Ich fand, dass unter den Sikhs verschiedene Beschreibungen des Lebens Nānak’s cursirten, die Janam-patrīs oder Janam-sākhīs genannt werden. Ich verglich verschiedene Handschriften derselben und fand dass sie alle so ziemlich übereinstimmten, in einzelnen Erzählungen jedoch von einander abwiechen. Während meines Aufenthaltes in Lāh333;r wurde ein solches Janam-sākhī lithographirt und mit nicht unschönen, theilweise höchst charakteristiscben und kühnen Holzschnitten herausgegeben; durch Vergleichung dieses mit den currenten Handschriften fand ich, dass vieles in demselben, was ein ungünstiges Licht auf Nānak zu werfen schien, ausgelassen, anderes dagegen, was für seine Deification sprach, eingeschoben worden war. Dieses überzeugte mich bald, dass auf die gewöhnliche Ueberlieferung der Sikhs nicht viel zu bauen war; ich hatte ohnedies schon Grund genug anzunehmen, dass die Mythenbildung über ihren Guru, obschon sein Leben in die volle historische Zeit fällt, schon weit fortgeschritten war, da unter dem Wuste von wunderbaren und theilweise ganz absurden Erzählungen ein historischer Kern sich kaum entdecken lassen wollte. Der Mann, wie ich ihn in seinen eigenen Sprüchen und Liedern im Granth vor mir hatte, wollte durchaus nicht stimmen mit den wunderbaren Gebilden der Sage.
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