteln tränket ihn mit dem einen, um ihn zu tränken, und setzet ihn zum Kochen in die Wärme, und es sei das Feuer für ihn stärker als das frühere. Wenn das in ‘Wachs’ Verwandelte getrocknet wird, hält es sich gegenseitig fest. Kochet daher das ‘Wachs’, bis es das ‘Goldlot’ aufsaugt, und wenn dies getrocknet ist, so tränket auch mit dem übrigen ‘Wachs’ siebenmal, bis jene zwei Drittel zu Ende sind und die richtige ‘Erde’ sie alle einsaugt. Endlich setzet es auf heißes Feuer, bis die ‘Erde’ seine ‘Blüte’ auszieht, und es hinreichend gefällt. Wenn ihr das versteht, so seid ihr glücklich; wenn aber nicht, so will ich euch die Vollendung des Werkes wiederholen: Nehmet das ‘reine Weiß’, das das größte Geheimnis ist, in dem die wahre Färbung enthalten ist, und tränket damit den ‘Sand’, der hergestellt ist aus dem siebenmal getränkten Stein, bis er das ganze Wasser eingesaugt hat, und verschließet die Mündung des Gefäßes fest, wie ich euch oft geheißen habe, weil das, was ihr aus ihm herstellt, euch erscheinen wird, so Gott will, nämlich der ‘Stein von tyrischer Farbe’. Nun habe ich euch also die Wahrheit vollendet; darum beschwöre ich euch bei Gott und eurem Meister, daß ihr dieses größte Geheimnis nicht preisgebt; und hütet euch vor den Übeltätern!
Dictum II. 18
Sprach Theophilus: Du hast gut geredet, Noficus (Pythagoras), und schön, und hast dich von Neid frei gehalten!
Sprach die Versammlung: Möge uns also Eure Diskretion auseinandersetzen, was Noficus (Pythagoras) vorgebracht hat, und wolle nicht neidisch sein!
Und jener: Alle Erforscher dieser Wissenschaft, das Geheimnis der Darstellung des Silbers und Goldes ist ein dunkles Gewand und niemand lernt verstehen, was die Philosophen in ihren Büchern erzählt haben, ohne häufiges Lesen und Anstellen von Versuchen und Befragung der Weisen. Denn was sie festgesetzt haben, ist erhabener und dunkler, als daß es gewußt werden könnte, und obgleich es Noficus (Pythagoras) behandelt, und zwar gut (behandelt) hat, so haben es doch manche dunkel behandelt, manche (aber) sind lichtvoller als andere.
Antwortete die Versammlung: Du hast wahr gesprochen.
Und jener: Ich gebe den Nachfahren bekannt, daß zwischen dem ‘Boritis’ und dem Kupfer eine Verwandtschaft besteht, weil der ‘Boritis’ das ‘Kupfer der Weisen’ verflüssigt und wie Wasser fließend macht. Teilet also das ‘Gift’ in zwei gleiche (Teile), mit deren einem ihr das Kupfer verflüssigt, deren andern ihr aber zum Zerreiben und Tränken bewahrt, weil ihr das Kupfer in Tafeln ausziehen und dann mit dem ersten Teil des ‘Giftes’ kochen müßt, zwei zu sieben in zwei zu sieben (Tagen?); kochet in seinem Wasser 42 Tage, dann öffnet das Gefäß, und ihr werdet das Kupfer in Quecksilber verwandelt finden. Waschet es durch Kochen, bis es von seiner Schwärze befreit ist und zu ‘schattenlosem Kupfer’ wird. Dann kochet es anhaltend, bis es sich verfestigt, denn wenn es verfestigt ist, kommt das höchste Geheimnis zustande. Diesen Stein also haben die Philosophen ‘Boritis’ genannt. Kochet jenen verfestigten Stein, bis er der ‘Mugra’ des Meeres ähnlich ist. Dann aber tränket ihn mit dem ‘immerwährenden Wasser’, das ich euch zu bewahren geheißen habe, nämlich mit dem zweiten Teil, und kochet vielfach, bis seine Farben erscheinen. Dies nämlich ist die größte ‘Faulung’, die das größte Geheimnis hervortreten läßt.
Sprach die Versammlung: Wiederhole die Auseinandersetzung, Theophilus!
Und jener: Es ist zu beachten, daß wenn eine Verwandtschaft zwischen dem Magneten und dem Eisen besteht, (dann) zwischen dem Kupfer und dem ‘immerwährenden Wasser’ sicher eine noch nähere Verwandtschaft besteht. Wenn ihr also das Kupfer und das ‘immerwährende Wasser’ behandelt, wie ich euch geheißen habe, so wird daraus das größte Geheimnis auf folgende Weise entstehen:
Nehmet ‘weiße Magnesia’ und Quecksilber, das mit dem ‘Männlichen’ gemischt ist, und zerreibet stark, und zwar durch Kochen, nicht mit den Händen, bis es ein feines Wasser wird. Nachdem ihr aber dieses Wasser in zwei Teile geteilt habt, kochet es mit dem einen Teil des Wassers 40 Tage, bis es zu weißer ‘Blüte’ wird, wie die ‘Blüte des Salzes’ in ihrem Glanz und Schimmer. Die Mündung des Gefäßes aber verschließet fest und kochet 42 Tage, dann werdet ihr ein ‘Wasser’ finden, weißer als Milch. Befreiet es auch von seiner Schwärze durch Kochen, indem ihr anhaltend kocht, bis seine ganze Natur zerstört ist und seine Beschmutzung verschwindet und ihr seht, daß es rein ist und vollständig gebrochen wird. Wenn ihr aber wollt, daß das ganze Geheimnis, das ich euch gegeben habe, ausgeführt wird, so waschet es mit dem ‘Wasser’, das ich euch zu bewahren befohlen habe, nämlich mit dem anderen Teil, bis es zu Krokus wird; und lasset es in seinem Gefäß, da das Elixir sich selbst zerreibt, und tränket es mit dem übrigen ‘Wasser’, bis es durch die Abkochung und das ‘Wasser’ zerrieben wird und dem Sirup von Granaten ähnlich wird. Tränket es also und kochet, bis der Rest vom Gewicht der Feuchtigkeit, den ihr habt, verschwindet, und die Farbe erscheint, die die Philosophen in ihren Büchern erklärt haben.
Dictum II. 19
Sagte Cerus (Apollonios): Verstehet, alle Söhne der Lehre, daß Theophilus euch angezeigt hat, zwischen dem Magneten und dem Eisen bestehe eine Verwandtschaft und zwischen dem ‘Kupfer’ der Philosophen und ihrem ‘Wasser’ bestehe eine noch engere Verwandtschaft als jene, die zwischen dem Magneten und dem Eisen vorhanden ist [da das Kupfer passenderweise hundert (Tage) lang behandelt wird]. Was ist euch aber nützlicher, als die Angabe, daß zwischen dem Zinn und dem Quecksilber keine Verwandtschaft besteht, noch zwischen dem Einen und dem Anderen eine (Ähnlichkeit der) Natur?
Antwortete er: Du hast übel geredet und getadelt; wiederhole die Auseinandersetzung!
Und jener: Ich mache bekannt, daß ich nichts sage als die Wahrheit. Warum empfindet ihr Neid? Fürchtet Gott, gesamte Versammlung, damit euer Meister euch Vertrauen schenke.
Und die Versammlung: Sage, was du willst!
Und jener: Ich heiße euch das ‘Quecksilber’ nehmen, welches die Kraft des ‘Männlichen’ ist, und es mit seinem ‘Körper’ kochen, bis es flüssig wird wie fließendes Wasser. Kochet das ‘Männliche’ zugleich und den ‘Dampf’, bis beides sich verfestigt und zu Stein wird. Ihr hattet das Wasser aber schon in zwei Teile geteilt, deren erster zur Verflüssigung des ‘Körpers’ und zum Kochen (dient), der zweite aber zur Reinigung des schon Verbrannten und seines Genossen, die eins geworden sind. Tränket ihn siebenmal mit dem Gereinigten, bis er zerstört wird, und bis sein ‘Körper’ von jeder Beschmutzung gereinigt und zu ‘Erde’ wird. Und wisset, daß es in 40 Tagen ganz in ‘Erde’ verwandelt wird. Verflüssiget es daher durch Kochen, bis es wie ‘wahres Wasser’ [wie ‘Quecksilber’] wird. Dann waschet es mit ‘Wasser des Nitrons’, bis es wie verflüssigtes Silber wird. Endlich kochet, bis es verfestigt und dem Zinn ähnlich wird. Dies ist dann das größte Geheimnis, nämlich der ‘Stein, der aus Zweien besteht’. Behandelt es mit Kochen und Zerreiben, bis es vorzüglichster Krokus wird. Und wisset, daß wir das mit seinem Begleiter getrocknete Wasser ‘Krokus’ genannt haben. Kochet es daher und tränket es mit dem übrigen ‘Wasser’, das ihr aufbewahrt habt, bis ihr das Gewollte findet.
Sagte Bacostus (Paxamos?): Du hast bestens geredet, Belus (Apollonios), ich werde daher reden, indem ich euren Spuren folge.
Und jener: Wie es gefällt! Hüte dich aber, neidisch zu sein, denn es ist nicht Sache der Weisen, Neid zu empfinden.
Und Bacostus: Du redest wahr. Ich heiße daher die Söhne der Lehre: nehmet ‘Blei’ und tränket es, wie die Philosophen geheißen haben; dann verflüssiget, dann verfestiget, bis es ein Stein wird; dann behandelt den Stein selbst mit ‘Goldlot’ und ‘Granatensirup’, bis er zerrieben wird. Denn ihr habt bereits das Wasser in zwei Teile geteilt, mit derem Einen ihr das ‘Blei’ verflüssigt habt, wodurch es wie Wasser geworden ist. Kochet es also, bis es getrocknet ist und ‘Erde’ wird, dann zerreibet es mit dem aufbewahrten ‘Wasser’, bis es rote Farbe annimmt, und zwar behandelt es, wie ich euch geheißen habe, so oft als möglich.
Die Versammlung aber sagte: Du hast nichts geleistet, denn du hast doppelsinnige Worte vorgebracht; wiederhole also!
Und jener: Wenn ihr das ‘Quecksilber’ verfestigen wollt, so mischet es mit seinem Gefährten, darauf kochet fleißig, bis beides ‘immerwährendes Wasser’ wird; dann kochet jenes Wasser, bis es sich verfestigt. Dieses aber wird mit dem Dampf, seinem Gefährten, getrocknet, weil ihr das ganze Quecksilber schon von selbst verfestigt finden werdet. Wenn ihr versteht, und in sein Gefäß bringt, was nötig ist, so kochet es, bis es verfestigt ist, dann zerreibet, bis es zu Krokus wird, der Farbe des Goldes ähnlich.
Sagte Menabdus (Parmenides): Vergelte dir Gott für das (uns enthüllte) Verfahren, so wie du wahr redest, da du deine Worte erläutert hast.
Und jene sagten: Aus welchem Grunde lobst du ihn für seine Aussprüche? Wolle ihm selbst nicht nachstehen!
Und jener: Ich weiß, daß ich nichts anderes sagen kann, als was er gesagt hat. Ich heiße also die Nachfahren, die Körper zu Nichtkörpern zu machen, die Nichtkörper aber zu Körpern. Denn durch dieses Verfahren wird die Zusammensetzung hergestellt, und das Verborgene seiner Natur ausgezogen. Durch diese ‘Körper’ also wird das Quecksilber mit dem ‘Körper der Magnesia’ und das Weib(liche) mit dem Männlichen verbunden, und durch diese ‘Ethelia’ wird die verborgene Natur ausgezogen, durch welche die Körper gefärbt werden. Durch dieses Verfahren also, wenn ihr verstehet, werden die Körper zu Nichtkörpern und die Nichtkörper zu Körpern. Wenn ihr die Dinge fleißig durch das ‘Feuer’ zermürbt und mit ‘Ethelia’ behandelt, entstehen reine, nicht flüchtige Dinge. Und wisset, daß das Quecksilber ein ‘Feuer’ ist, das die Körper verbrennt, tötet und zerstört in einem einzigen Verfahren. Je mehr der Körper gemischt und zerrieben wird, desto mehr wird er zerstört und das feurige Quecksilber verfeinert. Wenn ihr aber den Körper fleißig zerreibt und die Dinge wie erforderlich behandelt, so werdet ihr ein ‘Ethel’ besitzen, das die Natur und die Farbe nicht flieht und jede geeignete Färbung erträgt; und es überwindet das ‘Feuer’, zerstört es und hält es fest, weil das Kupfer nicht färbt, wenn es nicht gefärbt wird, wenn es aber gefärbt ist, färbt. Und wisset, daß der ‘Körper’ sich nicht selbst färben kann, wenn nicht sein ‘Geist’, der in seinem Leib verborgen ist, ausgezogen wird, und er ein Körper und eine Seele ohne Geist gewesen ist. Dies ist die ‘geistige Natur’, aus der die Farben hervorgegangen sind, weil nicht das Dichte, Erdige färbt, sondern das Feine der Natur, was in dem Körper umgebildet wird und färbt. Wenn ihr aber den ‘Körper’ des Kupfers behandelt und aus ihm das Feinste ausziehet, dann wird es in eine Tinktur verwandelt, mit welcher gefärbt wird. Und darum hat ein Weiser gesagt, daß das Kupfer nicht färbt, wenn es nicht zuvor gefärbt wird. Und wisset, daß dieses Kupfer, das ich euch zu behandeln geheißen habe, jene ‘vier Körper’ sind, und daß die Tinkturen, die ich euch bezeichnet habe, das ‘Feste’ und das ‘Feuchte’ und die ‘Kräuter’ sind. Das ‘Feste’ aber ist der ‘verbundene Dampf’, das ‘Feuchte’ aber ist das ‘Wasser des Schwefels’, weil die Schwefel von den Schwefeln festgehalten werden; und mit Recht freut sich durch dies die Natur der Natur und überwindet und hält fest.
Sprach Cinon (Zenon): Ich sehe, Versammlung der Weisen, daß ihr zwei Körper verbunden habt, was doch nach dem Befehl des Meisters keineswegs geschehen sollte!
Antwortete die Versammlung: Rede also nach deiner Meinung, Zenon, und hüte dich vor dem Neid!
Dictum II. 20
Und jener: Wisset, ihr Söhne der Lehre, daß ihr das Zusammengesetzte 40 Tage lang faulen lassen und dann fünfmal im Gefäß hochtreiben müßt. Darauf bringet es mit einem Feuer aus Mist zusammen und kochet. Und wisset, daß die Farben, die euch daraus erscheinen, folgende sind: am ersten Tage zitronengelbe ‘Mugra’, am zweiten aber rote ‘Mugra’, am dritten endlich die dem trocknen Krokus ähnliche. Schließlich wird euch die vollkommene Farbe erscheinen und dem Silber der Menge aufgelegt werden. Dann ist es ein Elixir, zusammengesetzt aus dem ‘Feuchten’ und dem ‘Trocknen’, und dann färbt es mit unveränderlicher Farbe. Wisset, daß es ein ‘Körper’ ist, in dem Gold enthalten ist. Wenn ihr das Elixir aber auflegt, so hütet euch, es zu eilig herauszunehmen, denn es verzögert sich vielleicht. Nehmet es also heraus, gemäß der Kraft eures Elixirs. Dieses ‘Gift’ aber ist gewissermaßen Geburt und Leben, weil es eine Seele ist, aus vielen Dingen ausgezogen und dem Silber aufgelegt. Seine Farbe ist daher Leben für diejenigen (Körper), denen es einen Schaden wegnimmt, und Tod für die Körper, aus denen es ausgezogen wird. Und darum haben die Meister gesagt, zwischen ihnen sei eine Lust wie zwischen Mann und Frau. Und wenn irgend ein in diese Kunst Eingeweihter ihre Naturen kennte, so würde er Verschwendung im Kochen üben, bis er das Vorgesetzte mit Gottes Hilfe herauszöge.
Sprach Gregorios: Ganze Versammlung, man muß beachten, daß die Neider den verehrungswürdigen Stein ‘Klaudianos’ genannt haben, und daß sie ihn zu behandeln geheißen haben, bis er schimmernd wird, wie Marmor an Glanz.
Und jene: Zeige also den Nachfahren, was er ist.
