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hermann schrieb am 26.2. 2003 um 18:39:26 Uhr über

übersinnlich

»Ich bin in einem kleinen französischen Dorf aufgewachsen. Als waschechte «Landratte" in einem malerischen Ort wo sich bestimmt Jahre zuvor Asterix und Obelix guten Tag sagten und Wildschweine jagten. Meine Familie war katholisch und zeichnete sich durch einen sehr guten Zusammenhalt aus. Wir wohnten in einem älteren Haus mit mehreren Wohnungen. Dort habe ich schon ganz früh spirituelle Erlebnisse gemacht.
Soweit wie ich mich zurückerinnern kann, erregte mich alles Übersinnliche. Sprach mich an. Ohne die Inhalte genau zu kennen, kaufte ich mir von meinem Taschengeld parapsychologische Bücher; sparte sie mir vom Mund - respektive von den Süssigkeiten ab. Die Bücher zogen mich in den Bann des mystischen. Ich war fasziniert.
In der Wohnung darunter, im Erdgeschoss, wohnte eine alte Frau, die Hexerei betrieb. Ihre Tochter bot uns Kindern entweder Süssigkeiten an oder kreischte uns Schimpftriaden hinterher. Eben Zucker oder Peitsche. Meine Eltern verboten meiner Schwester Yolande und mir jeglichen Kontakt mit ihr.
Irgendwie gelang es der Alten aber eines Tages - mir ist heute noch unerklärlich wie ihr das gelang - mich in ihre Wohnung zu locken. Plötzlich stand ich an ihrem Bett. Sie brummelte etwas vor sich hin und packte mich dann am Arm. Eine durchdringende Berührung. Mein Körper war wie gelähmt. Der Schreck fuhr mir zutiefst in die Glieder. Kurz darauf befand ich mich wieder vor der Türe. Noch heute weiss ich nicht, was mit mir in dieser Zeit geschah.
Bald danach wurde ich sehr krank und hatte immer wieder heimtückische, epilepsieähnliche Anfälle. Dafür entdeckte ich bald, dass ich aussergewöhnliche Gaben hatte.
Mein erstes Mal...
Aus einer Kinderzeitschrift schnitt ich Tarotkarten aus. Darauf waren herzige Tiere abgebildet. Der Tarot als solches war aber genau gleich wie der allgemeine, auf dem die meisten Versionen basieren. Dann legte ich mir die Karten. Gleich danach ging ich zu meiner Mutter: »Zieh eine Karte Mama; hast du eine bestimmte Frage an michMeine ersten esoterischen Schritte waren vom Erfolg gekrönt. Alles traf haargenau ein. Trotz meiner Begeisterung hatte ich immer Atembeschwerden beim Kartenlegen. Manchmal versank ich dabei in Trance und konnte Kontakt mit unsichtbaren Wesen aufnehmen. Wie dies gelang wusste ich nicht, was mich weiter nicht beschäftigte. Es funktionierte einfach.
Magisch zogen mich diese Wesen an. Manchmal konnte ich sie sogar sehen. Anfangs fürchtete ich mich nicht einmal vor ihnen. Meistens.
Eines Abends - ich lag mit einer Angina im Bett - erschien mir dann aber eine riesige, abscheuliche Gestalt. Mit einem verzerrten Grinsen im Gesicht. Mein Atem stockte, ich konnte mich nicht rühren. Dann verdunstete die schreckliche Erscheinung einfach. Vor Schreck wurde ich Besinnungslos.
Bis zu meinem 28. Lebensjahr häuften sich bei mir Alpträume und Erscheinungen von Geistern. Wie in einem Horrorfilm. Nur: Ich kannte nichts anderes. Dessen ungeachtet wuchs mein Interesse an Karten, Pendeln und spirituellen Büchern. Mit einem Ring an einem Haar lernte ich zu pendeln. Auch aus den Händen konnte ich lesen. Alles geschah jeweils so, wie ich es vorausgesagt hatte. Gleichzeitig wurde ich aber immer kranker.
