96 war ein magisches Jahr Bubi, das Wetter war immer gut, und alles. Zusammen ein Krisenjahr und ein magisches Jahr. Ich weiß es noch wie heute wie ich zu Silvester von 95 auf 96 in der Dachkammer im ehemaligen Zimmer meiner Schwester gesessen bin, und auf dem uralten Farbfernseher den der letzte Freund meiner Mutter hier hat stehen lassen, ziemlich große Bildschirmdiagonale allerdings, also daß ich da alternative Nation auf MTV geschaut habe, und Moderator Toby Amies hat in der aufgezeichneten Sendung um zwölf Uhr den Sekt gezückt, und sich bemitleidet, und alle bemitleidet die jetzt allein Silvester vor dem Fernseher verbringen mußten, mir war es, na nicht wurscht, aber meine Mutter hat eh nicht zum Sektempfang geladen glaube ich, so daß ich das Programm durchsehen konnte, und ich stand da unter der hölzernen Dachschräge, während der Moderator vor einem Londonoer Nachthimmel derliliert hat, vielleicht war es sogar live, im Hintergrund ging nämlich ab ein Uhr irgendwann Feuerwerk los... tsss. Na jedenfalls, 96 gutes Jahr, 17 Jahre alt, voll Hoffnung, andere sterben mit 17, ganz wenige, aber eben doch manche, gibt es also nichts zu beklagen, mit siebzehn also Silvester vor dem Fernseher, Guided by voices-Schallplatte auf dem Teller, Zigi im Mundwinkel du Pinkel, draußen Feuerwerk, Mutter ist irgendwo, weiß nicht wo, im Sommer war Fußballweltmeisterschaft, Dinosaur Jr. Konzert im Fernsehen (halt nein! Das war 97!!!), ach nein SonicYouth-Konzert im Fernsehen, und alle möglichen Jugendindierocker haben CDs rausgeworfen wie warmes Brot, Playstation gabs zum ersten mal, Inspirial Carpets dazu auf CD beim Mediamarkt gekauft, wenn insgesamt, also wenn die Umstände noch besser gewesen wären, hätte man von einem Mirakeljahr sprechen können!
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