Und jener: Gern! Man muß wissen, daß das Kupfer mit ‘Essig’ vermischt und behandelt wird, bis es ein ‘Wasser’ wird; dann werde es verfestigt, so wird es ein schimmernder Stein, Glanz besitzend wie Marmor. Wenn ihr ihn (so) seht, heiße ich ihn behandeln, bis er rot wird; weil er, wenn er gekocht wird, bis er zergeht und zu Erde wird, in eine rote Farbe verwandelt wird. Wenn ihr ihn so sehet, so kochet aufs neue und tränket, bis er die vorgenannte Farbe annimmt und zu Gold wird. Dann wiederholet (das Verfahren), und er wird zu Gold werden; dann wiederholet es und er wird zu verborgenem Gold werden; dann wiederholet, und er wird zu Gold von tyrischer Farbe werden. Ihr müßt daher, all ihr Erforscher dieser Kunst, wenn ihr sehet, daß dieser schimmernde Stein zerstört und in Erde verwandelt wird, und daß er etwas Röte besitzt, den Rest des Wassers nehmen, den euch die Neider in zwei Teile zu teilen geheißen haben, und mit ihm viele Male tränken, bis euch an jenem Körper die verborgenen Farben erscheinen. Und wisset, daß wenn ihr ihn in Unkenntnis behandelt, ihr nichts von diesen Farben sehen werdet. Ich habe nämlich einen gesehen, der dieses Werk begann, und die Naturen der Wahrheit ins Werk setzte. Als aber die Rotfärbung sich ein wenig verzögerte, glaubte er, er habe sich geirrt, und ließ vom Werk ab. Schauet also, wie ihr die Umarmung bewirkt, denn die ‘Purpurne’, die sich mit ihrem ‘Gatten’ verbunden hat, geht schnell in seinen Körper über, verflüssigt, verfestigt, zerstört und zerreibt; dann verzögert sich die Rotfärbung nicht. Und wenn ihr ohne (Beachtung der) Gewichte arbeitet, so wird Verzögerung eintreten, deren Eintritt für ein Übel gelten wird. Ich fordere aber, daß unser Feuer bei der Verflüssigung ein gelindes sei; wenn (das Metall) aber auf die Erde gegossen ist, so verstärket das Feuer und tränket das (Metall), bis Gott euch die Farben auszieht und sie euch erscheinen!
Sagte Costos (?): Ich wundere mich, allumfassende Versammlung, über eine so große Kraft dieses ‘Wassers’; denn wenn es in diesen Körper eingetreten ist, verwandelt es ihn in ‘Erde’ und dann in ‘Staub’. Wenn ihr diesen bei der Vollendung (des Werks) erproben wollt, so nehmt ihn in die Hand, und wenn ihr ihn unfühlbar wie Wasser findet, so ist er sehr gut; wenn aber nicht, so behandelt ihn nochmals durch Kochen, bis er vollkommen ist. Und wisset, daß wenn ihr etwas anderes nehmt, als ‘unser Kupfer’, und es mit ‘unserem Wasser’ behandelt, so nützt es euch nichts. Wenn ihr aber mit unserem Wasser unser Kupfer behandelt, dann werdet ihr alles von uns Vorhergesagte finden.
Die Versammlung aber antwortete: Vater, nicht wenig haben die Neider verdunkelt, indem sie sagten: nehmet ‘Blei’ und ‘weißes Quecksilber’, und behandelt es mit ‘Tau und Sonne’, bis es ein ‘silberartiger Stein’ wird!
Und jener: Sie haben (damit) ‘unser Kupfer’ und ‘unser immerwährendes Wasser’ bezeichnet, von dem sie gesagt haben: Koche es dreimal mit gelindem Feuer. In jenem Feuer gekocht wird es ein ‘silberartiger Stein’, von dem die Weisen gesagt haben, daß die Natur sich der Natur erfreut, wegen der Verwandtschaft, von der sie wissen, daß sie zwischen diesen beiden Körpern besteht, (nämlich dem Kupfer) und dem ‘immerwährenden Wasser’. Denn dieser beiden Natur ist eine einzige, zwischen ihnen ist, wenn sie gemischt werden, eine Verwandtschaft, ohne die sie sich nicht so schnell mischen und einander festhalten würden, um Eins zu werden.
Sprach die Versammlung: Warum sagen die Neider: Nehmet das Kupfer, das wir zu Silber gemacht und geröstet haben, bis es zu Gold geworden ist?
Dictum II. 21
Sagte Diamedis: Du hast schon neidlos gesagt, was geschehen muß. Ich werde daher sprechen, deine Worte bestätigend, aber von der Vielnamigkeit der Elemente absehend, welche die Weisen beseitigen wollten, da dieses ‘Verfahren’ (Verhalten) bei ihnen höchst wertvoll ist. Wisset, alle Erforscher dieser Lehre, daß nichts aus dem Menschen kommt außer ein Mensch, noch aus den Vierfüßlern außer etwas ihnen Ähnliches, noch aus den Vögeln außer etwas ihnen Ähnliches. Achtet daher auf diesen meinen kurzgefaßten Traktat, da ich euch fern von Weitschweifigkeit zur Wahrheit geführt habe. Denn die Natur wird durch die Natur nicht verbessert außer durch die eigene Natur, wie auch du nicht verbessert wirst außer durch deinen Sohn, der Mensch nämlich durch den Menschen. Hütet euch also, meine Vorschriften zu vernachlässigen und bedient euch der verehrungswürdigen Natur; denn aus ihr kommt die Kunst, nicht aus etwas anderem. Und wisset, wenn ihr sie nicht nehmt und behandelt, so werdet ihr nichts haben. Vermählet also das Männliche, den Sohn des roten Sklaven, mit seiner geruchtragenden Gattin, worauf sie gemeinsam (das Werk der) Kunst erzeugen, und setzet ihnen nicht Fremdes zu, weder ein Pulver, noch irgendeine (andere) Sache. Das genüge euch also, denn die Empfängnis ist nahe, der Sohn aber ist näher als sie. Wie höchst kostbar ist die Natur jenes roten Sklaven, ohne den das Verfahren nicht bestehen kann!
Sprach Bacsem (Paxamos): Dieses Verfahren, Diomedes, hast du rückhaltlos offen gelegt.
Antwortete er: Ich will (es) noch mehr beleuchten! Wehe euch, fürchtet ihr nicht, daß euch Gott diese Kunst wegnimmt, wenn ihr neidisch auf eure Brüder seid?
Antworteten sie: Wir weichen nur den Unverständigen aus. Sage also, was du willst!
Und jener: Führet den ‘Zitronengelben’ mit seiner ‘Gattin’ nach der Vermählung in das ‘Bad’, erhitzet aber nicht aufs äußerste, damit sie nicht der Sinne und der Bewegung beraubt werden. Lasset sie das Bad nehmen, bis ihr Körper und ihre Farbe etwas Einziges werden. Gebt ihnen ihren Schweiß zurück und liefert sie nochmals dem Tod aus, verschaffet ihnen Ruhe und hütet euch, sie in die Flucht zu schlagen, indem ihr sie in zu heißem Feuer verbrennt. Verehret den ‘König’ und seine ‘Gattin’, und wollet sie nicht verbrennen, da ihr nicht wißt, wann ihr jene (Dinge) braucht, die den ‘König’ und seine ‘Gattin’ veredeln. Kochet sie daher, bis sie (erst) schwarz, dann weiß, dann rot werden, und dann das ‘färbende Gift’ entsteht. Wenn ihr versteht, Erforscher dieser Wissenschaft, so seid ihr glücklich, wenn aber nicht, so habe ich schon getan, was ich tun soll, und zwar kurz, und wenn ihr unwissend seid, so hat Gott die Wahrheit vor euch verborgen. Wollet also nicht die Weisen tadeln, sondern euch selbst; denn wenn Gott bei euch einen gläubigen Sinn wüßte, dann würde er euch die Wahrheit mitteilen. Siehe, ich habe euch auf den (rechten) Weg geführt und vom falschen abgezogen!
Sagte Bacsem (Paxamos): Du hast wohl geredet, Diamedes, aber ich sehe nicht, daß du den Nachfahren das Verhalten der ‘Chrysokolla’ dargelegt hast. Die Neider nämlich haben über die ‘Chrysokolla’ vielfältig geredet und sie mit jeder Art Namen verdunkelt.
Dictum II. 22
Und jener: Sprich also, Bacsem, nach deiner Meinung in diesem. Und ich schwöre bei deinem Vater, daß jenes die Hauptsache dieses Werkes ist, nicht sein Anfang, sondern nach der Vollendung.
Sagte Bacsem: Ich gebe also den späteren Erforschern dieser Kunst bekannt, daß die ‘Chrysokolla’ zusammengesetzt ist, und daß sie siebenmal geröstet werden muß, und daß sie, zur Vollendung gelangt, jeden Körper färbt.
Die Versammlung aber antwortete: Du hast wahr gesprochen, Bacsem (Paxamos)!
Sprach Pythagoras: Wie scheint euch Bacsem (Paxamos) vorgetragen zu haben, da er versäumt hat, sie mit ihren fingierten Namen zu nennen?
Und jene: Nenne du sie, Pythagoras!
Und jener: Da die ‘Chrysokolla’ ihre Zusammensetzung ist, haben die Neider sie mit den Namen aller ‘Körper’ bezeichnet, mit denen des Silbers, des Kupfers, des Zinns, des Goldes, des Eisens oder des Bleis, bis sie von jener Farbe sich entfernt und zum Elixir wird.
Antwortete die Versammlung: Du hast gut geredet, Pythagoras!
Und jener: Wenn ich gut geredet habe, mögen irgendwelche von euch über das Weitere sprechen.
Sagte Bonellus (Apollonios): Alle Dinge sterben und leben gemäß deiner Lehre, Pythagoras, auf den Wink Gottes; diese sind jene Natur, der die ‘Feuchtigkeit’ genommen wird; sie empfängt etwas, wodurch jenes Ding die Nächte hindurch stehengelassen wird, (und) erscheint dann einem Toten ähnlich. Dann aber, ihr Söhne der Lehre, bedarf jenes ‘Ding’ des Feuers, bis der ‘Geist’ jenes ‘Körpers’ umgewandelt und die Nächte hindurch stehengelassen wird, wie der Mensch in seinem Grab, und zu Staub wird. Nachdem dies geschehen ist, wird ihm Gott seine Seele und seinen Geist wiedergeben, und nach Beseitigung der Schwäche wird jenes Ding verstärkt und nach der Zerstörung verbessert, so wie der Mensch nach der Auferstehung stärker und jünger wird, als er in dieser Welt gewesen war. Darum ziemt es euch, Söhne der Lehre, jenes Ding ohne Furcht zu verbrennen, bis es zu ‘Asche’ wird. Und wisset, daß ihr aufs beste gemischt habt, weil jene ‘Asche’ den ‘Geist’ empfängt und mit jener ‘Flüssigkeit’ getränkt wird, bis sie in eine schönere Farbe verwandelt wird, als sie zuvor gewesen war. Beachtet auch, Söhne der Lehre, wie die Maler mit ihren Farben nicht malen können, bis sie diese in Staub verwandelt haben! Ähnlich können auch die Ärzte für ihre Kranken die Arzneien nicht bereiten, bis sie diese in Staub verwandelt haben, wobei die einen gekocht werden, bis sie zu Asche werden, andere aber mit den Händen zerrieben werden. Ähnlich (verfahren) auch jene, die Bildwerke aus Marmor ausführen. Ihr aber, wenn ihr das eben Gesagte versteht, werdet wissen, daß ich durchaus die Wahrheit gesagt habe. Darum habe ich euch geheißen, den Körper zu verbrennen und in ‘Asche’ zu verwandeln. Denn wenn ihr ihn sorgfältig behandelt, so geht vieles aus ihm hervor, wie vom Geringsten jedes Dinges vieles hervorgeht, weil das Kupfer wie der Mensch sowohl Körper wie Geist besitzt. Denn die Einatmung des Menschen besteht aus der Luft, die für ihn, abgesehen von Gott, das Leben ist. Ähnlich atmet das Kupfer eine Feuchtigkeit ein, von der jenes Kupfer Kraft empfangend vervielfacht und vermehrt wird wie die übrigen Dinge. Und darum behaupten die Philosophen, daß das Kupfer, wenn es verbrannt wird und (dies) vielfach wiederholt wird, besser wird, als es gewesen war.
Antwortete die Versammlung: Zeige also, Bonellus (Apollonios), den Nachfahren, wie es besser wird, als es gewesen war!
Dictum II. 23
Und jener: Sehr gern! Weil es vermehrt und vervielfacht wird, und Gott aus Einem Vieles herauszieht, der nichts erschaffen hat, das der Behandlung und der Anlage entbehrt, durch die es vervollkommnet werden kann. Ähnlich wird ‘unser Kupfer’, wenn es zuvor gekocht wird, zu ‘Wasser’, darauf wird es, je mehr es gekocht wird, um so mehr verdichtet, bis es ein ‘Stein’ wird, den dann die Neider den Stein nennen, ‘der jedes Metall bedrängt’. Nachher wird es gebrochen, getränkt und mit einem stärkeren Feuer als das frühere geröstet, bis es sich färbt und ‘verbranntem Blut’ ähnlich wird; dann wird es dem ‘Silber’ aufgelegt und färbt dies zu Gold, so Gott will. Seht ihr nicht, daß aus dem Blut kein Samen entsteht, wenn es nicht fleißig in der Leber gekocht wird, bis es eine starke Röte besitzt? Und wenn es (nicht) geschieht, so geschieht nichts Neues in jenem Samen. Ähnlich unser Werk; wenn es nicht fleißig gekocht wird, bis es zu Staub, und durch Faulung zu einem geistigen Samen wird, wird aus ihm nicht die Farbe hervorgehen, der ihr nachforscht. Wenn ihr aber zur Grenze dieses Verfahrens gelangt, so werdet ihr nach Erreichung des Gewollten die Fürsten eurer Zeitgenossen sein.
Sprach Vitarus (Pythagoras): Nun habt ihr ja dieses Geheimnis öffentlich bekanntgegeben!
Antwortete die Versammlung: So hat der Meister geheißen.
Und jener: Doch nicht das Ganze!
Und jene: Er hat uns geheißen, es von seiner Dunkelheit zu befreien. Sprich also auch du!
Und jener: Ich heiße die Nachfahren das ‘Gold’ nehmen, das sie vermehren und erneuern wollen, und dann das ‘Wasser’ in zwei Teile teilen.
Und jene: Unterscheide also, warum sie das ‘Wasser’ teilen (sollen)!
Und jener: Es ist erforderlich, daß jene mit dem anderen Teil ‘unser Kupfer’ verbrennen. Denn wenn jenes ‘Kupfer’ in jenes ‘Wasser’ fällt, wird es ‘Hefe des Goldes’ genannt, wenn ihr es richtig behandelt. Denn sie selbst werden zugleich gekocht und verflüssigen sich wie ‘Wasser’, darauf werden sie durch Kochen verfestigt und laufen, und es erscheint die Röte. Dann aber müßt ihr mit dem übrigen ‘Wasser’ siebenmal tränken, bis es das ganze ‘Wasser’ eingesogen hat, und wenn die ganze ‘Flüssigkeit’ getrocknet ist, wird es in ‘trockene Erde’ verwandelt. Dann werde es 40 Tage lang in ein angezündetes Feuer gelegt, bis es fault und seine Farben erscheinen.
Sagte Bacsem (Paxamos): Wegen deiner Aussprüche, Vitarus (Pythagoras), haben die Philosophen gesagt: »Nehmet die königliche Chrysokolla, die dem Rost des Kupfers ähnlich ist, und zerreibet sie mit dem ‘Harn eines Kalbes’, bis die ‘Natur’ der Chrysokolla verwandelt wird, denn die ‘Natur’ ist im Innern der Chrysokolla verborgen«.
Sagte die Versammlung: Zeige den Nachfahren, welcher Art die ‘Natur’ ist.
Und jener: (Sie ist) ein färbender Geist, den (das Kupfer) von dem ‘immerwährenden Wasser’, dem silberartigen und schimmernden, empfangen hat.
Und jene: Zeige also, wie es ausgezogen wird!
Und jener: Es wird zerrieben, und das ‘Wasser’ siebenmal aufgegossen, bis es die ganze ‘Flüssigkeit’ einsaugt und die dem Feuer bei der Schlacht des Feuers drohende Kraft empfängt; dann wird es Edelrost genannt und fault heftig, bis es ein geistiges Pulver wird, eine Farbe besitzend wie von ‘verbranntem Blut’, die das Feuer siegreich in das widerwillige Innere der ‘Natur’ eingeführt und mit unveränderlicher Farbe gefärbt hat. Diese (Farbe) haben daher die Könige bei ihrem Nachforschen nicht gefunden, jene ausgenommen, denen Gott gnädig war.
Die Versammlung aber sprach: Vollende deine Aussprüche, Bacsem (Paxamos)!
Und jener: Ich schreibe jenen vor, das Kupfer mit dem ‘weißen Wasser’ zu weißen, mit dem sie es auch rot machen. Und hütet euch, ihm irgend etwas Fremdes einzuführen!
Und die Versammlung: Du hast gut gesprochen, und gut hat auch Vitarus (Pythagoras) gesprochen.
Dictum II.24
Und jener: Wenn ich gut gesprochen habe, spreche irgendeiner von euch (weiter darüber).
