1478 bestiegen Ferdinand von Aragon und Isabella von Kastilien den Thron der vereinigten spanischen Reiche. Durch ihre ständigen Unterwürfigkeitsbezeigungen gegenüber Rom hatte ihnen der Papst den Ehrentitel »Los Reyes Catholicos« verliehen. Sie strebten eine christliche Einheitsorthodoxie an, dem nur noch die Existenz des muslimischen Granadas widersprach. Das Motto dieses spanischen Staates lautete entsprechend: »Eine Herrschaft - ein Reich - eine Religion«. Die Errichtung eines spanischen Nationalstaates durch die politische Einigung von Kastilien und Aragon als Folge ihrer Heirat brachte eine bis dahin nie gekannte Machtfülle die die schnelle Eroberung der maurischen Königreiche von Granada und Navarra erleichterte. Der offene Bruch zwischen Granada und Aragon-Kastilien kam, als Boabdil sich 1479 weigerte weiterhin Tribut zu zahlen. Die Könige ließen sich mit der Beantwortung der Provokation bis 1481 Zeit und nahmen dann die Grenzfestung Zahara ein. 1483 versuchte Boabdil daraufhin das Grenzstädchen Lucena zu erobern, wurde aber gefangengenommen und erst gegen Zahlung von 12.000 Goldstücken freigelassen. 1487 wurde Malaga eingenommen und fast die gesamte Bevölkerung in die Sklaverei verkauft. 1491 war schließlich bis auf Granada alles unter christlicher Herrschaft und die Truppen Ferdinands und Isabellas belagerten die Stadt. Von ihrem Feldlager »Santa Fé« aus führten sie Regierungsgeschäfte.
Granada wurde schließlich nach 11jährigem zähem Widerstand besiegt. Durch die große Bevölkerungsdichte in der Stadt wurden die Vorräte knapp und Hilfe aus Marokko kam auch nicht, weil die dort herrschenden Meriniden mit der Niederschlagung innerer Unruhen beschäftigt waren. So kam es zu ersten Verhandlungen. Als die Übergabebedingungen ausgearbeitet waren erhielten sie keine Sicherheitszusagen auf Religion, Recht und Besitz für Moslems und Juden. Boabdil, des Streits müde, nahm sie trotzdem an. 1492 wurden Stadt und Festung Granada übergeben und der letzte Maurenkönig mußte nach Marokko ins Exil, wo er in Fes unter dem Schutz Sultan Muley Ahmed III. noch bis 1536 lebte.
Nach dem Sieg der Spanier wurden die Gebäude der Mauren als Siegestrophäen benutzt, was sie letztlich vor dem Verfall bewahrte. Um die weitere Entwicklung der Missionierung vor Ort zu überwachen residierte König Ferdinand noch bis 1493 auf der Alhambra. Noch im Jahr der Eroberung der Stadt brach Columbus zu seiner ersten Reise auf, bei der er - eher zufällig - Amerika entdeckte; er kam von einer Audienz, die ihm bei Königin Isabella dort im Mauren-Palast gewährt worden war; Karl V. baute sich später einen Sommerpalast in den Alhambrakomplex hinein. - Nach der Eroberung hatte man gute Gründe sich über Unruhen zu sorgen: Der Kampf der Spanier gegen die Mauren war nie ein Ringen um politische Freiheit, sondern Ausweitung des Herrschaftsbereichs und ein Kreuzzug gegen Andersgläubige. Unter den »Moros« war eine rigorose Missionspolitik angeleiert worden und es begann nach der Entmachtung der Mauren eine Zeit beispielloser Barbarei mit allen arabischen Kulturwerten. Der katholische Erzbischof Jimenez ließ alle arabisch geschriebenen Bücher und Bibliotheken und Schriften beschlagnahmen und ohne Rücksicht auf ihren Inhalt verbrennen, da sie »dem wahren Glauben entgegenstanden« Es wurden Listen über ihre erfolgreiche »Exorzierung« angelegt, in denen berichtet wird, daß auf diese Weise über 1 Million Bücher aus allen Sparten der Wissenschaft und Kultur vernichtet worden seien. - Da dies vor der Erfindung der Buchdruckerei geschah ist der Verlust bis heute weder zu überblicken, geschweige denn wieder gut zu machen.
Nach den Büchern brannten die Menschen: Alle Eigentümlichkeiten maurischer Kultur wurden in der zu diesem Zweck gegründeten Inquisition verfolgt und die islamische Rechtspflege wurde aufgehoben. Die Moriscos, die Nachkommen der Mauren, wurden unterdrückt und gedemütigt. Arabische Kleidung, Sprache und Lebensweise (z.B. die Benutzung der Bäder) wurde verboten. Auf Drängen der Kirche wurden entgegen aller vorheriger Versicherungen Juden und nichtchristliche Araber die zurückgeblieben waren umgebracht, vertrieben oder zwangschristianisiert. Massentaufen waren an der Tagesordnung und Konvertiten, die Kontakt zu früheren Glaubensgenossen hatten wurden zum Scheiterhaufen verurteilt - ebenso alle die sich weigerten das Christentum anzunehmen. Viele der Wohlhabenderen schafften es nach, Afrika zu fliehen; der mittellose Rest der in Spanien bleiben mußte wurde aufgesogen oder umgebracht. - Damit waren nach fast 1.000 jähriger Herrschaft die letzten Spuren des Islam in Spanien verweht. Der Gewaltakt trug die Rache in sich: Wissen und Können ihrer Kultur ging verloren, Spanien verlor seine ökonomische Machtstellung und veramte allmählich. Von den Folgen des Fanatismus und der Intoleranz hat sich das Land nie ganz erholt.
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