Bordell (von frz. bordel „Bretterhütte", Synonyme Freudenhaus, Etablissement, umgangssprachlich auch Puff) ist die Bezeichnung für ein Gebäude oder Teil eines Gebäudes, in dem Frauen, Männer oder Transsexuelle sexuelle Dienstleistungen anbieten und ggf. ausüben.
Inhaltsverzeichnis
1 Geschichte
2 Gegenwart
3 Rechtslage
3.1 Recht in Deutschland
3.2 Rechtslage in Österreich
4 Bekannte Bordelle
5 Siehe auch
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
Geschichte
Altes zerfallenes Eroscenter mit Kontakthof im ehemaligen Hotel Kaysers Hof bei der Flensburger Schiffbrücke (Foto 2014)
In Pompeji sind bis heute die einzigen sicher zuschreibbaren Überreste eines als Lupanar bezeichneten Bordells erhalten, das aus der Asche des Vesuv ausgegraben wurde. Siehe auch: Bordelle in der Antike.
Der umgangssprachliche Begriff Puff stammt von dem Würfelbrettspiel Puff, das sich nur geringfügig vom heutigen Backgammon unterscheidet. Puff wurde im Mittelalter in Gasthäusern gespielt, in denen Prostituierte ihre Dienste anboten.
Der Betrieb von Bordellen für Mannschaften oder Offiziere war auch in Armeen üblich,[1] so wurden z. B. im Zweiten Weltkrieg in Deutschland Wehrmachtsbordelle eingerichtet und in Japan Trostfrauen für Kriegsbordelle zwangsprostituiert. Die Prostitution ging quer durch alle Bevölkerungsschichten, es gab sowohl Luxusbordelle wie das One Two Two als auch weniger glamouröse Etablissements, in denen Frauen aus der Unterschicht zur Prostitution gezwungen wurden. Nicht selten waren Frauen aus Dienstleistungsberufen wie bspw. Wäscherinnen unter den Prostituierten.[2] Auch galt die Kellnerin als Beruf, in welchem der Übergang zur Prostitution fließend war. In den meisten Konzentrationslagern für Männer betrieb die SS zeitweise Lagerbordelle, in denen sie Frauen zur Prostitution zwang.
Gegenwart
Laufhaus mit angeschlossener Gastronomie und Nachtclub
In Deutschland existieren unterschiedliche Varianten des Bordells, darunter Eros-Center, Laufhäuser, Bordellstraßen, Terminhäuser, Modellwohnungen, Lovemobile, Massagesalons, Domina-Studios, Nachtclubs, FKK-Clubs und Sexkinos. Japanische Soaplands drehen sich um das Baden mit Prostituierten.
Ein Bordell, in dem sowohl Freier als auch Prostituierte männlich sind, wird als House of Boys bezeichnet.
Eine besondere Form eines Bordells ist der Pauschalclub (auch: Flatrate-Bordell), bei dem nach dem Bezahlen des Entgelts für den Kunden keine weiteren Kosten anfallen und scheinbar unbegrenzt sexuelle Dienstleistungen in Anspruch genommen werden können. Diese Form der Prostitution erregte im Sommer 2009 bundesweite Aufmerksamkeit, als eine Bordellkette bei der Neueröffnung einer Filiale in der Nähe von Stuttgart mit einer sogenannten Sex-Flatrate beworben wurde.[3][4]
Größere Bordelle werden wie ein Gewerbebetrieb geführt, das heißt z. B. mit der Rechtsform einer GmbH, Eintrag ins Handelsregister und Gaststättenkonzession. Einzelne Bordelle verfügen manchmal über einen Kontakthof, in dem Prostituierte mit dem männlichen Freier die gewünschten sexuellen Handlungen anbahnen.
Rechtslage
Recht in Deutschland
Seit der Novellierung des Prostitutionsgesetzes vom 1. Januar 2002 gilt „Förderung der Prostitution“ in Deutschland nicht mehr als Straftatbestand. Dennoch kann ein Bordellbetreiber strafrechtlich verfolgt werden, und zwar unter anderem dann, wenn:
die im Bordell tätigen Prostituierten in wirtschaftlicher Abhängigkeit vom Betreiber oder einem Zuhälter stehen,
der Betreiber in die Tätigkeit der Prostituierten dirigistisch eingreift oder
in den Räumlichkeiten Minderjährige der Prostitution nachgehen bzw. Minderjährigen der Zutritt oder sexuelle Dienstleistungen gewährt werden.