Zimon (Zenon) aber sprach: Habt ihr einem noch irgend etwas zu sagen übriggelassen?
Und die Versammlung: Da die Aussprüche des Vitimerus (Pythagoras) und Bacsem (Paxamos) den Erforschern dieser Kunst zu wenig nützen, so sage, was du weißt, wie wir gesagt haben.
Und jener: Ihr redet die Wahrheit, alle Erforscher dieser Kunst; nichts anderes hat euch in Irrtum geführt, als die Aussprüche der Neider, weil das, was ihr suchet, offenkundig um billigsten Preis verkauft wird; hätten die Verkäufer seinen Wert gekannt, und wie viel sie in Händen halten, so würden sie (es) in keiner Weise verkaufen. Darum haben die Philosophen jenes ‘Gift’ geehrt und auf verschiedene und vielfache Weise von ihm gehandelt und es mit allen möglichen Namen benannt; weshalb gewisse Neider gesagt haben: »Es ist ein Stein und ist kein Stein, sondern das ‘Gummi’ der Akazie«. Und darum haben die Philosophen die Kraft dieses ‘Giftes’ verheimlicht. Denn dieser ‘Geist’, den ihr suchet, um damit irgend etwas zu färben, ist im ‘Körper’ verborgen und unsichtbar versteckt, wie die Seele im menschlichen Körper. Ihr aber, alle Erforscher dieser Kunst, wenn ihr nicht diesen ‘Körper’ zerstört, tränkt, zerreibt und sorgsam und fleißig behandelt, bis ihr ihn von seiner Dichte befreit und in einen feinen, unfühlbaren Geist verwandelt habt, so arbeitet ihr umsonst! Darum haben die Philosophen gesagt: »Wenn ihr nicht die ‘Körper’ in ‘Nichtkörper’ verwandelt und die ‘Nichtkörper’ in ‘Körper’, so habt ihr die Regel des Verfahrens noch nicht gefunden«.
Die Versammlung aber sagte: Zeige also den Nachfahren, wie die ‘Körper’ in ‘Nichtkörper’ verwandelt werden!
Und jener: Mit ‘Feuer’ und ‘Ethelia’ mögen sie zerrieben werden, bis ein Staub entsteht. Und wisset, daß er nicht entsteht außer durch starke Kochung und durch anhaltende Zerreibung, mittels des Feuers, nicht mit den Händen, (sondern) durch Tränkung und Faulung, und indem man ihn der ‘Sonne’ aussetzt und der ‘Ethelia’. In dieser Kunst haben sie die Menge in die Irre geführt, indem sie sagten, daß seine Natur gemein ist und um billigen Preis verkauft wird. Weiter haben sie gesagt, er sei eine Natur, kostbarer als alle Naturen, weshalb sie die in ihre Bücher Schauenden getäuscht haben. Dennoch aber haben sie die Wahrheit gesagt, wollet also daran nicht zweifeln!
Dictum II. 25
Die Versammlung aber antwortete: Aus welchem (Grunde) glaubst du den Aussprüchen der Neider? Zeige also das Verhalten der beiden Naturen!
Und jener: Ich zeige euch an, daß die Kunst zweier Naturen bedarf, denn das Kostbare entsteht nicht ohne das Gemeine, noch das Gemeine ohne das Kostbare. Ihr müßt also, Erforscher dieser Kunst, den Aussprüchen des Vitimerus (Pythagoras) folgen, wenn er zu seinen Schülern gesagt hat: »Nichts anderes nützt euch, als das ‘Wasser’ und den ‘Dampf’ aufsteigen zu lassen«.
Und die Versammlung: Das ganze Werk besteht in der Aufsteigung des ‘Dampfes’ und des ‘Wassers’. Zeige also jenen die Behandlung des ‘Dampfes’!
Und jener: Wenn ihr die Naturen von der Wärme des Feuers zu ‘Wasser’ werden und gereinigt seht, und den ganzen ‘Körper der Magnesia’ wie Wasser verflüssigt, dann ist alles zu ‘Dampf’ geworden. In Wahrheit aber hält dann der ‘Dampf’ sein Gleiches fest, weshalb die Neider beides ‘Dampf’ genannt haben, da beides bei der Kochung ähnlich verbunden ist und eines das andere festgehalten hat. Dann aber hat die Natur den Weg zur Flucht nicht gefunden, obwohl ihr die Flucht wesentlich ist; er hat sie dennoch festgehalten, weil er sie nicht fliehen ließ und (sie) keinen Raum zum Fliehen fand, und (so) sind sie nichtflüchtig gemacht worden. Wenn sie daher heimlich in den Körper eindringt, verfestigt sie sich mit ihm, und seine Farbe wird verändert, und sie zieht seine Natur aus durch die Anlagen, welche Gott seinen Auserwählten geschenkt hat, und macht sie zur Sklavin, damit sie nicht fliehen kann. Es erscheint aber Schwärze und Röte, und sie verfällt in Krankheit und stirbt in Rost und Faulung. In Wahrheit hat sie aber dann keine Flucht, weil sie es unterließ, die Knechtschaft zu fliehen. Dann wird sie dennoch frei, ihrem ‘Gatten’ folgend, und bringt wahre Gebete dar, damit ihre Farbe ihr und ihrem Gatten zukomme und daraus die Zierde, wie sie gewesen war; wenn sie aber dem Silber aufgelegt wird, verwandelt sie es in Gold. Diesen ‘Geist’ aber und diese ‘Seele’ haben die Philosophen als ‘Dampf’ bezeichnet; sie haben ihn den feuchten, schwarzen Geist genannt, der ohne Schmutz ist. Und wie im Menschen Feuchtigkeit und Trockenheit ist, so ist unser Werk, das die Neider verheimlicht haben, nichts anderes als ‘Dampf’ und ‘Wasser’.
Antwortete die Versammlung: Erläutere den ‘Dampf’ und das ‘Wasser’!
Dictum II. 26
Und jener: Ich sage, daß das Werk aus Zweien besteht. Die Neider aber haben dies ‘die beiden Zusammengesetzten’ genannt, weil diese zwei vier werden, in welchen ‘Trockenheit’ und ‘Feuchtigkeit’ ist, ‘Geist’ und ‘Dampf’.
Antwortete die Versammlung: Du hast trefflich gesprochen, ledig des Neides; lasset uns also dem Cinon (Zenon) folgen!
Sagte der Philosoph Flontos (Platon): Ich gebe euch bekannt, allen Erforschern dieser Kunst, daß wenn ihr die ‘Dinge’ nicht beim Anfang des Kochens aufsteigen laßt, ohne Zerreibung mit den Händen, bis alles zu ‘Wasser’ wird, so habt ihr das Werk noch nicht gefunden.Und wisset, daß sie die ‘Dinge’ bisweilen ‘Sand’, bisweilen aber ‘Stein’ nennen, was sie alles bei dem Verfahren gefunden haben. Wisset jedoch, daß die Natur und die Feuchtigkeit (erst) ‘Wasser’, dann ‘Stein’ werden wird, wenn ihr sie sich gut verbinden lasset und ihr die Naturen erkennt, weil das, was leicht und geistig ist, nach oben getrieben wird, was aber schwer und dicht ist, unten im Gefäß zurückbleibt. Dies aber ist die Zerreibung (nach Vorschrift) der Philosophen, weil das, was nicht nach oben getrieben wird, nach unten fällt, was aber ein geistiges Pulver wird, im Gefäß nach oben steigt. Dies aber ist die Zerreibung durch Kochung, nicht die der Hände. Und wisset, daß wenn ihr nicht alles in ‘Staub’ verwandelt, ihr es noch nicht zerrieben habt. Kochet daher weiterhin, bis sie zerrieben und zu Staub werden. Darum sagt Agathodaimon: »Kochet das Kupfer, bis es ein feiner unfühlbarer Körper wird, und leget es in sein Gefäß; dann lasset es sechs- oder siebenmal aufsteigen, bis das ‘Wasser’ (wieder) herabsteigt«. Und wisset, daß es fleißig zerrieben ist, wenn es ‘Wasser’ wird. Wenn ihr aber fragt, wie das ‘Wasser’ zu ‘Staub’ wird, so ist zu merken, daß der Philosoph auf einen Körper hinweist, der nicht ‘Wasser’ war, bevor er in das Wasser gefallen und mit einem anderen ‘Wasser’ gemischt worden ist, so daß sie ein einziges Wasser geworden sind. Es ist daher zu beachten, daß wenn ihr nicht jedes Beliebige in ‘Wasser’ verwandelt, ihr nicht zum Werk gelangen werdet. Denn es ist notwendig, daß der von der Flamme des Feuers umspülte Körper mit dem ‘Wasser’, in dem er ist, zerstört und geschwächt wird, bis das Ganze zu Wasser wird. Die Unverständigen aber glauben, wenn sie das Wort ‘Wasser’ hören, es sei das Wasser der Wolke. Wenn sie aber die Bücher gelesen hätten, dann wüßten sie, daß es das ‘immerwährende Wasser’ ist, das ohne seinen ‘Körper’, mit dem gelöst worden ist, so daß sie eins geworden sind, nicht ‘immerwährend’ sein kann. Dies aber ist, was die Philosophen ‘Wasser des Goldes’ und ‘feuriges Gift’ und ‘das Gute mit den vielen Namen’ genannt haben, welchen ‘Sand’ Hermes auch viele Male abzuwaschen geheißen hat, damit die Schwärze der ‘Sonne’ zerstört wird, die er in diesen seinen ‘Körper’ einführt. Und wisset, alle Erforscher dieser Kunst, daß wenn ihr nicht diesen reinen ‘Körper’ nehmet, frei vom ‘Geist’, so werdet ihr niemals sehen, was ihr wollt, weil etwas Fremdes dort nicht hineingelangt, außer das Wahre. Lasset also die Vielheit der dunklen Namen, alle Erforscher dieser Kunst, denn die ‘Natur’ ist eine einzige; wer von ihr abirrt, wird der Vernichtung entgegengehen und das Leben verlieren. Diese eine ‘Natur’ also möget ihr benützen, fremdes aber lasset beiseite!
Sprach Bonellus (Apollonios): Ich werde für die Nachfahren ein wenig von der ‘Magnesia’ reden.
Antwortete die Versammlung: Rede!
Dictum II. 27
Und jener: Alle Söhne der Lehre, wenn ihr die ‘Magnesia’ gemischt habt, so leget sie in ihr Gefäß, dessen Mündung ihr fleißig verschließet, und kochet mit gelindem Feuer, bis sie sich verflüssigt und alles in seinem Gefäß zu ‘Wasser’ wird. Denn wenn die Wärme des Feuers dazu kommt, so wird es durch Gottes Willen zu ‘Wasser’. Wenn ihr aber seht, daß jenem ‘Wasser’ Schwärze droht, so wisset, daß der ‘Körper’ (der Magnesia) schon verflüssigt ist. Indem ihr ihn ebenfalls in sein Gefäß bringt, kochet 40 Tage lang, bis er die Feuchtigkeit sowohl des ‘Essigs’ wie des ‘Hönigs’ einsaugt. Manche aber decken ihn nach Verlauf von beliebigen sieben Nächten einmal auf; oder nach 10 Nächten, in denen das ‘Wasser’ rein zu sein scheint, bis zur Vollendung von 40 Tagen; denn dann wird es die Feuchtigkeit der Abkochung einsaugen. Darum befreit es durch Waschung von der ‘Schwärze’, bis es nach Entfernung der Schwärze ein ‘Stein’ wird, der sich trocken anfühlt. Die Neider haben gesagt: »Waschet die ‘Magnesia’ mit ‘süßem Wasser’ und kochet fleißig, bis sie zu Erde wird und die Feuchtigkeit vergeht. Dann nennet es ‘Kupfer’ und setzet ihm schärfsten ‘Essig’ zu und lasset es ihn einsaugen!«. Dies aber ist ‘unser Kupfer’, das die Philosophen mit ‘immerwährendem Wasser’ zu waschen befahlen, weshalb sie sagten: »Es werde das ‘Gift’ in zwei Teile geteilt; mit dem einen davon verbrennet den Körper, mit dem anderen aber bringet ihn zum Faulen!«. Und wisset, alle Erforscher dieser Wissenschaft, daß das ganze Werk und Verfahren nur durch das ‘Wasser’ bewirkt wird, indem sie sagen, daß das Ding, was ihr sucht, Eins sei. Und wenn nicht in jenem Ding etwas ist, was es selbst verbessert, wird nicht geschehen, was ihr erstrebt. Ihr müßt ihm also das Notwendige zufügen, um aus ihm das Gewünschte zu erhalten.
Dictum II. 28
Antwortete die Versammlung: Du hast vortrefflich gesprochen, Bonellus (Apollonios); wenn es (dir) also gefällt, so führe deine Aussprüche zu Ende, wo nicht, so wiederhole nochmals!
Und jener: Sowohl dies wie Ähnliches werde ich wiederholen. All ihr Erforscher dieser Kunst, nehmet ‘unser Kupfer’, setzet es mit dem ersten Teile des Wassers in sein Gefäß und kochet 40 Tage, und reiniget von jeder Unreinigkeit. Kochet, bis seine Tage vollendet sind, und es ein ‘Stein’ wird, der der Feuchtigkeit ermangelt; dann kochet, bis nichts übrigbleibt als der ‘Bodensatz’. Wenn dies geschehen ist, waschet siebenmal mit dem ‘reinen Wasser’; wenn aber das ‘Wasser’ zu Ende ist, lasset es in seinem Gefäß faulen, bis euch das begehrenswerte Vorhaben erscheint. Es haben aber die Neider die Zusammensetzung, wenn sie in Schwärze verwandelt worden ist, ‘schwarzen Vitriol’ genannt, und haben gesagt: »Behandelt ihn mit ‘Essig’ und mit ‘Nitron’!«. Was aber zurückblieb, wenn es geweißt worden ist, haben sie ‘weißen Vitriol’ genannt und haben befohlen, daß er mit ‘immerwährendem Wasser’ behandelt wird. Sie haben es aber (endlich auch) ‘roten Vitriol’ genannt, und haben befohlen, daß es mit Kalkand (Kupfervitriol) und Schahira (Eisenvitriol) behandelt werde, bis es rot wird.
Antwortete die Versammlung: Zeige den Nachfahren, was sie mit diesen (Namen) angedeutet haben!
Und jener: Sie haben das Elixir wegen der Mannigfaltigkeit seiner Farben Vitriol genannt; in das Werk wird aber nicht Vieles eingehen. Jenes (Werk) aber besteht in dem, was ich angedeutet habe: das Schwarze weiß und rot zu machen. Die aufrichtigen Philosophen aber haben keine andere Absicht gehabt, als das ‘Elixir’ zu verflüssigen, zu zerreiben und zu kochen, bis ein ‘Stein’ entsteht, dem Marmor ähnlich in seinem Glanz. Darum haben die Neider weiter gesagt: »Kochet es mit ‘Dampf’, bis es ein schimmernder Stein wird, der Glanz besitzt«. Euch aber, die ihr ihn so sehet, wird ein großes Geheimnis zuteil werden. Ihr müßt ihn aber zerreiben und dann siebenmal mit ‘immerwährendem Wasser’ waschen, endlich (nochmals) zerreiben und in seinem ‘Wasser’ verfestigen, bis ihr seine in ihm verborgene Natur auszieht. Darum sagt Maria: »Die Schwefel werden von den Schwefeln festgehalten, die Feuchtigkeit aber von ähnlicher Feuchtigkeit, weil aus dem mit Schwefel vermischten Schwefel das Werk des Silbers entsteht«. Ich heiße euch aber, ihn mit ‘Tau und Sonne’ zu behandeln, bis euch das Vorhaben erscheint. Ich zeige euch auch an, daß ‘Weißmachen’ und ‘Rotmachen’ ein Doppeltes ist, von denen das eine im Rost, das andere aber in der Zerreibung und Kochung besteht. Der Zerreibung mit den Händen bedürft ihr aber nicht. Hütet euch jedoch davor, es von den ‘Wässern’ zu trennen, damit nicht die ‘Gifte’ zu euch gelangen und der ‘Körper’ und anderes, was in dem Gefäß ist, zugrunde geht.
Sagte Efistus (?): Du hast trefflich gesprochen, Bonellus (Apollonios): ich werde indessen (auch noch) reden, deine Aussprüche bestätigend.
Diktum II. 28
Sagte die Versammlung: Rede, wenn es eine Unterstützung für die Aussprüche des Bonellus (Apollonios) ist, und damit die in diese Darstellung Eingeführten kühner und sicherer werden!
