»Ihr fragt mich, warum ich ihn nicht ausstehen kann,« sagte der graue Mann, und wir hörten, wie sich beim nachdenklichen Lufteinziehen ein Klümpchen Grabesschleim durch seine Kehle arbeitete: »Stellt euch einen Löffel vor. Einen nicht zu kostbaren, doch wohlgeformten Löffel. Sein Besitzer hatte ihn an vielen Orten der Welt mit sich geführt und zog seinen Stolz nicht aus dem Wert des Löffels - der zwar eine Silberauflage hatte, die jedoch im Lauf der Jahre merklich geschwunden war - sondern aus den vielen Gerichten, die er mit ihm an vielen Orten der Welt gegessen hatte. Er vertraute dem Löffel wie einem Talisman, doch er vertraute ihm zu sehr, denn eines Tages zog er zu Felde, mit nichts als diesem Löffel bekleidet. Er fiel bereits beim ersten Schuss, der ihn traf. Dieser Löffel nun wurde seinen Angehörigen nach Hause gesandt und schon bald begannen sie, die sonderbarsten Geschichten um diesen Löffel zu spinnen. 'Er kann Kranke heilen', sagten die einen. 'Mit ihm wurde Atlas gefüttert, als er das Gewicht der Welt auf seinen Schultern trug', sagten andere. 'Mit ihm kann das Meer der Zeit ausgeschöpft werden', hieß es bei wieder anderen. Und die Hinterbliebenen zogen Trost aus diesen wunderlichen Geschichten, die sich um den Löffel rankten, dabei ahnten sie, dass es um dessen Kräfte nicht ganz so weit her sein mochte, wie die staunende Menge tat. Die jüngste Schwester des nackten Soldaten nutzte ihn sogar zuweilen, um die Hinterlassenschaften ihrer Lieblingskatze aus einem kleinen Kistchen zu schaufeln, dass ihr Bruder vor seinem Tod angefertigt und mit arabischen Sinnsprüchen versehen hatte. Doch der Ruhm des Löffels wuchs und wuchs...« »Und was hat das jetzt mit Saint-Exupéry zu tun?« fragten wir atemlos. »Mir doch egal,« krächzte der Greis.
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