1940

Der Sommer 1940 ist der Sommer des Führers ! Adolf H. ist auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt: Polen erobert und friedlich mit Stalin geteilt; Dänemark und Norwegen im Handstreich überrannt; Belgien, Luxemburg und die Niederlande im genialen »Westfeldzug« der Wehrmacht einfach mit einkassiert - und als Gipfel: Frankreich in 6 Wochen in die Knie gezwungen! Der Erbfeind ! Die Rache für Versailles ! Mit nur einer Handvoll Toten - verglichen mit den Millionen des »Weltkriegs«, wie man Nr. 1 damals nannte ! Ganz Europa liegt ihm zu Füßen, und erst recht die Deutschen, denen es nämlich saugut geht. Der Lebensstandart gerade des kleinen Mannes hat nämlich nicht gelitten durch die Aufrüstung und die bisherigen Kriege und Feldzüge - im Gegenteil ! Die eroberten Länder werden von oben bis unten, von Kontributionen und Requirierungen bis unten durch mit inflationärem Papiergeld bezahlten Hamsterkäufe der Soldaten systematisch ausgeplündert. »Uns gehts doch noch Gold !« (Kempowski) Otto Normalverbraucher kostet zum ersten Mal die Delikatessen: französischen Rotwein, norwegischen Lachs, belgische Schokolade. Nur holländisches Gras gab es damals noch nicht. Aber das brauchten Führer und Volk ja auch garnicht - sie waren eh alle total high. Und das mit den Juden - ok, die haben mal tüchtig eins aufs Maul gekriegt, das fanden ja fast alle ganz in Ordnung, und das mit der Endlösung, das hat ja erst viel später angefangen, und selbst der Obersturmbannführer Eichmann hat noch an seinen Plänen für einen Judenstaat auf Madagaskar gebastelt. Nur die Engländer wollten partout keinen Frieden machen mit dem Führer und der Duce war stinksauer, daß ihm der Führer gezeigt hat, wo der Hammer hängt, und dräute finster vor sich hin, rastlos nach Objekten kriegerischen Ruhmes fahndend.