Ajvar (hier im Blaster fälschlich Aivar geschrieben) ist bis heute die einzige Zubereitungsform, in der ich Paprika ertragen kann. Ich war vor vielen Jahren mit meiner serbischen Freundin Ana zu Besuch bei Sascha, unserem damaligen Scherzartikelverkäufer. Sascha war nicht zu Hause, doch seine Mutter (die vom Nebenerwerb ihres Sprößlings nicht die leiseste Ahnung hatte) bat uns, im Wohnzimmer zu warten und kredenzte uns eine immense Schüssel Ajvar nebst Brot und Zubehör. Als sie uns kurz verließ, um uns einen dieser köstlich-magenfeindlichen balkanesischen Kaffees zu brauen, flüsterte ich Ana zu, ich könne das unmöglich essen, da ich Paprika mit jeder Faser meines Körpers verabscheue und gewißlich an einem Magendurchbruch zugrundegehen müßte wenn ich diese giftrote Paste äße. Ana flüsterte zurück (das Flüstern war eigentlich überflüssig, da Saschas Mutter erst 15 Jahre in Deutschland lebte und demzufolge kaum ein Wort Deutsch verstand) Ajvar sei der Stolz jeder jugoslawischen Hausfrau, er sei mit Herzblut und Tränen bereitet, und eine Ablehnung meinerseits hätte zumindestens den Selbstmord der Köchin zur Folge, weiterreichende diplomatische Verwicklungen nebst Sippenhaft mal beiseite gelassen. Mit resignierter Abscheu schaufelte ich den ersten Löffel in den Mund und siehe! es schmeckte hervorragend. Diese Erfahrung hat mir späterhin geholfen, mich vorurteilsfrei exotischen Gerichten zu nähern, von ihren Köchen und Köchinnen ganz zu schweigen.
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