Samstag morgen war ein Russe in der Stadt. Er saß auf einem Klappstuhl an einer Hauswand zwischen zwei Schneehaufen mit einem Schuhkarton vor sich und spielte Akkordeon, so wunderbar und perfekt, wie ich es selten gehört habe, in einem schönen, aber nicht langweiligen piano, dem anzumerken war, dass es die Aufdringlichkeit vermeiden wollte. Ich weiß gar nicht, ob er wirklich Russe war, aber er spielte russisch klingende Stücke und sah Putin etwas ähnlich. Die Wirkung auf mich war jedenfalls so, dass ich mich schlagartig zurückgeschleudert fühlte in ein russisches Buch, ich weiss nicht mehr von wem, vielleicht von Gogol, von einem Schneesturm an der Grenze zu Sibirien, der so dicht und trotzdem still war, das durch ihn nichts mehr zu sehen war, vor allem nicht mehr der Heimweg für die Helden der Erzählung. Das Buch hatte gewiss eine Geschichte, ich habe sie allerdings vergessen und übrig geblieben ist das Bild von wehendem Schnee in einer endlosen Landschaft, ein Bild, das so stark war, als hätte ich den Sturm selbst erlebt, und so berührend wie das Akkordeon oder der Geschmack einer Madeleine.
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