Hier an der Kaiser Friedrich Straße ist es Sommers eigentlich ganz schön, wenn man aus dem dritten Stock sieht. Alle Baumeister, welche die Häuser gebaut haben, auf die hier mein Blick geht, sind schon lange tot. Sie haben gelebt, aber jetzt leben sie nicht mehr. Und ich esse Pizza von der Tankstelle und rauche und mache hier eines der letzten Referate, die ich pflichtmäßig für die komische Universität hier machen muss. Eine Nemesisdarstellung von Albrecht Dürer. Wichtig ist meiner Ansicht nach, die Bezüge dieser Figur zur gebräuchlichen Darstellung der Fortuna zu erläutern. Dürer stellte diese seine Nemesis ja auf die sonst nur bei Fortunadarstellungen gebräuchliche Kugel der (eben) Fortuna, welche ja im Spätmittelalter das Rad der Fortuna weitgehend abgelöst hat als Attribut, da sich mit diesem die für das Konzept der Fortuna nicht ganz unwesentliche Dimension des Zufalls nicht darstellen ließ, das Rad der Fortuna war eben rund und kreislaufmäßig, ewige Wiederkehr, erst geht es hoch, dann wieder abwärts, jeder kommt mal dran. Eine Kugel aber rollt, irrtümlich oft, umher. Wichtg wäre auch gewesen, daß ich mein gesamtes Hauptstudium nicht mehr oder weniger versoffen hätte, aber daran trage ich nur teilweise schuld. Ich habe noch zwei Stücke Pizza in der Küche, will aber den Genuss noch etwas hinauszögern.
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