Der Schnee fiel auf eine Weise, die es unmöglich machte, seine genaue Herkunft zu bestimmen. Der Wind drehte sich nach Belieben, gerade so, als hätte er sich vorgenommen, mir ständig ins Gesicht zu blasen, unabhängig davon, mit welcher Seite meines Mantelaufschlags ich gerade versuchte, meine Augen zu schützen. Es taute, und die orangefarbenen Strassenlampen reflektierten ihr Licht auf dem nassen Asphalt, der von den schweren, nassen Schneeflocken immer glänzender wurde. Knochenkriechende, orangefarbene Kälte. Sie machte mir den Weg nicht leichter. Es war der Morgen des 28. Januar 2000.
Schlaf war das, was ich in der Nacht zuvor am allerwenigsten gefunden hatte. Gefunden hatte ich zwar noch so manches andere, doch dies hatte mich nur noch tiefer in mein Gedankenlabyrinth hineingetrieben, einer Lösung hatte es mich in keinster Weise näher gebracht. Erwartungen zu erfüllen, dazu hatte ich mich entschlossen, um jeden Preis Erwartungen zu erfüllen. Nicht in mich, sondern in das, was ich da bei mir tragen sollte. Die Gedanken hieran machten meine Schritte schwer.
Ich befühlte meine Taschen. Alles hielt sich ruhig. Wärme und sanftes Atmen stieg aus ihnen herauf. Ich versuchte, vorsichtig meine Hände in die Manteltaschen zu schieben, gab dieses Vorhaben jedoch gleich wieder auf, als ich erkannte, dass ich mehr Schaden anrichten könnte, als mir warme Hände jemals Nutzen hätten bringen können. Ich unterdrückte einen stummen Fluch. Wut stieg in mir auf, Wut auf mich selbst, Wut, die keine Worte braucht, um sich zu artikulieren.
Die Wut verkürzte meinen Weg mehr als mir lieb war. Die schweren Türen des Instituts erschienen wie aus dem Nichts plötzlich vor mir. Nebel zog langsam auf, und verwandelte die Dunkelheit um mich herum in eine silberorangefarbene Unwirklichkeit. Nur die Türen vor mir, schwarzes Holz, eisenbeschlagen, die waren real. Rechts neben der Tür der messingfarbene Klingelknopf. Nur eine Handbewegung, ein leichtes Senken des Fingers auf nachtkaltes Metall, lag noch zwischen mir und dem, was ich danach sein würde. Ich blickte noch einmal auf meine Armbanduhr. Trotz der Dunkelheit war das Ziffernblatt problemlos zu erkennen, der Nebel tat seinen Dienst. Es war 4:27. Ich hatte noch drei Minuten Zeit.
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