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wuming schrieb am 10.3. 2003 um 03:29:36 Uhr über

Abschiebeknäste

so Franzosen und US-Amerikaner sind wie die beheimatete Mehrheit', wird nicht reflektiert. Fast automatisch bestimmt der rassistische Armutskatalog und nicht die wirkliche Staatsangehörigkeit, wer Inländer oder Ausländer ist, etwa so wie Juden nicht als Deutsche angenommen worden sind, gleichgültig wie lange ihre Familien schon im Lande waren. Schließlich sollen uns einige Farbige, die mit Messer und Gabel essen können, nicht zu der Annahme verleiten, andere Mitglieder ihrer ,Rasse' oder Ethnie' seien integrierbar. Die Repräsentanten von Intelligenz, Finanztum und Militär wurden mit Bedacht ausgewählt. Sie sind die halben oder ganzen l(lassenfeinde aus alter Zeit, die den anrüchigen auswärtigen Kontrast zum keulenschwingenden heimatlichen Bruder bilden. Der Gedanke, daß das Zusammenleben mit dem schwer fallen könnte, wäre aber auch ohne diesen Trick nicht aufgekommen.
In der Zeitschrift Konkret behandelte Wolfgang Pohrt das Verhältnis von Flüchtlingen und I(lassengesellschaft, aber anders. Vorbei seien die Zeiten, wo unter politischen Flüchtlingen verfolgte Sozialisten waren'. Das ist Pech. Man kann sich eben nicht immer auf das Ausland verlassen. Der politische Flüchtling von heute ist einer, der in seinem Herkunftsland ein Regime errichten möchte, wie es das in seinem Aufnahmeland schon gibt.' Indem Pohrt alle Flüchtlinge gleich macht, kann er sie als Gesamtobjekt behandeln. Sie seien allesamt Agenten, Kollaborateure, Geschäftspartner, Stoßtrupp, Brückenkopf' der deutschen Wirtschaft und Regierung. Die soziale Frage ist für ihn nun eindeutig beantwortet. Kollaborateure der herrschenden I(lasse müssen bekämpft werden. Nach dem Austausch von Täter und Opfer gewährt er uns Einblick in seine Psyche. Sind ,die allermeisten arme Teufel?", fragt er und antwortet: So empfindet man', aber möglich allerdings, daß unser mitleidiges Herabschauen auf die armen Teufel daher kommt, daß uns vor soviel Einfallsreichtum, Findigkeit, Vitalität und Tatkraft. wie sie zeigen, bange wird, etwa so, wie kleine Kinder große Tiere streicheln, die ihnen nicht ganz geheuer sind.' Seine Omnipotenz-Phantasien haben aus Flüchtlingen nun ganz große, vitale Tiere gemacht, vor denen die Deutschen zu Recht

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bange sein müßten. Konsequent diffamiert er die Solidarität mit Verfolgten als bloße Furcht vor dem naturgewaltigen Ungeheuer, dessen Zuneigung man sich erkaufen möchte. Der Verdacht ist zu blöde. um perfide zu sein, und der Konkret-Beitrag wäre im Papierkorb verschwunden, wenn er uns nicht die Stichworte für eine der dominanten Wurzeln des Rassismus liefern würde. Pohrts Omnipotenz-Wahn, der mit unserer' Mickrigkeit korreliert, läßt die Dämme brechen. Der Flüchtling habe Strapazen ausgehalten, unter denen wir zusammenbrechen würden, er hat sich durchgeschlagen, wo unsereiner resignieren und kapitulieren würde'. Wir sollten endlich begreifen: Es sind die Fittesten, die sich durchgeschlagen haben bis hierher.' ja dochl Und die Potentestenl Und sie vermehren sich wie die Kaninchenl Und sie werden Karriere machen-, fürchtet Pohrt. lüar. den BewohnerInnen in den Container-Dörfern der Wälder steht die Welt offenl Um an die Spitze von Daimler-Benz zu kommen', spinnt er weiter, braucht man das Naturell eines Rausschmeißers- und bei den Schießereien auf dem Kiez, zöge das im Entstehen begriffene neue weltweite Herrschaftssystem sich seine Führungskräfte heran. Soll es. Aber warum soll unsereiner diesen Prozeß mit rührseligen Kommentaren begleiten?' Nicht doch, nur keine Rührseligkeit. Die effektivsten Trainingsmethoden zur Aufzucht der neuen Weltführung hast du noch übersehen. Schon beim Verlassen eines Container-Lagers setzt das Oberlebenstraining ein. Die Sprünge aus den Fenstern der Abschiebeknäste machen topfit. Das Spießrutenlaufen mit Schmuggelware stählt genauso wie die Ausbeutung in illegalen Putzkolonnen. Scheinhinrichtungen und das gespielte Vergasen in Polizeiknästen vitalisieren mindestens so wie die Treibjagd, die deutsche Nazis und Bauarbeiter veranstalten, und selbstverständlich rekrutiert Daimler seine Führungskräfte aus der Albaner-Mafia, die dir in die Glieder gefahren ist. Pohrts Denken erschöpft sich im darwinistischen Weltbild. Die Gesunden und Starken kommen durch. Die phantasierte Omnipotenz der fremden Natur verbindet sich mit dem deutschen Opferwahn. Omnipotente Bedrohungl Ende des Mitleidsl Ende der Toleranz! Das hätte Konkret doch mit Otto Schily einfacher haben können.

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