Sprach Efistus: Schauet, alle Erforscher dieser Kunst, wie Hermes, das Haupt der Philosophen redet, und wie er es dargelegt hat, als er die ‘Naturen’ mischen wollte: »Nehmet den ‘Stein des Goldes’ und mischet ihn mit der Flüssigkeit, die das ‘immerwährende Wasser’ ist und bringet ihn in sein Gefäß über gelinde Wärme, bis er flüssig wird. Dann lasset (ihn) stehen, bis das ‘Wasser’ trocken wird und sie sich gegenseitig festhalten. Wenn aber das ‘Wasser’ eingesaugt ist, sei das Feuer stärker, als es vorher gewesen war bis es trocknet und zu ‘Erde’ wird. Wenn das aber geschehen ist, so wisset, daß dies der Anfang des Geheimnisses ist«. Dies aber tuet viele Male, bis die Teile des ‘Wassers’ verschwinden und seine Farben euch erscheinen.
Antwortete die Versammlung: Du hast trefflich geredet, Efistus, wenn auch kurz; rede also (ausführlicher)!
Und jener: Ich zeige den Nachfahren an, daß die ‘Weißung’ nur zustande kommt durch Kochung. Darum hat Agathodaimon vom Kochen der ‘Ethelia’, vom Zerreiben und vom Tränken sehr häufig gehandelt. Ich heiße euch also, das ‘Wasser’ nicht auf einmal einzugießen, damit das ‘Elixir’ nicht untergetaucht wird; sondern gießet es nach und nach ein, zerreibet und trocknet, und so tuet viele Male, bis das ‘Wasser’ zu Ende geht. Dies aber haben die Neider gesagt: »Wenn das ‘Wasser’ zu Ende ist, so lasset es, und es wird nach unten gehen«. Ihre Absicht aber ist diese: wenn die Flüssigkeit getrocknet und in ‘Staub’ verwandelt ist, lasset sie in ihrem gläsernen Gefäß 40 Tage lang stehen, bis sie die verschiedenen Farben annimmt, die die Philosophen beachrieben haben. Durch diese Weise des Kochens aber bekleiden sich die ‘Körper’ mit ihren ‘Geistern’ und werden geistig, färbend und warm.
Antwortete die Versammlung: Du hast lichtvoll und trefflich geredet, Efistus, und bist vom Neid frei geworden. So spreche also irgendeiner von euch, was ihm beliebt!
Dictum II. 29
Sprach Bacsem (Paxamos): Alle Erforscher dieser Kunst, ihr könnt nicht zum Nutzen gelangen ohne rechtschaffensten Geist und anhaltende Arbeit. Wer also freiwillig Geduld aufwendet bei dieser Behandlung, der trete in sie ein, wer aber schneller zu verstehen wünscht, der schaue nicht in unsere Bücher, weil sie großen Schaden zufügen, bevor sie von den Lesern verstanden werden (durch) ein- oder zwei- oder dreimaliges (Lesen). Darum sagt der Meister: »Wer seinen Rücken über unsere Bücher krümmt, um sie zu lesen, und bei ihnen verweilt und nicht in eitle Gedanken verwickelt ist, und endlich zu Gott betet, der wird ein nie versagendes Reich beherrschen, bis er stirbt«. Denn was ihr suchet, ist von nicht geringem Wert. Wehe euch, (die) ihr den Schatz und den Lohn Gottes des Erhabenen suchet, wißt ihr nicht, daß sich die Weltlichen um den kleinsten weltlichen Wert, den sie begehren, gegenseitig hinmorden? Was trieben sie also erst, um dieser höchst ausgezeichneten, fast unmöglichen Gabe willen? Denn sein Verfahren ist wunderbarer, als daß es durch Vernunft erfaßt werden könnte, es sei denn durch göttliche Offenbarung. Denn ich habe in unseren Tagen (einen) gesehen, der die Elemente wußte wie auch ich, dann aber über dieses Verfahren nachsinnend nicht zu seiner Freude gelangte wegen seiner Traurigkeit und Unwissenheit beim Vorgehen, und seiner Ungeduld und allzu großen Begierde und Eile gegenüber dem Vorhaben. Wehe euch, ihr Söhne der Lehre! Wer von euch, der Bäume pflanzt, hofft nicht Früchte zu bekommen außer nach (einiger) Zeit, und wer Saat aussäet, hofft nicht zu ernten, außer nach Monaten? Wie also wollt ihr diese Gabe empfangen, wenn ihr das Buch nur einmal gelesen, oder das Verfahren zum erstenmal erprobt habt? Die Philosophen haben aber schon nachdrücklich gesagt, daß die Wahrheit nur durch Irrtum erkannt wird, und nichts mehr dem Herzen Schmerz bereitet, als der Irrtum in dieser Kunst, wenn der, welcher glaubt, er besitze beinahe die ganze Welt, nichts in seinen Händen findet. Wehe euch, verstehet die Worte des Philosophen, und wie er das Werk (in Teile) geteilt hat, wenn er sagte: »Zerreibe, koche, wiederhole, und laß es dich nicht verdrießen!«. In dies aber teilte er das Werk: nämlich in das Mischen, Kochen, Ähnlichmachen, Rösten, Erhitzen, Weißen, Zerreiben, Kochen (mit) der Ethelia, Rost bereiten und Färben. Dies also sind viele Namen, deren Verfahren ein einziges ist. Und wenn die Philosophen wüßten, daß eine einzige Kochung und Zerreibung dafür genügte, so würden sie nicht so sehr ihre Aussprüche wiederholen. Das haben sie darum getan, damit das Zusammengesetzte zerrieben und zugleich gekocht werde; und sie haben gemahnt, »daß euch jenes (wiederholte Verfahren) nicht verdrieße«, mit welchen Worten sie euch (die Sache) verdunkelt haben; mir aber würde es genügen, ‘und einmal’ zu, sagen. Wenn ihr aber die Wahrheit des ‘Giftes’ wollt, wie es sein muß so machet die Verbindung passend, dann kochet mehrfach; daß euch die Kochung nicht verdrießen möge! Tränket und kochet, bis das entsteht, was er euch zu behandeln geheißen hat, ein unfühlbarer Geist, und ihr das ‘Elixir’ mit dem königlichen Gewand bekleidet seht. Denn wenn ihr seht, daß das Elixir in ‘Purpurfarbe’ verwandelt ist, so werdet ihr finden, was die Philosophen vor euch gefunden haben, wenn ihr meine Worte versteht; und wenn auch meine Rede tot ist, so wohnt ihr doch Leben inne für diejenigen, die sie verstehen, und gegenüber der Zweideutigkeit standhalten, die ihnen dabei zustößt. Leset also immer wieder häufig, denn das Lesen ist tote Rede, der Vortrag mit den Lippen aber ist lebendige Rede. Darum haben wir euch geheißen, häufig zu lesen und über das, was wir gesagt haben, möglichst viel nachzudenken.
Sprach Iargos (Sergios): Von deinemVortrag, Bacsem (Paxamos), hast du einen dunklen Teil auseinandergesetzt.
Und jener: Rede also, Iargos, gemäß deiner Güte!
Iargos aber sagte: Das ‘Kupfer’, von dem du vorher gesprochen hast, ist nicht das Kupfer, noch das Zinn der Menge, sondern es ist ‘unser Werk’, das mit dem ‘Körper der Magnesia’ vermischt werden muß, damit es ohne Überdruß gekocht und zerrieben wird, bis es zu ‘Stein’ wird. Dann werde jener ‘Stein’ in seinem Gefäß mit ‘Wasser des Nitrons’ zerrieben, darauf bringet ihn zur Verflüssigung, bis er zerrieben ist. Ihr müßt aber, Erforscher dieser Kunst, das ‘Wasser’ haben, das ihr, je mehr ihr kocht, desto mehr aufgießt, bis jenes ‘Kupfer’, das zu unserem Werkgehört, ‘Rost’ besitzt; kochet also und zerreibet mit ‘ägyptischem Essig’.
Sprach Cinon (Zenon): Was immer du gesagt hast, Iargos (Sergios), ist wahr; indessen sehe ich nicht, daß ihr, ganze Versammlung, das ‘Runde’ erwähnt habt.
Und jener: Sprich also von jenem, wie du meinst.
Und Zenon: Ich gebe den Nachfahren kund, daß das ‘Runde’, das das ‘Kupfer’ in vier verwandelt, aus einem einzigen Ding besteht.
Antwortete die Versammlung: Woher sagst du das? Lege also den Nachfahren die Art des Verfahrens dar!
Dictum II. 30
Und jener: Sehr gern! Man muß von ‘unserem Kupfer’ einen Teil nehmen, vom ‘immerwährenden Wasser’ aber drei Teile; dann mögen sie gemischt und gekocht werden, bis sie sich verdichten und ein einziger ‘Stein’ werden, von dem die Neider gesagt haben: »Nehmet vom ‘wahren Körper’ einen Teil, vom ‘Körper der Magnesia’ aber drei, dann mischet mit gutem Essig, der mit dem Männlichen der Erde gemischt ist, und bedecket das Gefäß und beobachtet, was in ihm ist (vorgeht?), und kochet anhaltend, bis es zu Erde wird«.
Sprach Astamus (Ostanes): Zu viel Reden, all ihr Söhne der Lehre, mehrt den Irrtum der Verstand Besitzenden. Wenn ihr aber in den Büchern der Philosophen lest, daß die Natur nur Eine ist, die alles besiegt, so wisset, daß das Eine und die Eine zusammengesetzt sind. Seht ihr nicht, daß die Beschaffenheit des Menschen aus Seele und Körper besteht? So müßt ihr (die Stoffe) verbinden, weil, wenn die Philosophen die Dinge bereitet und die Gatten und die sich Vereinigenden vermählt haben, aus ihnen das ‘goldene Wasser’ emporsteigt.
Antwortete die Versammlung: Siehe, während du von dem früheren Werk handeltest, hast du dich dem zweiten Werk zugewandt. Wie zweideutig hast du dein Buch gemacht und deine dunklen Worte!
Und jener: Ich will die Darstellung des zweiten Werkes vollenden.
Und jene: Wohlan!
Und jener: Erreget einen Krieg zwischen dem ‘Kupfer’ und dem ‘Quecksilber’, da sie zur Vernichtung hinstreben und vorher zerstört werden, weil das ‘Kupfer’, indem es das Quecksilber empfängt, dieses verfestigt, das Quecksilber aber, indem es das ‘Kupfer’ empfängt, verfestigt wird. Zwischen ihnen (also) erreget eine Schlacht und zerstöret den Körper des Kupfers, bis es zu Staub wird. Den ‘Mann’ aber vermählet mit dem ‘Weibe’, das aus dem ‘Dampf’ entsteht, und verbindet (sie) mit dem Quecksilber, bis der Mann und das Weib zu ‘Ethel’ werden. Denn wer sie durch das ‘Ethel’ in Geist verwandelt (und) dann rot macht, färbt jeden ‘Körper’, weil ihr, wenn ihr den Körper durch Kochen fleißig zerreibt, aus ihm eine reine geistige und erhabene ‘Seele’ auszieht, die jeden Körper färbt.
Antwortete die Versammlung: Zeige den Nachfahren, was jener ‘Körper’ ist!
Und jener: Es ist das natürliche ‘Schweflige’, das mit allen Namen der ‘Körper’ benannt wird.
Sagte Dardaris: Von dem Verfahren habt ihr sehr häufig gehandelt, und ihr habt die ‘Vermählung’ eingeführt. Den Nachfahren jedoch zeige ich an, daß sie jene verborgene ‘Seele’ nicht ausziehen können, außer mittels der ‘Ethelia’, durch die die ‘Körper’ zu ‘Nichtkörpern’ werden durch Fortdauer des Kochens und die Hochtreibung der ‘Ethelia’. Und wisset, daß das Quecksilber etwas Feuriges, jeden ‘Körper’ mehr als Feuer Verbrennendes, und die ‘Körper’ Tötendes ist, und daß jeder ‘Körper’, der mit ihm gemischt und zerrieben wird, dem Tod ausgeliefert ist. Wenn also die ‘Körper’ fleißig zerrieben und mit ihm, wie es sein muß, hochgetrieben worden sind, so wird jenes ‘Ethel’ zu einer ‘Natur’ und einer nichtflüchtigen Farbe und färbt das ‘Kupfer’, von dem die Versammlung gesagt hat, daß es nicht färbt, bis auch gefärbt wird, was das Vorhandene Gefärbte färbt. Und wisset, daß der Körper des Kupfers durch ‘Magnesia’ behandelt wird, und daß das Quecksilber die ‘vier Körper’ sind, und daß das ‘Kupfer’ nur Dasein besitzt durch die ‘Feuchtigkeit’, weil es das ‘Wasser des Schwefels’ ist; denn die ‘Schwefel’ sind in den ‘Schwefeln’ enthalten.
Sprach die Versammlung: Dardaris, erläutere den Nachfahren, was die ‘Schwefel’ sind.
Und jener: Die ‘Schwefel’ sind die ‘Seelen’, die in den vier ‘Körpern’ verborgen gewesen waren, die vorsichtig ausgezogen, sich gegenseitig naturgemäß festgehalten und gefärbt haben. Denn wenn ihr das im Innern des ‘Schwefels’ Verborgene mit ‘Wasser’ behandelt und gut reinigt, so erfreut sich das Verborgene bei der Begegnung mit seiner Natur, und das ‘Wasser’ ähnlich (bei der Begegnung) mit seinem Gleichen. Und wisset, daß die vier ‘Körper’ nicht gefärbt werden, sondern färben.
Und die Versammlung: Wieso sagst du nicht nach der Art der Alten, daß sie färben, wenn sie gefärbt werden?
Und jener: Ich sage, daß die vier ‘Silber’ der Menge nicht gefärbt werden, sondern das ‘Kupfer’ färben, wenn aber jenes ‘Kupfer’ gefärbt ist, färbt es die ‘Silber’ der Menge.
Sprach Moses: Das Eine, von dem du berichtet hast, Dardaris, haben die Philosophen mit vielen Namen bezeichnet, bisweilen mit zweien, bisweilen aber mit dreien.
Antwortete Dardaris: Nenne es also, Moses, den Nachfahren ohne Neid!
Und jener: Das eine ist feurig, die zwei aber (sind) der in ihm zusammengesetzte ‘Körper’, die drei auch das ‘Wasser des Schwefels’, mit dem es gewaschen und behandelt wird, bis es vollendet ist. Seht ihr nicht, wie der Philosoph sagt, daß das Quecksilber, das das Gold färbt, das ‘Quecksilber des Zinnobers’ ist?
Antwortete Dardaris: Inwiefern sagst du das, da doch der Philosoph sagt: »Manchmal aus Zinnober, manchmal aber aus Auripigment?«.
Und jener: Das ‘Quecksilber des Zinnobers’ ist die ‘Magnesia’, das ‘Quecksilber des Auripigments’ aber ist der aus diesem gemischten Zusammengesetzten aufsteigende ‘Schwefel’. Ihr müßt daher jenes ‘Dichte’ mit dem ‘feurigen Gift’ mischen und faulen lassen und fleißig zerreiben, bis es ein in dem andern Geist verborgener Geist wird; dann wird es zu einer Farbe für alles, was ihr wollt.
Platon aber sagte: Ihr Meister alle müßt, wenn die ‘Körper’ aufgelöst werden, euch hüten, daß sie nicht verbrannt werden, und müßt sie mit Wasser des Meeres waschen, bis ihr ganzes ‘Salz’ in Süßigkeit umgewandelt ist, klar wird und färbt und zur Farbe für das Kupfer wird und die Flucht unterläßt, weil das eine färbend werden, das andere aber gefärbt werden muß. Denn durch den vom ‘Körper’ getrennten und in einem anderen Geist verborgenen Geist ist jeder von beiden flüchtig gemacht worden. Darum haben die Weisen gesagt: sie hätten dem Nichtfliehenden die Tür zur Flucht aufgeschlossen, dessen Flucht bald stattgefunden hatte. Denn indem er das ‘Schweflige’ in einen ihm ähnlichen ‘Geist’ verwandelte, sind beide flüchtig gemacht worden, weil sie zu luftartigen Geistern gemacht worden sind, die in die Luft zu steigen lieben. Da die Philosophen aber sahen, daß, was nicht floh, mit den Flüchtigen zusammen ein Flüchtiges wurde, so wiederholten sie diese (Verfahren) zu einem ähnlichen ‘Körper’ für die Nichtflüchtigen, und brachten einen Geist in es hinein, von dem die ‘Körper’ nicht fliehen konnten. Denn zu einem ‘Körper’, den ‘Körpern’ ähnlich, aus denen sie ausgezogen worden sind, haben sie sie wiederholt und wurden sie vollendet. Wenn aber der Philosoph sagt, daß das Färbende und das zu Färbende eine einzige Farbe geworden sind, so ist es jener feuchte, im anderen Geist verborgene ‘Geist’. Und wisset, daß von den feuchten (Geistern) der eine kalt, der andere aber warm ist, der alles ist und, obwohl er feucht und nichtpassend ist, dennoch warm und passend ist. Darum aber haben wir die ‘Nichtkörper’ den ‘Körpern’ vorgezogen, weil wir durch sie die ‘Körper’ behandeln; und darum haben wir die nichtflüchtigen Körper den ‘Nichtkörpern’ nicht vorgezogen, weil sie mit den Flüchtigen verbunden werden, die in keinem ‘Körper’ entstehen können, außer in diesen. Denn die ‘Geister’ fliehen auf alle Weise die ‘Körper’, die Flüchtigen aber werden in ähnlicher Weise von den ‘Nichtkörpern’ festgehalten. Die ‘Nichtkörper’ fliehen daher in ähnlicher Weise die ‘Körper’; die daher nicht fliehen, sind besser und kostbarer als alle (anderen) Körper. Nachdem dies also geschehen ist, nehmet diejenigen, die nicht fliehen, und verbindet und waschet den ‘Körper’ mit einem ‘Nichtkörper’ [und das Körperliche mit etwas des Körpers Entbehrendem], bis ihr den Körper selbst durch die nichtflüchtigen Körper verwandelt habt. Und verwandelt die ‘Erde’ in ‘Wasser’, das ‘Wasser’ in ‘Feuer’, das ‘Feuer’ aber in ‘Luft’, und verstärket das ‘Feuer’ im Innersten des ‘Wassers’, die ‘Erde’ aber im Innern der ‘Luft’, und mischet das Warme mit dem Feuchten, das Trockene aber mit dem Kalten. Und wisset, daß die Natur die Natur überwindet, die Natur sich der Natur freut, die Natur die Natur festhält!