Die Ärzte konnten jedoch nicht herausfinden, worunter ich litt. Lähmungen traten ein, schreckliche Schmerzen. Manchmal wurde ich sogar Bewusstlos. Während diesen Anfällen sah ich Erscheinungen. Dunkle Gestalten umgaben mich. Jedesmal hatte ich Todesangst!
Wir haben es aber nie mit der Wahrsagerei verbunden. Ich dachte - gleich wie meine Eltern -, dies wäre eine Gabe Gottes und ich könne damit den Leuten weiter helfen.
Meine Eltern hatten ebenfalls einschneidendes erlebt: Vor meiner Geburt besuchten sie eine spiritistische Party. Dort sagte man ihnen voraus: »Ihr werdet vier Kinder kriegen; zwei davon werden sterbenGenau das passierte. Seit diesem Party Besuch erschienen meiner Mutter in der Wohnung immer wieder dämonische Gestalten. Davon berichtete sie mir erst später. Sie wusste aber schon vorher, dass solche Wesen existieren - aber nicht woher sie kommen und was sie genau sind.
»Nisha«
Trotz meiner Krankheit studierte ich Literatur, Sprachen und Kunstmalerei und lernte parallel dazu meinen heutigen Mann Bernard kennen. Dieser störte sich kaum an meinem Kränkeln und meinen Angstanfällen. Wir bekamen ein süsses Baby und heirateten früh. Nach meinem Studium und einer weiteren Lehre im KV, arbeitete ich zuerst als Sekretärin und später als Dolmetscherin; die Tarotkarten begleiteten mich weiter, zuerst als Hobby. Unzählige Stunden verbrachte ich damit, mich in Verbindung mit einer unsichtbaren, mysteriösen Welt zu setzen und in der Zukunft »zu blättern«. In meiner und in der von andern. Bernard interessierte sich nur am Rande dafür.
Zu meinem entsetzen verwandelte sich die Wirklichkeit immer wieder zu einer Gespenstergeschichte. Gestalten erschienen. Ich konnte sie sehen. Sie quälten mich in der Realität wie in meinen Träumen.
Ich suchte nach einem Ausweg und fand ihn in der Hellseherei. Dort hatte ich Erfolg. Die Leute sahen, dass ich ihnen die Zukunft wirklich voraus sagen konnte. Aus den einzelnen Besuchern wuchs ein Strom von Ratsuchenden. Deshalb entschied ich mich, ein Wahrsagereistudio zu eröffnen. Dazu brauchte ich ein Lokal. Was ich aufgrund einschlägiger Erfahrungen nicht so schnell zu finden glaubte. In der Tageszeitung war eine ideale Räumlichkeit in der Stadtmitte ausgeschrieben. Obschon ich die dreissigste Bewerberin war, erhielt ich die Zusage innert kürzester Zeit.
Voller Tatendrang und mit den besten Absichten ging ich an die Vorbereitung und vergass auch nicht einen poetischen Künstlername neben der Türklinge anzubringen. Darf ich vorstellen? »Nisha«, stets zu Diensten. Mein Pseudonym war ein indischer Name, dessen Übersetzung »Morgenröte« heisst. Ich wollte den Leuten helfen.
Auch war ich ständig auf der Suche nach einem Gott. Mir war bewusst, dass eine - meistens - unsichtbare Macht um uns herum existiert, Realität ist. Auch war ich überzeugt, dass uns die Toten als Schatten begleiten. Ich lebte mehr mit ihnen zusammen als mit Gott. Der war mir zu streng und zu weit entfernt. Ich kannte ihn nicht.