Aufsichtsbehörden und Polizei haben wie Ordnungsamt und Steuerfahndung jederzeit Kontroll- und Zutrittsrechte bis in die Bordellräume, in denen Verkehr stattfindet.
Rechtslage in Österreich
siehe Prostitution in Österreich#Rechtslage
Bekannte Bordelle
Bekannte Freudenhäuser und Bordelle waren oder sind:
Deutschland
das Paradise als Großbordell in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart.[5]
das Artemis, ein Großbordell in Berlin
das Berliner Bel Ami, laut Playboy-Magazin der „edelste Club Deutschlands“
das Berliner Freudenhaus Hase, das zugleich als kultureller Veranstaltungsort bekannt wurde
das Kölner Pascha, ein als Laufhaus betriebenes Hochhausbordell
der ehemalige Berliner Salon Kitty, der in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945) auch der Spionage diente
Frankreich
das Aux Belles Poules in Paris,
das ehemalige One Two Two, ein berühmtes Bordell im Paris der Jahrhundertwende
das Le Chabanais, ein berühmtes Bordell, in welchem sogar der Hochadel verkehrte
Tschechien
das Prager Big Sister war ein für Freier kostenloses Bordell.
Vereinigte Staaten
das ehemalige Dumas Brothel in Butte in Montana in den USA, welches von 1890 bis 1982 als Bordell betrieben wurde und heute als Museum seine Geschichte präsentiert
die Moonlite BunnyRanch in der Nähe von Carson City in Nevada in den USA, welche oft als populäres Thema mehrerer Radio-Talk-Shows diente
Australien
das Daily Planet in Elsternwick bei Melbourne in Australien, welches durch seinen Börsengang weltweit bekannt wurde
Siehe auch
Rotlicht (Prostitution)
Literatur
Nicole Canet: Décors de Bordels. Entre intimité et exubérance. Ed. Nicole Canet, Paris 2011, ISBN 978-2-9532351-3-5 (französisch)
Thomas Brussig: Die Berliner Orgie. Piper Verlag, München 2007, ISBN 3-492-05037-9, S. 196 ff. (Reportage-Roman; Erlebnisbericht über die „Berliner Orte der Lust“)
Emmett Murphy: Lust und Laster. Die großen Bordelle der Welt. Historische Treffpunkte der Erotik. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Herrsching 1987, ISBN 3-88199-354-1.
Anita Ulrich: Bordelle, Straßendirnen und die bürgerliche Sittlichkeit in der Belle Epoque. Eine sozialgeschichtliche Studie der Prostitution am Beispiel der Stadt Zürich. Antiquarische Gesellschaft, Zürich 1985, ISBN 3-906399-00-1.
Martin O'Brian: All the Girls – In 80 Betten um die Welt – ein Streifzug durch die Bordelle der Kontinente. Heyne, München 1984, ISBN 3-453-01888-5.
Louis Pappenheim: Bordellwesen. In: Handbuch der Sanitätspolizei. Bd. 1. Hirschwald, Berlin 1858, S. 383 ff. (Als Digitalisat online frei verfügbar)
Dillon, Sartine, Lenoir, La Trollière u. a.: Les bordels de Paris, avec les noms, demeures et prix, plan salubre et patriotique soumis aux illustres des états généraux pour en faire un article de la Constitution. Paris 1790. (Pariser Bordellführer von 1790; in französischer Sprache als Digitalisat online frei verfügbar)
Weblinks
Commons: Bordell – Sammlung von Bildern
Wikiquote: Bordell – Zitate
Wiktionary: Bordell – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Freudenhaus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Über die Funktion eines Bordells (Lupanar) im alten Pompeji (englisch)
„NS-Zeit: Gepäppelt und verbraucht“, Die Zeit, 20. Juli 2006, „In Mauthausen ist die erste Ausstellung über Bordelle in den Konzentrationslagern zu sehen.“
Einzelnachweise
Erich Maria Remarque: Im Westen nichts Neues
Arthur Görgey: Klapka. Leipzig 1850
Rahel Gugel: »Das Spannungsverhältnis zwischen Prostitutionsgesetz und Art. 3 II Grundgesetz - eine rechtspolitische Untersuchung.« Dissertation an der Universität Bremen. Berlin, 17. Mai 2010. S. 55. online
Online Plattform des Wochenmagazins Stern vom 25. März 2009
Uwe Buse: Der perfekte Puff. In: Der Spiegel, 30. September 2009. Abgerufen am 6. Januar 2014.
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