Sprach Atamus (Ostanes): Es ist zu beachten, ganze Versammlung der Philosophen, daß sie sehr häufig vom ‘Rost’ gehandelt haben. ‘Rost’ aber ist ein angenommener Name, kein wahrer.
Antwortete die Versammlung: Nenne also den ‘Rost’ mit dem wahren Namen, denn darin bist du nicht zu tadeln.
Und jener: Der ‘Rost’ ist das zweite Werk, das aus dem Gold allein entsteht.
Antwortete die Versammlung: Warum haben ihn nun aber die Philosophen einen dem Blutegel Ähnlichen genannt?
Dictum II. 31
Antwortete jener: Weil das ‘Wasser’ im ‘schwefligen Gold’ verborgen ist, wie der Blutegel im Wasser. ‘Rost’ ist also das Rotmachen, Rotmachen aber ist Weißmachen beim ersten Werk, womit die Philosophen die ‘Blüte des Goldes’ und das ‘Gold’ in gleicher Weise zu setzen geheißen haben.
Sagte Mundus (Parmenides): Vom Rost, Atamus (Ostanes), hast du schon gehandelt; ich werde daher vom ‘Gift’ reden, die Nachfahren belehrend, daß das ‘Gift’ kein ‘Körper’ ist, weil sie das Feine des Geistes in einen zarten Geist verwandelt haben; es hat den Körper gefärbt und in ‘Gift’ verwandelt, von dem der Philosoph versichert, daß es jeden Körper färbt. Die alten Philosophen aber glauben, daß, wer Gold in ‘Gift’ verwandelt hat, schon zum Gewollten gelangt ist; wer das aber nicht kann, hält sich (nur) im Nichts auf. Ich sage euch aber, allen Söhnen der Lehre, wenn ihr die Dinge nicht durch ‘Feuer’ verfeinert habt, bis jene Dinge wie ‘Geister’ aufsteigen, werdet ihr euch im Nichts aufhalten. Dies also ist ein Geist, das Feuer fliehend, und ein schwerer Rauch, durch dessen Eindringen in den Körper der Körper erfreut wird. Alle Philosophen aber haben gesagt: »Nehmet den schwarzen, alten Geist und zerstöret und quälet durch ihn die ‘Körper’, bis sie verändert werden«.
Sagte Pythagoras: Es ist zu beachten, alle Erforscher dieser Kunst, daß die Philosophen von der ‘Berührung’ vielfach gehandelt haben. Ich heiße euch aber, das Quecksilber den ‘Körper der Magnesia’ berühren zu lassen oder den ‘Körper des Kuhul’ oder den ‘Speichel des Mondes’ oder den ‘unverbrennlichen Schwefel’ oder den ‘gebrannten Kalk’ oder den ‘Alaun aus Melos’ oder wie ihr wißt. Wenn aber für jeden dieser Körper eine besondere Behandlung nötig wäre, so würde der Philosoph nicht sagen: »oder wie ihr wißt«. Verstehet also, daß der ‘Schwefel’ und der ‘Kalk’ und der ‘Alaun aus Melos’ und der ‘Kuhul’, (daß) alle diese nichts anderes sind als das ‘Wasser des Schwefels’. Und wisset, daß die ‘Magnesia’, wenn sie mit dem ‘Quecksilber’ gemischt wird, und der ‘Schwefel’ sich gegenseitig folgen. Es ist daher nicht nötig, daß ihr jene ‘Magnesia’ ohne das ‘Quecksilber’ laßt, denn wenn es zusammengesetzt wird, wird es ‘die stärkste Zusammensetzung’ genannt, die eines von den zehn Verfahren ist, die die Philosophen festgesetzt haben. Und wisset, daß wenn die ‘Magnesia’ mit dem ‘Quecksilber’ geweißt wird, ihr in ihr das ‘weiße Wasser’ und das ‘rote Wasser’ verfestigen müßt. Denn das ‘Verfestigen’, wovon die Philosophen in Büchern berichtet haben, ist nicht Eines. Die erste Verfestigung also geschieht durch das ‘Blei’ des Zinns und des Kupfers, die zweite aber wird durch das ‘Wasser des Schwefels’ zusammengesetzt. Manche aber, die dieses Buch lesen, glauben, daß diese Zusammensetzung gekauft werden kann. Man muß jedoch durchaus wissen, daß nichts vom ‘Werk’ gekauft werden kann, und daß die Wissenschaft von dieser Kunst nichts anderes ist, als der ‘Dampf’ und die Aufsteigung des ‘Wassers’, und auch die Verbindung des ‘Quecksilbers’ mit dem ‘Körper der Magnesia’. Dies aber haben die Philosophen in ihren Büchern gezeigt, daß das ‘reine Wasser des Schwefels’ aus dem ‘Schwefel’ allein ist, und (daß) kein ‘Schwefel’ entsteht ohne das Wasser seines Kalkes, Quecksilbers und Schwefels.
Sprach Bellus (Apollonios): Von der ‘Zusammensetzung’, all ihr Philosophen, und der ‘Berührung’ habt ihr nicht wenig gehandelt, die ‘Zusammensetzung’ aber, die ‘Berührung’ und die ‘Verfestigung’ sind ein und dasselbe. Nehmet also von der einen ‘Zusammensetzung’ einen Teil, und von der ‘Hefe des Goldes’ einen Teil, und setzet ihnen das ‘reine Wasser des Schwefels’ zu. Das also ist das offene Geheimnis, das jeden ‘Körper’ färbt.
Antwortete Pythagoras: Warum, Bellus, hast du dies ein offenes Geheimnis genannt, seine Ausführung aber nicht gezeigt?
Und jener: So, Meister, haben wir es in unseren Büchern gefunden, die du von den Alten empfangen hast.
Und Pythagoras: Darum habe ich euch versammelt, damit ihr die Dunkelheiten, die in jenen Büchern sind, wegschafft.
Und jener: Sehr gern, Meister! Man muß beachten, daß das ‘reine Wasser’, das aus dem ‘Schwefel’ ist, nicht aus dem ‘Schwefel’ allein, sondern aus mehreren Dingen zusammengesetzt ist, so daß es also ein ‘Schwefel’ aus mehreren ‘Schwefeln’ geworden ist. Wie, Meister, muß ich sie also zusammensetzen, damit sie eins werden?
Und jener: Mische, Bellus (Apollonios), das Kämpfende im Feuer mit dem Nichtkämpfenden! Verbunden nämlich in einem für sie passenden Feuer fechten sie, wie ja auch die warmen Gifte der Ärzte mit einem gelinden, nicht verbrennenden Feuer gekocht werden. Seht ihr nicht, wie die Philosophen bei der Kochung sagten, daß sehr wenig ‘Schwefel’ viele starke Dinge verbrennt? Die ‘Flüssigkeiten’ aber, die feucht genannt worden sind, das ‘Pech’, den ‘Balsam’, das ‘Gummi’ und ähnliches, heiße ich euch in gelindem Feuer kochen. Darum sind die Philosophen den Ärzten verglichen worden; und wer von den Ärzten strengt sich mehr an als ein rechtschaffener Philosoph?
Antwortete die Versammlung: Möchtest du, Bellus (Apollonios), doch die Behandlung dieses offenen Geheimnisses darlegen!
Und jener: Ich gebe den Nachfahren bekannt, daß dieses Geheimnis aus zwei Zusammensetzungen hervorgegangen ist, nämlich aus ‘Schwefel’ und ‘Magnesia’. Die Philosophen aber haben es, nachdem es gemischt und zu einem einzigen Ding verbunden war, ‘Wasser’ und ‘Speichel des Mondes’ und ‘dichtes Gold’ genannt. Nachdem aber alles in ‘Quecksilber’ verwandelt worden ist, nennen sie es ‘Wasser des Schwefels’; den Schwefel, wenn er den Schwefel festhält, nennen sie auch ein ‘feuriges Gift’. Dies ist ein offenes Geheimnis, daß er von den Dingen aufsteigt, die ihr kennt.
Sprach Pandoflius (Empedokles): Wenn du, Bellus (Apollonios), die Verdampfung des ‘Wassers des Schwefels’ erzähltest, würdest du für die Nachfahren etwas Treffliches tun!
Und die Versammlung: So lege dies also dar, Pandoflius!
Und jener: Die Philosophen haben vorgeschrieben, daß das ‘Quecksilber aus Zinnober’ genommen werde, und sie haben das Wahre gesagt. In dieser Rede ist aber etwas Unbestimmtheit, deren Dunkelheit ich von euch wegnehmen will: nämlich, daß wenn ihr das Quecksilber in den ‘Hütten’ aufsteigen lasset, ihr nicht ‘Quecksilber aus Zinnober’ nehmen sollt. Der Zinnober aber ist der zweite von den ‘Schwefeln’, die Bellus (Apollonios) euch gezeigt hat, da aus dem mit ‘Schwefel’ gemischten ‘Schwefel’ viele Werke hervorgehen. Nachdem ihr ihn aber hochgetrieben habt, kommt euch jenes ‘Quecksilber aus Zinnober’ hervor, das die Philosophen Ethelia, Auripigment, Senderich, Quecksilber des Auripigments, Quecksilber des Senderich, Quecksilber des Obsemetich, der Magnesia, des Kuhul und Quecksilber aller von ihrer Natur umgebildeten (Dinge) genannt haben, weil die Natur in ihrem Leib verborgen war. Nachdem aber jenes, das aller zehn Vollendung ist, durch sein ihm zukommendes Verfahren behandelt worden war, ist seine ‘weiße’ Natur erschienen und hat verhindert, daß in ihm der ‘Schatten’ erscheint. Die Neider aber haben es ‘Blei aus Ebsemich’, ‘Magnesia’, ‘Martak’ und ‘weißes Kupfer’ genannt. Denn das Kupfer ist geweißt und schattenlos gemacht worden, weil jenes Kupfer seiner Schwärze beraubt worden ist, und seine dichten und schweren ‘Körper’, die keinen ‘Körper’ durchdringen, abgegeben hat; und mit ihm (ist) ein reiner, feuchter ‘Geist’, der die Färbung des Geistes ist. Mit Recht haben daher die Weisen gesagt, daß das ‘Kupfer’ sowohl Seele wie Körper besitze; seine Seele aber ist der ‘Geist’, sein Körper aber das Dichte. Darum müßt ihr den dichten Körper zerstören, bis ihr aus ihm seinen ‘färbenden Geist’ ausgezogen habt; mischet auch den aus ihm ausgezogenen ‘Geist’ in gelindem (Feuer mit) dem ‘Schwefel’, wodurch euch Forschern das Vorhaben zur Vollendung kommt.
Sagte Horfachol (Herakleios): Nichts anderes, Pandoflius (Empedokles), hast du erzählt, als das letzte Verfahren dieses ‘Körpers’. Du hast daher für die Leser eine zweideutige Beschreibung verfaßt. Wenn du aber sein Verfahren (darzulegen) beginnen würdest, würdest du seine Dunkelheit zerstören.
Sprach die Versammlung: Rede also darüber für die Nachfahren, was immer dir beliebt!
Und jener: Man muß, ihr Erforscher dieser Kunst, das ‘Kupfer’ zuerst mit einem leichten Feuer verbrennen, wie beim Ausbrüten der Eier. Denn man muß es verbrennen und mit der ‘Feuchtigkeit’ waschen, damit der ‘Geist’ des Kupfers nicht verbrannt wird. Und das Gefäß sei von allen Seiten geschlossen, damit seine Wärme vermehrt und der ‘Körper’ des Kupfers zerstört wird und sein ‘färbender Geist’ ausgezogen wird, von dem die Neider gesagt haben: »Nehmet Quecksilber aus der Blüte des Kupfers«, was sie auch das ‘Wasser unseres Kupfers’ genannt haben und das ‘feurige Gift’ und das ‘von allem Ausgezogene’, was sie auch ‘die aus mehreren Dingen ausgezogene Ethelia’ genannt haben. Weiter aber haben einige gesagt, daß wenn Alles Eins geworden ist, die Körper zu Nichtkörpern gemacht worden sind, die Nichtkörper aber zu Körpern. Und wisset, alle Erforscher dieser Kunst, daß jeder ‘Körper’ mit dem ‘Geist’ aufgelöst wird, mit dem er gemischt ist, dem ohne Zweifel das ‘Geistige’ ähnlich wird; und daß jeder ‘Geist’ von den ‘Körpern’ verändert und gefärbt wird; wodurch der Geist eine färbende und feuerbeständige Farbe wird. Gepriesen sei daher der Name dessen, der den Weisen geoffenbart hat, den ‘Körper’ in ‘Geist’ zu wandeln, der eine unveränderliche und unzerstörbare Kraft und Farbe besitzt, so daß, was vorher flüchtiger Schwefel gewesen war, jetzt nichtflüchtiger Schwefel und ‘unverbrennlicher Schwefel’ geworden ist. Und wisset, alle Söhne der Lehre, daß jeder von euch, der den ‘flüchtigen Geist’ durch den beigemischten ‘Körper’ rotmachen und dann aus jenem ‘Körper’ und jenem ‘Geist’ die zarte, in seinem Innern verborgene Natur durch ein feinstes Verfahren ausziehen kann, wenn er bei dem endlosen Kochen geduldig ist, jeden ‘Körper’ färben kann. Darum haben die Neider gesagt: »Wisset, daß wenn ihr aus dem ‘Kupfer’, nachdem es mit seiner ‘Feuchtigkeit’ feucht gemacht und mit seinem ‘Wasser’ zerrieben und mit ‘Schwefel’ gekocht worden ist, den ‘Körper’ auszieht, der die Ethelia enthält, ihr finden werdet, was die für alles passende Farbe ist«. Darum haben die Neider (auch) gesagt, daß wenn die Dinge im Feuer fleißig zerrieben und mit ‘Ethelia’ sublimiert worden sind, feste Farben entstehen. Was immer aber ihr in den Büchern der Philosophen von solchen Aussprüchen finden werdet, bezeichnet das ‘Quecksilber’, das wir ‘Wasser des Schwefels’ genannt haben. Bisweilen aber sagen sie, es sei das ‘Blei’ und das ‘Kupfer’ und das ‘verbundene Silber’.
Sagte Iximidrus (Anaximandros): Du hast nun, Horfolcos (Herakleios), trefflich über die Behandlung des ‘Kupfers’ und des ‘feuchten Geistes’ gesprochen; fahre fort, um zu vollenden!
Und jener: Vollende du doch, Iximidrus (Anaximandros), was ich beiseite gelassen habe!