Den Leuten bot ich von Anfang an eine breite Palette: Tarotkarten, Pendeln sowie aus der Hand lesen. Zu den Spezialitäten gehörten Meditation und Yoga, ausserdem habe ich Astrologie studiert. Mit der Zeit brauchte ich die Menschen nur noch anzuschauen, schon konnte ich ihnen sagen, was in ihrer Vergangenheit passiert ist, was sie in der Gegenwart gerade unternehmen und was die Zukunft bietet. Alles stimmte. Weiter kannte ich mich in breiten Teilen der Parapsychologie aus; Spiritismus und automatisches Schreiben. Was ich auch praktizierte war die »Projection Astrale«, das heisst, den Körper verlassen. Ich konnte mich hinlegen, meditativ konzentrieren und so Körper und Geist trennen. Plötzlich merkt man, wie der Geist den Körper verlässt. So hat man zum Beispiel die Möglichkeit, in ein paar Sekunden Frankreich zu verlassen und im Geist nach Amerika zu flitzen. Man kann ungesehen in Räume gehen und alles mitkriegen. Hingehen wo immer man will . Man hört, was die Leute sagen, und hat den Eindruck, dass man sie anfassen kann.
Seasons Change...
Mir schien als begegnete ich nur Leuten, die sich für solche Dinge interessierten. Ohne zu werben, baute ich einen grossen Kundenkreis auf. Schon in den ersten Tagen wurde ich durch die grosse Nachfrage überrumpelt. Mein Honorar spielte keine Rolle: Die Leute hätten alles für meine Auskünfte bezahlt. Ein lukratives Geschäft. Häufig waren es Menschen die nicht mehr weiter wussten. Sie wurden abhängig von mir. Manche waren auch nur neugierig und betrachteten das Ganze als ein Spiel.
Das Anschauen der Personen reichte meist aus, um Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu enthüllen. Ich erntete Verblüffung und wusste, was ich sage stimmt. Trifft ein. Reale Stimmen in meinem Ohr leiteten mich an, berichteten über das Gegenüber. Ich brauchte nur nachzusprechen. Pendel und Karten dienten lediglich als Dekor in den mystisch hergerichteten Räumen. Damit der Kunde etwas sieht.
Zu meinem Kundenkreis gehörten auch bekannte Persönlichkeiten. Sie kamen regelmässig zu mir, um zu erfahren, welche Entscheidungen sie in den unterschiedlichsten Angelegenheiten treffen sollten. Sie mussten vorher zu mir kommen. Selber handeln konnten sie nicht. Sie taten genau was ich ihnen riet. Ich hatte die Macht, sie zu beeinflussen. Viele meiner Kunden wurden süchtig. Sie mussten immer wieder kommen.
An mir selbst merkte ich ebenfalls eine Veränderung: Mit der Zeit war ich nicht mehr mich selbst. Ich sagte den Leuten alles lieblos ins Gesicht. Auch die schlimmsten Dinge; sogar den Tod. Zum Beispiel: »Dein Mann wird sterben, es passiert dann und dann...« Sie waren zerschmettert und verliessen mein Studio voller Verzweiflung. Es machte mir nichts aus. Ich wurde zunehmend kälter. Trotzdem kamen sie immer wieder. Bei allen traf immer genau das ein, was ich Ihnen voraus sagte.
Früher mochte ich die Leute - und sie mich. Zugegeben, ich war sympathisch. Innerlich veränderte ich mich aber so, dass ich mich nicht mehr erkannte. Der Eindruck, dass ich die Menschen hasse wurde zur Gewissheit. Ich wusste nicht warum. Ich hasste sie »gratis«. Meine Kunden merkten nichts davon.
Wenn ich im Studio auf sie wartete, war eine eisige Kälte im Raum. Sie blieb während ich ihnen die Karten legte. Die Leute empfanden es als angenehm kühl!
Ich besass immer mehr Macht. In einer solchen Position verflucht man leider verschiedene Personen. Bewusst und ohne zu zögern. Trotzdem allem: Ich dachte weiterhin, dass ich den Leuten helfe. Zumindest generell. Ich verdiente viel Geld. Aber ich musste sehr viel dafür bezahlen. Seelisch. Instinktiv merkte ich: Das ist nicht mehr Gott. Darum wollte ich den Menschen mit der Zeit auch Schaden. Was ich alleine schon mit meinen Gedanken tun konnte.
