Der 41. Geburtstag, auf den ich mich zubewege, ist ein sonderbares Interim. Die griffige Rundung des Vorjahrs nagt er ab, ohne die ominöse Popularität der DouglasAdams–Zahl zu erreichen. Vielleicht täusche ich mich, aber ich habe sogar das Gefühl, die in der Zeitung unter 'Vermischtes' abgelegten Brand– und Kauzmeldungen sparen Menschen dieses Alters meistens aus. Popstars heiraten nicht mit 41 und geben in diesem Jahr auch keine guten Platten heraus. Um ihre Kinder im Schlaf zu ersticken, sind diese in den Familien der 41jährigen meist schon zu alt; Autoren haben ihre Meisterwerke mit 41 schon geschrieben oder sparen sich die Kräfte fürs Alterswerk auf, wenn sie nicht in früheren Jahrhunderten in dem Alter schon längst unter dem Efeu ruhten. 41jährige Politiker sind zu alt für die Jugendorganisationen ihrer Partei und zu unverkalkt, um schon in die Aufsichtsräte abgeschoben zu werden; zuweilen mag man von Fußballern hören, die in dem Alter ihr Abschiedsspiel geben, oder Boxern, die sich ein letztes Mal mit ein paar Millionen und einer zerschlagenen Fresse in den öffentlichen Ring werfen. Filmdivas fangen in dem Alter an zu beklagen, dass es für sie keine guten Rollen mehr gäbe, weshalb sie sich dann später als andere dem Punkt der Familienplanung zuwenden-die Kinder kommen dann aber nicht auf Kommando sondern oft noch ein paar Jahre später, worauf dann verhärmte Hausfrauen, die mit 41 noch immer nicht in der Zeitung gestanden aber schon wahlberechtigte Sprößlinge haben, irgendetwas davon zischeln, sie fänden es unverantwortlich, dass die XY noch mit über 40 ein Kind, die sei schließlich schon 60, wenn das Kleine volljährig wäre und ein Tross von Kinderfrauen, rauschende Kindergeburtstage, Weltreisen und der ständige Umgang mit Prominenten könne auf gar keinen Fall das Gefühl ersetzen, eine Tiefkühlpizza aus der pigmentfleckigen Hand einer nicht mal 30jährigen Eifeldorfbewohnerin vorgesetzt zu bekommen. Wahrscheinlich werde ich an meinem Geburtstag aushäusig sein, einen Anrufbeantworter habe ich nicht, ich werde also die Gratulationen verpassen und wenn mich im Jahr darauf und in der Reihe von Jahren, in denen es der Einsatz von Pflegeserien noch ermöglicht, jemand fragen sollte, werde ich einfach sagen: »Ich bin schon immer 42 gewesen.«
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