Dictum II. 32
Und Iximidrus: Man muß wissen, daß die Neider die ‘Ethelia’, die du vorhin genannt und bekannt gemacht hast, mit vielen Namen bezeichnet haben, da sie geweißt wird, weißmacht und färbt. Dann aber haben sie die Philosophen ‘Blüte des Goldes’ genannt, weil sie etwas Natürliches ist. Seht ihr nicht, daß die Philosophen, bevor man an diese Grenze kommt, gesagt haben, daß das ‘Kupfer’ nicht färbt, wenn es aber gefärbt wird, färbt, weil das ‘Quecksilber’ färbt, wenn es mit seiner Farbe gemischt wird? Wenn es aber mit diesen zehn Dingen gemischt wird, die die Philosophen die verschiedenen Hefen genannt haben... . Dann aber haben sie dies alles ‘Vervielfältigung’ genannt. Einige von ihnen aber haben die gemischten Körper ‘Chrysokolla’ [und ‘Goldlot’] genannt. Diese Namen also, die in den Büchern der Philosophen gefunden werden, die für überflüssig und eitel gehalten werden, sind wahr; und doch sind sie (zugleich) falsch, da sie (nur) ein Ding sind und eine Meinung und ein Weg. Dies ist das ‘Quecksilber’, das aus Allem ausgezogen worden ist, aus dem Alles entsteht, das das ‘Reine Wasser’ ist, das den ‘Schatten des Kupfers’ zerstört. Und wisset, daß dieses ‘Quecksilber’, wenn es geweißt wird, zu ‘Schwefel’ wird, der vom ‘Schwefel’ festgehalten wird. Und es ist ein ‘Gift’, das an Glanz dem Marmor ähnlich ist, das die Neider ‘Ethelia’ nennen und ‘Auripigment’ und ‘Farbe des Sanderich’, aus dem der ‘reine Geist’ durch gelindes Feuer aufsteigt und jede ‘reine Blüte’ hochgetrieben wird, was ganz und gar ‘Quecksilber’ wird. Dies also ist das größte Geheimnis, das die Philosophen berichtet haben, daß der ‘Schwefel’ allein das ‘Kupfer’ weißt. Ihr müßt aber beachten, Erforscher dieser Kunst, daß jener ‘Schwefel’ das ‘Kupfer’ nicht hat weißen können, bevor er bei dem vorhergehenden Werk geweißt worden war. Und wisset, daß dieses ‘Schwefels’ Art ist, zu fliehen; wenn er daher seinen dichten ‘Körpern’ entflieht und wie ‘Dampf’ hochgetrieben wird, dann müßt ihr ihn mit einem andern ‘Quecksilber’ seiner Art festhalten, damit er nicht flieht. Darum haben die Philosophen gesagt: »die Schwefel werden durch die Schwefel festgehalten«. Weiter wisset, daß die ‘Schwefel’ färben und dann ohne Zweifel fliehen, wenn sie nicht mit ‘Queckailber’ ihrer Art verbunden worden sind. Glaubet daher nicht, daß das, was färbt und dann flieht, das ‘Silber der Menge’ sei, sondern die Absicht der Philosophen geht auf das ‘Silber der Philosophen’, das, wenn es nicht mit dem Weißen oder Roten gemischt wird, das ein Quecksilber seiner Art ist, ohne Zweifel flüchtig würde. Ich heiße euch aber das ‘Quecksilber’ mit ‘Quecksilber’ mischen, bis sie (beide) ein reines, aus Zweien zusammengesetztes ‘Wasser’ werden. Dies ist also das größte Geheimnis, dessen Bereitung durch sein ‘Gummi’ geschieht und durch die ‘Blüten’, wenn es in leichtem Feuer gekocht und mit den ‘Erden’ und der ‘Mugra’ rot geworden und mit ‘Essig’, ‘Natronsalz’ und ‘Mucal’ in ‘Rost’ verwandelt worden ist oder mit irgendeinem der in ‘unserem Silber’ vorhandenen färbenden Elemente.
Sprach Ekximenus (Anaximenes): Die Neider haben diese Kunst durch die Menge der Namen verwüstet; das ganze Werk aber muß die ‘Kunst des Silbers’ sein. Die Philosophen aber haben die Lehrer dieser Kunst geheißen, Gold und Silber zu machen, was die Philosophen mit allen Namen bezeichnet haben.
Antwortete die Versammlung: Erzähle also den Nachfahren, Ekximenus, ein wenig von jenen Namen, damit sie sich vorsehen!
Und jener: Sie haben es wie folgt genannt: einsalzen, hochtreiben, waschen, mit ‘Ethelia’ zerreiben, mit Feuer weißen, den Dampf mit dem Sieb kochen, verfestigen, in Rost wandeln, Ethel herstellen, die Kunst des Wassers, des Schwefels und das Band. Mit all diesen Namen ist das Werk benannt worden, das das ‘Kupfer’ zerrieben und geweißt hat. Und wisset, daß das ‘Quecksilber’ für den Augenschein weiß ist, wenn es aber vom ‘Rauch des Schwefels’ getroffen wird, so färbt es sich rot und wird zu Zinnober. Wenn daher das Quecksilber mit seinen Zusätzen gekocht wird, wird es in Rot umgewandelt, weshalb der Philosoph sagt, daß die Natur des ‘Bleis’ schnell verwandelt wird. Seht ihr nicht, daß die Philosophen frei von Neid gesprochen haben? Darum haben wir vielfältig von der Zerreibung und der Wiederholung gehandelt, damit ihr die in dem Gefäß vorhandenen ‘Geister’ auszieht, die das Feuer anhaltend zu verbrennen nicht aufhörte. Das jenen zugesetzte ‘Wasser’ aber hat verhindert, daß das Feuer (sie) verbrannte, und es sind jene Dinge (unverbrennlich) geworden. Je mehr sie von der Flamme des Feuers getroffen werden, desto mehr werden sie im Innersten des ‘Wassers’ verborgen, damit sie nicht von der Wärme des ‘Feuers’ verletzt werden; das Wasser aber nimmt sie in seinem Leibe auf und treibt die Flamme des Feuers von ihnen weg.
Wenn ihr nicht die Körper zu Nichtkörpern machet, so steht ihr im Nichts. Von der Hochtreibung des ‘Wassers’ aber haben die Philosophen nicht wenig gehandelt. Und wisset, daß die ‘Ethelia’ nicht aufsteigt, wenn ihr die Dinge nicht mit Feuer fleißig zerreibt. Wenn sie also nicht aufsteigt, so steht ihr im Nichts, wenn sie aber aufsteigt, so wird sie das Werkzeug für die beabsichtigte Farbe, mit der ihr färben wollt. Über diese ‘Ethelia’ sagt Hermes: »Siebet die Dinge«; ein anderer aber sagt: »Verflüssiget die Dinge«. Ferner sagt Amaçaras (Anaxagoras?): »Wenn ihr die Dinge nicht mit ‘Feuer’ fleißig zerreibt, steigt die ‘Ethelia’ nicht auf«. Der Meister aber hat ein Wort ausgesprochen, das ich den Nachdenkenden jetzt auseinandersetzen will: »Wisset, daß der meiste Wind von Mittag, wenn er aufgeregt wird, die Wolken hochtreibt, und die Dämpfe des Meeres emporhebt«.
Antwortete die Versammlung: Du hast dunkel darüber gehandelt!
Und jener: Ich werde den ‘Scherben’ auseinandersetzen und das ‘Gefäß’, in dem der ‘unverbrennliche Schwefel’ ist. Ich heiße euch aber flüssiges ‘Quecksilber’ verfestigen aus mehreren Dingen, damit Zwei zu Drei werden, und Eins mit Drei zu Vier, Eins in Zwei zu Eins.
Sprach Anaxagoras: Nehmet das ‘verbrannte Fliehende’, das des ‘Körpers’ entbehrt, und bringet es in einen ‘Körper’, dann nehmet das einen ‘schweren Rauch’ Besitzende, das irgend etwas zu trinken Dürstende.
Antwortete die Versammlung: Welche Dunkelheit ist das, Anaxagoras! Setze klarer auseinander, was du sagst, und sieh dich vor, neidisch zu sein!
Diczum II. 33
Und jener: Ich gebe den Nachfahren bekannt, daß dieses ‘Dürstende’ die ‘Ethelia’ ist, die mit ‘hängendem Schwefel’ gekocht wurde. Bringet sie daher in ein gläsernes Gefäß und kochet, bis sie zu ‘Cambar’ (Zinnober) wird. Dann vollendet Gott euch dieses Geheimnis, das ihr suchet. Ich heiße euch aber anhaltend kochen und wiederholen; daß es euch nicht verdrieße! Und wisset, daß die Vollendung dieses Werks die Verbindung des Wassers des Schwefels mit der ‘Tafel’ ist. Dann werde gekocht, bis ‘Rost’ entsteht, denn alle Philosophen haben gesagt: »Wer das Gold in ‘Rost’ verwandeln kann, der hat das gewollte ‘Gift’ schon gefunden, wer aber nicht, der steht im Nichts«.
Sprach Pion (Zenon): Pythagoras hat schon von dem ‘Wasser’ gehandelt, das die Neider mit allen Namen bezeichnet haben; dann hat er am Ende seines Buches von der ‘Hefe des Goldes’ gehandelt, indem er vorschrieb, daß ihr etwas vom ‘reinen Wasser des Schwefels’ und ein wenig von seinem ‘Gummi’ zugesetzt werde. Ich wundere mich, gesamte Versammlung, wie die Neider in dieser Abhandlung über die Vollendung des Werkes früher als über seinen Anfang berichtet haben.
Antwortete die Versammlung: Warum hast du denn das ‘Faulen’ beiseite gelassen?
Und jener: Ihr habt wahr geredet! Die ‘Faulung’ geschieht nicht ohne das ‘Trockene’ und das ‘Feuchte’, die (unwissende) Menge aber läßt mit dem Feuchten (allein) faulen; das ‘Feuchte’ aber wird jedenfalls nur durch das ‘Trockene’ verfestigt, und aus beiden nur besteht der Anfang des Werkes, wenn auch die Neider dieses Werk in zwei Teile geteilt haben, indem sie versichern, daß das eine schneller flieht, das andere aber fest und unbeweglich ist.
Sagte Constans (?): Was kümmern euch die Abhandlungen der Neider? Ich sage aber, daß dieses Werk vier (Bestandteile) haben muß.
Sie antworteten: Zeige also, welches diese vier sind!
Und jener: Die Erde, das Wasser, die Luft und das Feuer. An diese vier Elemente also haltet euch, ohne die niemals etwas erzeugt wird. Das ‘Trockene’ mischet also mit dem ‘Feuchten’, das ist die ‘Erde’ und das ‘Wasser’, und kochet mit ‘Feuer’ und ‘Luft’, woraus der ‘Geist’ und die ‘Seele’ ausgetrocknet werden. Und wisset, daß das feine Färbende seine Kraft aus dem feinen Teil der Erde nimmt, und durch den feinen Teil des Feuers und der Luft und des Wassers ist der ‘Geist’ ausgetrocknet worden. Bringe daher diese Teile in ihn, weil er durch die Natur unseres Werkes in ‘Erde’ verwandelt wird, wenn er die Feinheiten dieser Dinge aufnimmt; weil der ‘Körper’ dann etwas feines Kupferartiges wird und dann das dem ‘Körper des Silbers’ Aufgelegte färbt. Hütet euch also, alle Erforscher dieser Kunst, die Dinge zu vervielfältigen! Denn die Neider haben (die Namen) vervielfältigt und euch (das Werk) verwüstet, auch haben sie verschiedene Verfahren beschrieben, um zu täuschen. Sie haben auch das ‘Feuchte’ mit (den Namen von) jedem Feuchten und das ‘Trockene’ mit (den Namen von) jedem Trockenen und jedem Stein und ‘Metall’, und mit der ‘Galle’ der Tiere des Meeres und der Vögel des Himmels und der Kriechtiere der Erde bezeichnet. Ihr aber, die ihr die Färbung wünscht, müßt beachten, daß die ‘Körper’ durch die ‘Körper’ gefärbt werden. Ich sage euch also, daß der Philosoph kurz und wahr gesagt hat, wenn er am Anfang seines Buches gesagt hat: »In der Kunst des Goldes ist das ‘Quecksilber vom Zinnober’, und beim Silber ist das ‘Quecksilber vom Männlichen’«. Auf nichts aber außer diesem wendet euren Blick, da es zwei Quecksilber sind, was aber nur eines ist.
Sagte Açardetus (Acratus, Krates?): Ich gebe den Nachfahren bekannt, daß ich die Philosophie der ‘Sonne’ und dem ‘Mond’ nahe bringe. Wer also die Wahrheit erfassen will, der nehme die ‘Feuchtigkeit’ der ‘Sonne’ und den ‘Speichel’ des ‘Mondes’!
Antwortete die Versammlung: Warum bist du deinen Brüdern ein Feind geworden?
Und jener: Ich habe nur die Wahrheit gesagt.
Und jene: Nimm das an, was die Versammlung angenommen hat!
Und jener: Ich wollte schon; doch wenn ihr wollt, so heiße ich die Nachfahren, von dem Silber, das die Philosophen vorgeschrieben haben, und das Hermes zur wahren Färbung vorbereitet hat, einen Teil zu nehmen und vom ‘Kupfer der Philosophen’ einen Teil, und ihn mit dem Silber zu mischen; – das macht im ganzen vier ‘Körper’ – und es in das Gefäß zu bringen, das fleißig verschlossen werde, damit das Wasser nicht herausgeht; und es werde sieben Tage gekocht, dann wird das ‘Kupfer’ mit dem ‘Silber’ zerrieben und in ‘Wasser’ verwandelt gefunden. Beides mögen sie dann wiederholt kochen und keine Furcht haben, dann mögen sie öffnen, und sie werden eine ‘Schwärze’ finden, die darüber erscheint. Mögen sie es immer wieder kochen, bis die Schwärze des ‘Kuhul’, die zur Schwärze des Silbers gehört, verzehrt wird; denn wenn sie verzehrt ist, wird jenen eine kostbare Weiße erscheinen. Endlich mögen sie es wieder an seinen Ort bringen und kochen, bis es getrocknet und in Stein verwandelt wird. So mögen sie jenen aus dem‘Kupfer’ und ‘Silber’ erzeugten Stein immer wieder anhaltend kochen, mit einem Feuer stärker als das frühere, bis der Stein zerstört und zerrieben und in Asche verwandelt wird. Wie kostbar ist doch die ‘Asche’, ihr Söhne dieser Lehre, und wie kostbar ist, was aus ihr entsteht! Denn die ‘Asche’ mit ‘Wasser’ mischend, kochet wieder, bis jene ‘Asche’ sich verflüssigt; dann kochet und tränket mit ‘immerwährendem Wasser’, bis die Zusammensetzung süß, angenehm und rot wird. Tränket auch, bis sie feucht wird, kochet weiterhin mit einem Feuer, stärker als das frühere, und schließet die Mündung des Gefäßes fleißig. Denn durch dieses Verfahren werden die flüchtigen Körper zu nichtflüchtigen, und die ‘Geister’ werden in ‘Körper’ und die ‘Körper’ in ‘Geister’ verwandelt und durch sich gegenseitig gebunden. Darauf entstehen ‘Körper’, die färbende ‘Geister’ und ‘Seelen’ besitzen, weil sie sich gegenseitig befruchten.
Antwortete die Versammlung: Du hast den Nachfahren (schon) bekanntgegeben, daß das Kupfer ein ‘Rost’ befällt, nachdem seine ‘Schwärze’ durch das ‘immerwährende Wasser’ geweißt (worden) ist. Dann wird es verfestigt und es entsteht der ‘Körper der Magnesia’, dann wird es gekocht, bis der ganze ‘Körper’ zerrieben ist, dann wird das ‘Flüchtige’ in ‘Asche’ verwandelt, und es entsteht das ‘schattenlose Kupfer’; es entsteht aber auch eine Färbung von dem Werk der Philosophen. Was also hinterlässest du den Nachfahren, da du mit den (ihnen) wirklich zukommenden Namen die Dinge ganz und gar nicht benannt hast?
Und jener: Euren Spuren folgend, habe ich gehandelt, wie auch ihr.
Antwortete Bonellus (Apollonios): Du sprichst wahr; denn wenn du anders handeltest, ließen wir deine Aussprüche nicht in unseren Büchern aufzeichnen.
Sprach Balgus (Pelagios?): Açratus (Krates), die gesamte Versammlung hat schon gesagt, was ihr gesehen habt. Dennoch täuscht der Wohltäter bisweilen, obgleich er die Empfindung des Wohltuens haben mag.
Und jene: Du sagst wahr; sprich gemäß deiner Ansicht und hüte dich, neidisch zu sein!
