Ich habe mir zum Possen einen Index der geläufigsten hundert alchymischen Prozesse erstellt und stelle fest, daß das Opus Magnum, die ganze mystische Suche undsoweiter wahrscheinlich einfach der Kosmosbaukasten, bzw. Computer des Mittelalters war: eine selbstgängerische konsumatorische Massenhysterie, ein Run nach Brosamen der Erkenntnis, wie sie in den Laboratori Lullii oder in der Flamel Factory gran mal gerüchteweise produziert wurden... Mit Abstand am häufigsten auf der Liste sind Bezeichnungen für die Prozesse der Aufspaltung, Läuterung und Transformation auf heißem Wege, knapp gefolgt von Putrefactio und der ganzen anderen Fäulnis - splatter chemistry für übermaste Queerdenker in denknebler Zeit:
- Ich brauch dringend einen neuen Athanor, du! Magister Ludi beut eine Lieferung reinstes Vitriol zum Verkaufe, aber er meint, da muss ich erst mein Opus mechanicus aufrüsten.
- Kenn ich, du, als es damals hieß, der molybdanthropon (du weißt schon, jenes 'Bleimenschlein' von welchem schon Zosimos unkelt) sei durch pneumatisches Quecksilber zu erwecken - ich ratzfatz ganze Destille raus und Taach & Nacht nur noch am calzinieren. Stellte sich nachher als ein Fake raus, Pseudoepigraph des Dioskurides, Pseudo-Eleazar, was weiß ich, Mann war ich sauer.
- Wenn ich dich so reden höre, krieg ich Zweifel, ob ich mir Qabalah 5.0 überhaupt holen soll, 5 Zechinen sind eine Menge Holz...
-Wieso Holz? Jetzt sag nicht, du rüstest auf Spagyrik um?!“
Undsoweiter ad nigritudo. Gott waren sie bescheuert, die gepfründeten Schwarzkünstler und quastenbommelnden scholarii...
„Guter, reiner, fett und milder Acker, nötige Feuchtigkeit zur Faulung und Wachstums-Nahrung, desgleichen Sonnenwärme zur Wachsung und Zeitigung, erfordert jede Saat. Also auch in der Kunst. Erst bereite deinen Samen in der Materi; diese sollst du reinigen (...) so wird der reine Feuer- und Wassergeist deine Frucht segnen.“ Stolcius von Stolcenberg, Viridarium chymicum
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