Und jener: Man muß wissen, daß die Neider dieses Geheimnis in Stücke zerlegt haben, in die Naturlehre, die Astronomie (und) die Kunst der Bilder gemäß den Konstellationen, für die Bäume, die Metalle, die Dämpfe und die kriechenden Tiere, und sie haben in irreführender Weise vervielfacht, soviel sie konnten, was in jedem ihrer Werke deutlich wahrgenommen wird. – Ich heiße aber die Erforscher dieser Weisheit das ‘Eisen’ zu nehmen und in Tafeln auszustrecken, dann mit dem ‘Gift’ zu mischen und in sein Gefäß zu legen, dessen Mündung sie auf fleißigste verschließen mögen. Und hütet euch, die Flüssigkeiten zu vermehren oder es trocken hinzustellen, sondern mischet gründlich wie einen ‘Teig’. Und wisset, daß wenn ihr das ‘Wasser’ des ‘Teigs’ vermehrt, es im Ofen nicht zurückgehalten wird. Denn wenn ihr den ‘Teig’ trocknet, so wird er durch den Ofen weder gebunden noch gekocht. Ich heiße euch aber, ihn recht fleißig herzustellen, dann in sein Gefäß zu bringen, dessen innere und äußere Mündung ihr mit Lehm verschließt; und nachdem ihr Kohlen darüber angezündet habt, möget ihr nach (einigen) Tagen öffnen. Dann werdet ihr finden, daß die eisernen Tafeln schon verflüssigt sind; an dem Deckel des Gefäßes aber werdet ihr (etwas) wie kleine Knoten finden, wenn das Feuer also angezündet ist, steigt der ‘Essig’ nach oben. Seine Natur nämlich ist geistig, in die Luft steigend, weshalb ich euch heiße, jenen (Teig) vorsichtig zu behandeln. Weiter muß man wissen, daß er durch die vielfachen Kochungen und Waschungen verfestigt, und vom Feuer gefärbt und daß seine Natur verwandelt wird. Denn durch diese Kochung und Verflüssigung wird der Zinnober nicht zerlegt. Ich gebe euch auch bekannt, daß durch diese allzu starke Kochung das Gewicht des dritten Teils des ‘Wassers’ verzehrt wird, der Rückstand aber wird ein ‘Wind’ im Geist des zweiten Zinnobers. Und wisset, daß nichts kostbarer noch trefflicher noch färbender ist, als der ‘rote Sand des Meeres’. Der ‘Speichel des Mondes’ aber wird vereinigt mit dem ‘Licht der Sonnenstrahlen’..., denn durch die Sonnenwärme wird der ‘Tau’ verfestigt. Dann wird der ‘Tau’ mit dem Verwundeten, dem Tode Ausgelieferten verbunden, und je mehr Tage vorübergehen, desto stärker verfestigt er sich, ohne zu verbrennen. Denn die Sonne kocht ihn und das ‘Feuer’ verfestigt ihn, und im Kriege mächtig, läßt sie das ‘Feuer’ das ‘Erdartige’ besiegen nach Beseitigung der Schwäche.
Antwortete Bonitis (Apollonios?): Weißt du nicht, Balgus, daß der ‘Speichel des Mondes’ nur ‘unser Kupfer’ färbt?
Und Balgus (Pelagios): Du redest die Wahrheitl
Und jener: Warum hast du unterlassen, von dem ‘Baum’ zu erzählen, (der die Eigenschaft hat, daß) wer seine Frucht verzehrt, niemals hungern wird?
Und Balgus: Es hat (ihn) mir Jemand bekannt gegeben, der die Wissenschaft verfolgt hat, bis er, jenen ‘Baum’ findend, in geeigneter Weise verfuhr und von der gewonnenen Frucht aß. Als ich aber fragte, beschrieb er ihn durch die reine Weiße, indem er annahm, daß sie ohne Arbeit gefunden wird; die Vollendung seines Verfahrens ist aber seine ‘Speise’. Als ich nun aber fragte, wie er durch die ‘Speise’ ernährt werde, bis er die Frucht trage, sagte er: »Nimm jenen ‘weißen Baum’ und baue ihm ein umgebendes, rundes, dunkles, von ‘Tau’ umringtes Haus, und setze einen ‘hochbetagten Menschen’ hinein, von hundert Jahren, und verschließe über beiden und binde fest zu, daß kein Wind oder Staub zu ihnen gelangen kann; dann laß sie 180 Tage in ihrem Hause«. Ich sage, daß jener ‘Greis’ von den Früchten jenes ‘Baumes’ nicht aufhört zu essen bis zur Vollendung der Zahl (der Tage), bis jener Greis ein Jüngling wird. O welch wunderbare Naturen, die die ‘Seele’ jenes Greises in einen jugendlichen ‘Körper’ umgebildet haben, so daß der Vater zum Sohn geworden ist! Gepriesen sei Gott, der beste Schöpfer!
Sprach Nofil (Theophilus): Ich werde über das (weiter) reden, was Bonitis (Apollonios) erzählt hat.
Und dieVersammlung: Rede, denn dein Bruder hat schön geredet!
Und jener: Den Spuren des Bonitis folgend, werde ich seine Worte vollenden. Man muß wissen, daß alle Philosophen, auch wenn sie dieses Verfahren verheimlicht hatten, in ihren Abhandlungen die Wahrheit sagten, wenn sie das Wasser ‘Leben’ nannten; weil nämlich das, was mit jenem ‘Wasser’ gemischt wird, (erst) stirbt, dann (wieder) lebt und ein Jüngling wird. Und wisset, alle Schüler, daß das Eisen nicht ‘rostig’ wird, außer durch dieses ‘Wasser’, weil es die ‘Tafeln’ färbt; dann werde es in die ‘Sonne’ gelegt, bis es sich verflüssigt und getränkt wird und dann sich verdichtet, und in diesen Tagen wird es rostig. Aber Schweigen ist besser als diese Erläuterung!
Antwortete die Versammlung: Theophilus, hüte dich, neidisch zu sein; vollende deine Abhandlung!
Dictum II. 34
Und jener: Ja, ich möchte etwas Ähnliches wiederholen.
Und jene: Sage, was du willst.
Und jener: Gewisse ‘Früchte’ kommen früher hervor von dem vollkommenen ‘Baum’ und blühen am Anfang des Sommers, und je mehr sie vervielfacht werden, um so schöner werden sie, bis sie vollendet und durch Reifen süß werden. – Ähnlich jene ‘Frau’, die ihre Schwäher flieht, mit denen sie, obgleich erzürnt, zum Teil vertraut wird, und die es nicht für würdig hält, sich bezwingen zu lassen, noch daß ihr Gatte ihre Zier besitzt, während er sie wütend liebt und mit ihr kämpfend wacht, bis er mit ihr Umarmungen vollzieht, Gott ihre Kinder zur Reife bringt und (ihm) soviel Söhne schenkt, wie es ihm (Gott) gefällt. Aber die Zier desjenigen wird im Feuer verzehrt, der nur aus Wollust zu seiner Gattin hinstrebt; denn wenn die bestimmte Zeit vollendet ist, wendet er sich zu ihr zurück. – Weiter gebe ich euch kund, daß der ‘Drache’ niemals stirbt. Die Philosophen haben jedoch die Frau, die ihre Männer tötet, dem Tod preisgegeben; denn der Leib jener Frau ist voll von ‘Waffen’ und ‘Gift’. Es werde daher für jenen Drachen ein ‘Grabmal’ ausgegraben, und jene Frau mit ihm begraben, der mit jener Frau fest gefesselt, je mehr er sie bindet und sich um sie herumwälzt, desto mehr durch die weiblichen ‘Waffen’, die im Körper der Frau geschaffen sind, in Teile zerschnitten wird. Wenn er sich aber mit den Gliedern der Frau vermischt sieht, wird er des Todes sicher, und wird ganz in ‘Blut’ gewandelt. Wenn aber die Philosophen ihn in ‘Blut’ umgewandelt sehen, so lassen sie ihn einige Tage in der Sonne, bis seine Weichheit verzehrt ist und das ‘Blut’ trocknet und sie jenes ‘Gift’ finden. Was dann erscheint, ist der verborgene Wind.
Sprach Bovilis (Apollonios): Man muß wissen, alle Schüler, daß aus den ‘Elementen’ nichts Nützliches entsteht ohne die ‘Verbindung’ und das ‘Verfahren’, wie ja auch der Same aus dem Blut erzeugt wird und aus der Begierde. Denn wenn der Mann die Frau beschläft, wird der Same durch die Feuchtigkeit des Mutterleibs ernährt und durch die Feuchtigkeit und Wärme des Blutes, wenn aber 40 Tage und Nächte vergangen sind, wird der Same (zum Kind) gebildet. Denn wenn die
Feuchtigkeit und Wärme des Mutterleibes nicht wären, so würde der Same nicht bleiben, noch das Kind ausgebildet werden. Gott aber hat jenes Blut und jene Wärme zur Ernährung des Samens bestimmt, bis er ihn nach Belieben (als Kind) zur Welt bringt. Das zur Welt gebrachte Kind aber wird nur durch Milch ernährt, vorsichtig und allmählich, solange es klein ist; und je mehr es sich entwickelt, desto mehr wird es unter Verstärkung der Knochen zur jugendlichen Reife geführt, zu welcher gelangend, es sich selbst genügt. So also mußt du (auch) in dieser Kunst handeln. Und wisset, daß ohne Wärme niemals etwas erzeugt wird, und daß das ‘Bad’ durch zu starke Wärme Vernichtung herbeiführt, wenn es aber kalt ist, in die Flucht schlägt, und wenn es mäßig warm ist, dem Körper zuträglich und angenehm wirkt, weshalb die Adern sich füllen und ernährt werden und das Fleisch vermehrt wird. Siehe, es ist all euch Schülern dargelegt worden; sehet es also ein, und in allem, was ihr zu behandeln versucht, fürchtet Gott!
Sagte Moses: Man muß beachten, daß die Neider das ‘Kupferblei’ ‘Werkzeuge des Bildens’ genannt haben, um durch Täuschung die Nachfahren zu betrügen. Diesen gebe ich bekannt, daß deren ‘Werkzeuge des Bildens’ aus unserem weißen, sternartigen und glänzenden ‘Pulver’ entstehen und aus unserem ‘Stein’, der schimmernd wie Marmor ist; von ihnen ist aber kein ‘Pulver’ für unser Werk geeigneter und für unsere Zusammensetzung besser, als das Pulver der ‘Ascocia’, aus dem geignete ‘Werkzeuge des Bildens’ entstehen. Weiter haben die Philosophen schon gesagt: »Nehmet die Werkzeuge aus dem Ei«; sie haben aber nicht berichtet, was für ein Ei, noch von welchem Vogel. Und wisset, daß die Behandlung dieser Dinge schwieriger ist als das ganze Werk, weil, wenn das ‘Zusammengesetzte’ mehr als notwendig behandelt wird, sein vom ‘Pelagus’ genommenes Licht ausgelöscht wird. Darum haben die Philosophen vorgeschrieben, daß (der Himmel) beobachtet werde. Nehmet dies also bei Vollmond, und setzet es auf den ‘Sand’, bis es geweißt wird. Und wisset, daß wenn ihr beim Aufsetzen in den ‘Sand’ und bei der Wiederholung keine Geduld habt, ihr bei dem Verfahren irrt und das Werk zugrunde richtet. Kochet es also in gelindem Feuer, bis ihr es geweißt seht, dann löschet es mit ‘Essig’, und ihr werdet eines von Dreien bereits von den Genossen getrennt finden. Und wisset, daß das erste Elixir mischt, das zweite verbrennt, das dritte aber flüssig macht. Dem ersten also setzet zweimal neun Unzen ‘Essig’ zu: zum erstenmal, sobald das Gefäß sich erwärmt, zum zweitenmal aber, wenn es schon warm geworden ist.
Sprach Mundus (Parmenides): Es ziemt euch, allen Erforschern dieser Kunst, zu wissen, daß was immer die Philosophen berichtet und vorgeschrieben haben, nämlich die ‘Purpurschnecke’ und die Kräuter ‘Schöllkraut’ und ‘Kermes’, ein Einziges ist; sorget euch darum nicht wegen der Vielheit der Dinge. Denn (nur) eine ist die Farbe der Philosophen, für die sie nach Gefallen Namen angenommen, und die sie unter Aufhebung ihres eigentlichen Namens ‘schwarz’ genannt haben, weil sie aus ‘unserem Pelagus’ ausgezogen ist. Und wisset, daß die alten Priester nichts von künstlichen Stoffen an ihren Altären aufzulegen für angemessen gehalten haben, weshalb sie, um an den zu verehrenden und reinzuhaltenden Altären nichts Schmutziges und Unreines einzuführen, mit der tyrischen Farbe der Purpurschnecke färbten. Unsere tyrische Farbe aber, die sie an ihren Altären und in ihren Schatzkammern haben, ist wohlriechender und reiner, als was von mir beschrieben werden kann; (eine Farbe), die von unserm roten, reinsten ‘Meere’ ausgezogen worden ist, die von angenehmem Geruch, schön und beim Faulen weder schmutzig noch unrein ist. Und wisset, daß wir ihr mehrere Namen zugelegt haben, die alle wahr sind; wovon ein Beispiel für die Verständigen der Weizen ist, der gemahlen und dann mit einem anderen Namen bezeichnet wird, aus dem, wenn er durch das Sieb in verschiedene Substanzen geteilt worden ist, verschiedene Gattungen von Brot entstehen, die einzeln Namen besitzen. Dieses ganze Getreide wird also mit einem einzigen Namen benannt, von dem (dann) mehrere Namen unterschieden wurden: so benennen wir auch unsere tyrische (Farbe) auf jeder Stufe des Verfahrens mit dem Namen ihrer Farbe.
Sagte der Philosoph: Ich gebe den Nachfahren bekannt, daß die Natur ‘männlich’ und ‘weiblich’ ist; daher haben die Neider sie den ‘Körper der Magnesia’ genannt, weil in ihr das größte Geheimnis ist. Setzet daher, alle Erforscher dieser Kunst, die ‘Magnesia’ in ihr ‘Gefäß’ und kochet fleißig; wenn ihr dann nach (einigen) Tagen öffnet, werdet ihr das Ganze in ‘Wasser’ verwandelt finden. Kochet wieder, bis es sich verfestigt und sich selbst festhält. Wenn ihr aber in den Büchern der Neider das Wort ‘Pelagus’ findet, so wisset, daß sie damit die ‘Feuchtigkeit’ bezeichnen, mit dem Wort ‘Pannus’ aber bezeichnen sie das ‘Gefäß’. Auch durch ‘Medizinen’ bezeichnen sie die Natur, weil sie keimt und zur Blüte gelangt. Wenn aber die Neider sagen: »Wasche, bis die Schwärze des Kupfers weggeht«, so nennen manche diese Schwärze ‘Silber’. Agathodaimon aber hat das klar dargelegt, indem er diese Worte zweifelfrei vortrug. Es ist zu beachten, alle Erforscher dieser Kunst, daß ihr, wenn die ‘Dinge’ vorher gemischt und einmal abgekocht sind, die vorgeschriebene ‘Schwärze’ finden werdet, d. h. daß alles schwarz wird. Dies also ist der ‘Blei der Weisen’, von dem sie in ihren Büchern so häufig gehandelt haben. Einige sagen auch ‘unser schwarzes Silber’.
Sprach Pythagoras: Wie wunderbar ist die Verschiedenheit der Philosophen in dem, was sie früher festgesetzt haben, und ihre Übereinstimmung in diesem geringen, niedrigsten Ding, durch das das Kostbare hergestellt wird! Und wenn die Menge, alle Erforscher dieser Kunst, dies Geringe und Niedrigste kennte, würde sie es für eine Lüge halten, wenn sie aber seine Kräfte kennte, so würde sie es nicht gering schätzen. Dies aber hat Gott vor der Menge verborgen, auf daß die Welt nicht zerstört werde.
Sagte Orfultus (Herakleios): Man muß wissen, alle Freunde der Weisheit, daß (jeder), nachdem Eximedrus (Anaximandros) über diese Kunst gehandelt und euch klarere Schlüsse vorgelegt hat, ein stumpfsinniges Tier ist, der nicht kennt, was er gesagt hat. Ich aber will euch das Verfahren dieses ‘geringen (Dinges)’ auseinandersetzen, damit der in diese Kunst Eingeführte kühner wird und zuversichtlicher Geld ausgibt, und obgleich es gar wenig ist, er nicht dennoch das Wertlose um Wertvolles und das Wertvolle um Wertloses kauft. Und wisset, daß ihr beim Beginn des Mischens die ‘Elemente’ roh, angenehm, wahr und nicht gekocht auf gelindem Feuer mischen müßt. Und hütet euch vor einer Verstärkung des Feuers, bis die ‘Elemente’ sich verbunden haben und sich gegenseitig folgen und sich in Umarmung mischen, wobei sie nach und nach verbrennen, bis sie in jenem leichten Feuer getrocknet werden. Und wisset, daß ein (Geist) einen (Körper) verbrennt und zerstört, und daß ein (Körper) einen (Geist) verstärkt und ihn lehrt, gegen das Feuer zu fechten. Nach der ersten Verbrennung aber muß es gewaschen, gereinigt und im Feuer geweißt werden, bis alle Dinge zu einer einzigen Farbe werden. Damit müßt ihr hernach den ganzen Rest der ‘Feuchtigkeit’ mischen, und dann wird seine ‘Röte’ erhöht werden. Denn die Elemente, im Feuer fleißig gekocht, freuen sich und werden in andere Naturen umgewandelt, weil das flüssig gemachte ‘Kupfer’, das das ‘Haupt’ ist, zu Nichtflüssigem wird, das Feuchte aber zu Trocknem, der dichte Körper zu ‘Geist’, und der flüchtige Geist zu etwas Starkem, das gegen das Feuer kämpft. Darum sagt der Philosoph: »Wandle die Elemente um, und du wirst finden, was du suchst«. Die Elemente umwandeln heißt aber, das Feuchte trocken und das Flüssige festmachen. Nachdem dieses Verfahren durchgeführt ist, werde es im Feuer gelassen, bis das Grobe sich verfeinert und das Feine als Färbendes zurückbleibt. Und wisset, daß der Elemente Tod und Leben vom Feuer kommt, und daß das Zusammengesetzte sich selbst zum Keimen bringt und das erzeugt, was ihr mit Gottes Beistand sucht. Wenn die Farben aber (zu erscheinen) begonnen haben, werdet ihr die Wunder der Weisheit Gottes schauen, bis die ‘tyrische Farbe’ hervorkommt. O wunderbare Natur, die die übrigen Naturen färbt! O himmlische Naturen, die die Elemente durch das Verfahren trennen und verwandeln! Nichts ist daher kostbarer, als diese Naturen für die Färbung, die das Zusammengesetzte vervielfältigt und bewirkt, daß es purpurfarbig und fest wird.
Sprach Exiniganus (Anaximenes): Du hast schon, Lucas (Leukippos), vom ‘Quecksilber’ und vom ‘Nitron’ gehandelt, welches die ‘Magnesia’ ist, wie es dir ansteht, und hast die Nachfahren geheißen, (die Lehren) praktisch zu erproben und die Bücher zu lesen, wohl wissend, daß die Philosophen gesagt haben: »Betrachtet den Verborgenen, Verachteten, und wollet ihn nicht gering schätzen, weil er, indem er Dauer besitzt, ein großes Geheimnis (enthält) und viel Gutes bewirkt«.
Sprach Lucas (Leukippos): Ich sage den Nachfahren, was einleuchtender ist als das, was du berichtet hast; daß nämlich der Philosoph spricht: »Verbrenne das Kupfer, verbrenne das Silber und verbrenne das Gold!«.
Antwortete Exiniganus (Anaximenes): Das ist ja noch dunkler als das vorher Gesagte!
Antwortete die Versammlung: Erläutere also, was dunkel ist!
Und jener: Daß er gesagt hat: »Verbrenne und verbrenne und verbrenne«, ist nur in den Namen (eine Verschiedenheit), der Sache nach aber sind sie ein und dasselbe.
Und jene: Wehe über dich, daß du so kurz darüber gehandelt hast! Warum wirst du von Blässe befallen?
Und jener: Beliebt es, daß ich schöner rede?
Und jene: Wohlan!
Und jener: Ich zeige den Nachfahren an, daß das ‘Weißen’ Verbrennen bedeutet, das ‘Rotmachen’ aber ist das Leben; die Neider haben jedoch die Namen vervielfältigt, um die Nachfahren zu verführen. Diesen gebe ich bekannt, daß die Definition dieser Kunst ‘die Verflüssigung der Körper und die Trennung der Seele vom Körper’ ist, weil das Kupfer wie der Mensch sowohl Seele wie Körper hat. Ihr müßt daher, alle Söhne der Lehre, den ‘Körper’ zerstören und von ihm die ‘Seele’ ausziehen, weshalb die Philosophen gesagt haben, daß nicht der ‘Körper’ den ‘Körper’ durchdringt, sondern das ‘Feine der Natur’ es ist nämlich die ‘Seele’, die den ‘Körper’ durchdringt und färbt. In der Natur ist daher ‘Körper’ und ‘Seele’.
Antwortete die Versammlung: Indem du erklären wolltest, hast du dunkle Worte hervorgebracht!
Und jener: Ich zeige euch an, daß die Neider berichtet und gesagt haben, daß der Glanz des Saturn nur dunkel erscheint, wenn er in die Luft aufsteigt, und daß der Merkur sich in den Sonnenatrahlen verbirgt und das Quecksilber durch seine Feuergewalt lebendig macht und das Werk vollendet; die Venus aber, wenn sie im Osten steht, der Sonne vorausgeht.
Sagte Artanius (Ostanes): Wisset, alle Erforscher dieser Kunst, daß unser Werk, dessen Untersuchung ihr zugelassen habt, durch Zeugung aus dem Meere entsteht, wodurch und worin, abgesehen von Gott, das Werk vollendet ist. Nehmet daher Schnecken(schalen) und alte Meersteine und röstet (sie) mit Kohlen, bis sie weiß werden. Dann löschet sie mit weißem ‘Essig’, wenn 24 Unzen von ihnen geröstet waren; die Wärme wird mit dem dritten Teil seines Gewichts gelöscht, nämlich mit 8 Unzen. Zerreibet also mit weißem ‘Essig’ und kochet in der ‘Sonne’ und mit ‘schwarzer Erde’ durch 42 Tage. Das zweite Werk aber geschieht vom 10. Tag des Monats September bis zum 10. Tag der Waage. Diesem zweiten aber füget keinen ‘Essig’ hinzu, lasset es aber kochen, bis sein ‘Essig’ ausgetrocknet ist und seine ‘Erde’ fest wird wie ‘ägyptische Erde’. Und wisset, daß jenes Werk schneller fest wird, das andere aber langsamer. Das kommt aber von der Verschiedenheit des Kochens her, denn wenn der Ort, wo gekocht wird, feucht und tauig gewesen war, verfestigt es sich schneller, wenn er aber trocken war, verfestigt es sich langsamer.
Sprach Fiorus (Sokrates): Deine Abhandlung, Mundus (Parmenides), gedenke ich zu vollenden, denn du hast die Art des Kochens nicht durchgeführt.
Und jener: Wohlan, Philosoph!
Und Fiorus: Ich lehre die Söhne der Lehre, daß das Zeichen für die Güte der ersten Kochung die Ausziehung seiner ‘Röte’ ist.
Und jener: Beschreibe, was ‘Röte’ ist!
Und Fiorus: Wenn ihr ihn noch ganz schwarz seht, so wisset, daß die ‘Weiße’ dann im Innern jener ‘Schwärze’ verborgen ist; dann müßt ihr jene ‘Weiße’ aus jener ‘Schwärze’ ausziehen durch das Feinste dessen, was ihr zu unterscheiden wißt. Bei der zweiten Abkochung aber werde jene ‘Weiße’ im Gefäß mit ihren ‘Werkzeugen’ eingesetzt und gelinde gekocht, bis alles weiß wird. Wenn ihr aber, alle Erforscher dieser Kunst, jene ‘Weiße’ erscheinen und alles im Gefäß überragen seht, so seid überzeugt, daß die ‘Röte’ in jener ‘Weiße’ verborgen ist. Dann aber müßt ihr jene nicht ausziehen, sondern kochen, bis das Ganze ein höchstes ‘Rot’ wird, das nicht seinesgleichen hat. Und wisset, daß jene erste ‘Schwärze’ aus der Natur der Bleiglätte entsteht, und daß die ‘Röte’ aus jener ‘Schwärze’ ausgezogen wird, weil sie jenes ‘Schwarze’ verbessert hat, was zwischen Flüchtigem und Nichtflüchtigem Frieden herstellend diese zur Einheit zurückgeführt hat.
Antwortete die Versammlung: Und warum ist dies gewesen?
Dictum II. 35
Und jener: Darum, weil das ‘gequälte’ Ding, wenn es im ‘Körper’ untertaucht, ihn in eine unveränderliche und unzerstörbare Natur verwandelt. Ihr müßt daher diesen ‘Schwefel’ kennen, der den ‘Körper’ schwärzt. Und wisset, daß jener ‘Schwefel’ weder gequält noch gefärbt werden kann, sondern ihn (selbst) quält und färbt; weil der ‘Schwefel’, der schwärzt, derjenige ist, welcher dem Nichtflüchtigen die Tür öffnet und es in Flüchtiges mit Flüchtigem umwandelt. Seht ihr nicht, daß er, wenn er quält, nicht durch Schaden oder durch Zerstörung quält, sondern durch Vereinigung und durch Nutzen? Denn wenn seine Qual schädlich und unzuträglich wäre, so würde es nicht von jenem erfüllt werden, bis von ihm die unveränderlichen und unzerstörbaren Farben ausgezogen werden, was wir ‘Wasser des Schwefels’ genannt und zur Färbung der ‘Röte’ geeignet gemacht haben, die übrigens nicht schwärzt. Was aber schwärzt und nicht ohne Schwärze geschieht, habe ich als den Schlüssel des Werkes bezeichnet.
Sprach Mundus (Parmenides): Wisset, alle Erforscher dieser Kunst, daß das ‘Haupt’ Alles ist. Wer dies nicht hat, dem nützt alles nichts, was es veredelt. Darum haben die Meister jenes, womit es vollendet wird, das ‘Lebendige’ genannt. Denn nicht verschiedene Naturen veredeln jenes ‘Ding’, sondern eine einzige und passende, die ihr vorsichtig behandeln müßt; denn infolge Unkenntnis des Verfahrens haben einige geirrt. Wollet euch daher nicht um die Vielfältigkeit dieser Zuzusammensetzung Sorge machen, noch über das, was die Neider in ihren Büchern hingestellt haben, denn die Natur der Wahrheit ist nur eine, durch die das Natürliche verändert wird, weil jenes natürliche, in seinem Innern verborgene Geheimnis weder gesehen noch gewußt wird außer von einem Weisen. Wer also vorsichtig verfährt, und seine ‘Komplexion’ kennt, zieht aus ihm die Natur, die alle Naturen bezwingt. Dann also werden die Worte des Meisters vollendet: »Die Natur freut sich über die Natur, die Natur besiegt die Natur und die Natur beherrscht die Natur«. Und dennoch sind es nicht verschiedene Naturen, noch mehrere, sondern eine einzige, die ihre Kräfte in sich hat, durch die sie über die anderen Dinge hervorragt. Seht ihr nicht, daß der Meister mit Einem begonnen und durch Eines geendigt hat? Dann hat er jene Einheiten das ‘Wasser des Schwefels’ genannt, das die ganze Natur besiegt.
Sagte Bratus (?): Wie schön hat Mundus (Parmenides) dieses schweflige Wasser beschrieben! Denn wenn die dichten Körper nicht durch eine Natnr, die des ‘Körpers’ entbehrt, zerstört werden, bis sie ‘unkörperliche Körper’, nämlich feinster ‘Geist’ werden, so könnt ihr jene zarteste und färbende ‘Seele’ nicht ausziehen, die im Innern der Natur verborgen ist. Und wisset, wenn ihr nicht den ‘Körper’ zerstört, bis er stirbt, und aus ihm seine ‘Seele’ herauszieht, die der ‘färbende Geist’ ist, so könnt ihr auf keinen Fall mit ihm den ‘Körper’ färben.
Sprach der Philosoph: Die erste Zusammensetzung, nämlich der ‘Körper der Magnesia’, entsteht aus mehreren Dingen, wenn sie auch eins geworden sind, mit einem einzigen Namen bezeichnet, was die Früheren ‘Kupferblei’ genannt haben. Wenn es aber behandelt wird, wird es mit zehn Namen bezeichnet, die von den Farben genommen sind, die bei der Behandlung in dem Körper dieser ‘Magnesia’ erscheinen. Es ist daher nötig, daß das ‘Blei’ in ‘Schwärze’ verwandelt wird; dann werden die zehn Vorhergenannten in der ‘Hefe des Goldes’ erscheinen, mit dem ‘Sericon’, das die Zusammensetzung ist, das auch mit zehn Namen bezeichnet wird. Nach allem Vorhergesagten aber bezeichnen wir nichts anderes mit Namen, als das ‘Kupferblei’, weil es jeden ‘Körper’ färbt, der in die Zusammensetzung eingegangen ist. Die Zusammensetzung aber ist doppelt, die eine feucht, die andere dagegen trocken; wenn sie vorsichtig gekocht werden, werden sie eins, und es wird ‘das Gute von sehr vielen Namen’ genannt. Wenn es aber rot wird wird es ‘Goldblüte’, ‘Goldhefe’, ‘Korallengold’ und ‘Muschelgold’ genannt. Es wird auch Serikon, ‘roter Schwefel’ und ‘rotes Auripigment’ genannt. Solange es aber (noch) roh bleibt, wird es‘Kupferblei’, ‘Metallstab’ und ‘Tafel’ genannt. Siehe, ich habe seine Namen für den rohen wie für den gekochten Zustand geoffenbart und voneinander unterschieden. Beachte das also!
Ich muß dir jetzt noch die Stärken des Feuers zeigen und die Zahl seiner Tage und die Verschiedenheit der Stärke des Feuers in jedem Grade, damit jeder, der dieses Buch besitzt und dem es gehört, durch das Heilmittel, besser als die diese kostbare Kunst Entbehrenden, vor der Armut sicher bleibe. Ich habe also gesehen, daß das Feuer auf viele Arten entsteht, denn manches entsteht durch Stroh und Asche und Kohlen und Flammen, manches aber ohne Flamme (oder) mit mittlerer und heißester Flamme. Die Stufen aber innerhalb dieser mittleren Beschaffenheiten zeigt die Erfahrung.
Das ‘Blei’ aber, nämlich das ‘Kupferblei’, in dem das ganze Geheimnis ist, wird in einem Tage oder in einem Teil des Tages vollendet. Von den Tagen oder Nächten aber, in denen die Vollendung des größten Geheimniases stattfindet, werde ich am geeigneten Orte im folgenden handeln. Und wisse aufs bestimmteste, daß wenn reines Gold in die Zusammensetzung getan wird, die Färbung ‘offenbar’ und ‘weiß’ herauskommen wird. Darum wird auch ‘erhabenes Gold’ und ‘offenbares Gold’ in den Schätzen der alten Philosophen gefunden. Und darum sind die Dinge ungleich, die sie in ihre Zusammensetzung einführen. Obgleich die Elemente vermischt und in ‘Kupferblei’ umgewandelt werden, aus ihren früheren Naturen herausgehend, werden sie in eine neue Natur verwandelt. Dann also werden sie eine Natur genannt und ein Geschlecht. Nachdem dies geschehen ist, werde es in ein gläsernes Gefäß gelegt, damit auf jeder Stufe beobachtet werden kann, wie das Zusammengesetzte das Wasser aufsaugt und durch die Farben geändert wird, wenn es mit verehrungswürdiger ‘Röte’ gefärbt wird. Soviel also über das ‘Elixir’. Wenn aber die Philosophen ‘bringe hinein’ sagen, so muß das, auch wenn (sie) ‘vielmals’ (sagen), nur einmal geschehen. Wenn ihr daher die wahre Meinung des Gegners wissen wollt, so schauet, wie Dimocras (Demokritos) sagt, indem er von unten nach oben und dann umgekehrt von oben nach unten zu sprechen anfängt. Er sagte nämlich: »Setze das ‘Blei’, das ‘Eisen’, und das ‘Albãr’ für das ‘Kupfer‘«; dann sagt er umgekehrt: »und ‘unser Kupfer’ für das ‘Münzsilber’, das ‘Blei’ für das ‘Gold’, und das ‘Gold’ für das ‘Korallengold’, und das ‘Korallengold’ für das ‘Muschelgold’«. Weiter sagt er, beim zweiten Male, wo er von oben nach unten angefangen hat: »Nimm das Gold, das Silber, das Kupfer, das Blei und das Eisen«. Er hat also mit seinen Worten geoffenbart, daß nichts gesetzt wird als einmal Gold. Und ohne Zweifel wird Gold nicht in ‘Rot’ verwandelt, ohne ‘Blei’ und ‘Kupfer’, und wenn es nicht mit dem bei den Weisen bekannten ‘Essig’ getränkt wird, bis es ganz in ‘Rost’ verwandelt ist. Dieser ‘Rost’ also ist es, welchen alle Philosophen angedeutet haben, wenn sie sagten: »Nimm Gold, und es wird ‘Korallengold’, und nimm ‘Korallengold’, und es wird ‘Purpurgold‘«, denn alles dies sind Namen derselben Körper. Es ist durchaus notwendig, daß ihm ‘Essig’ zugesetzt wird, weil aus ihm diese Farben kommen. Mit diesen durch die Namen bezeichneten Dingen aber, die die Philosophen erwähnt haben, haben sie die ‘starken Körper’ und die ‘Brühe’ bezeichnet. Es wird also einmal (zu)gesetzt, damit ‘Rost’ entstehe, dann wird ihm ‘Essig’ zugesetzt. Wenn aber die vorgenannten Farben erscheinen, ist notwendig, daß jedes 40 Tage lang gekocht und daß das aufgenommene ‘Wasser’ ausgetrocknet wird, daß es dann getränkt und in ein Gefäß gebracht und gekocht wird, bis sein ‘Nutzen’ erscheint. Sein erster Grad wird wie gelbe Mugra, der zweite aber wie rote Mugra, der dritte wie trockener, zerriebener Safran; es werde daher dem Silber der Menge zugesetzt.
Schluß des Buchs der Versammlung der
Philosophen .
Deo Gratias. Amen.
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