Schwarze Augen
Die Stimmen diktierten, was ich den Personen raten sollte. Ganz spezielle Stimmen, die mir auch Befehle gaben. Ich wusste nicht woher sie kamen. Stimmen die man nicht mit menschlichen Stimmen vergleichen kann. Meckernde, langsame Stimmen. Wie wenn sie langsam abgespielt würden. Man ist wie hypnotisiert. Als Medium ist man nicht frei, die Aussagen der Stimmen zu verändern. Man muss alles genauso weiter geben. Sonst wird man bestraft.
Mit der Zeit entwickelte sich eine Furcht in mir. Ich war unbemerkt zum Instrument geworden. Von diesen Kräften - die hinter den Medien stehen - werden auch Leute in Wirtschaft und Regierung beraten.
Auch im privaten Bereich schalteten sich diese Stimmen ein um mir Befehle zu geben. Zuerst nur ganz simple, fast blöde Befehle. Zum Beispiel: »Nimm das Kissen vom Sofa wegoder »Öffne das Fenster. Öffne und schliesse die Türe. Öffne und schliesse die Schubladeund so weiter. Ich spürte: Ich muss es tun, sonst passiert mir oder der Familie etwas schlimmes.
Vor meinen Augen sah ich, was passieren würde, falls ich nicht gehorchte. Blutige Szenen: Mein Mann verunglückt oder meine Tochter, meine Eltern. Da wusste ich: Ich muss gehorchen. Ich hab's nicht verstanden, ich hab's einfach getan.
Meine eigene Persönlichkeit gehörte nicht mehr mir, sondern diesen Geistern. Diese nahmen immer mehr Platz ein. Sie beherrschten, führten und leiteten mich. Ich tat nicht mehr, was ich früher getan hätte, sondern was sie wollen. Ich war die Hülle; der Körper und sie der Geist, die Seele. Sie zwangen mich zu vielen Dingen, ich war ihr Sklave. Das ist bei den meisten Medien, die diese Gaben haben so. Ich kenne viele. Einige sind es bewusst und wollen es. Weil sie so Macht erhalten. Macht, andere zu manipulieren. Allerdings gibt es auch viele Scharlatane, die ein gutes Geschäft machen wollen.
Obwohl ich jemand war, der sich für viele Sachen interessierte und in allen Bereichen nachforschte, konnte ich es an dieser Stelle nicht tun. Ich war wie geblendet. Mich dünkte: Das kann doch nicht Gott sein, der so streng ist.
Im Flur meiner Wohnung hing ein grosser Spiegel. Eines Abends schaute ich mir in die Augen. Der Anblick war schrecklich: Es waren nicht meine Augen! Mich packte das nackte Grauen. Ganz dunkle, schwarze Augen. Da habe ich wieder diese meckernden Stimmen um mich gehört. Sie haben mich nur ausgelacht. Ich sah die Gestalten und sie gaben mir Befehle.
Diese wurden immer schlimmer. Mit der Zeit forderten sie von mir, dass ich meine Lieben umbringen soll. Da widersetzte ich mich, indem ich mich mit Leib und Seele dagegen wehrte. Ab diesem Moment war ich nicht mehr eine passive Sklavin dieser Stimmen. Weil meine Liebe zu meinem Mann, zu meiner Tochter und zu meinen Eltern stärker war.
Um sich zu rächen gaben sie mir andere Befehle. So musste ich zum Beispiel Geschirrspülwasser trinken. Ich hatte keine Wahl. Als sie merkten, dass ich nicht mehr bedingungslos gehorchte, forderten sie einen neuen Tribut: Sie gaben mir den Befehl, mich umzubringen. Ich war machtlos. Die Stimmen versprachen: Es wird eine Erleichterung sein. Ich war in diesen Schatten gefangen.
Zweimal versuchte ich das. Beidemal kam mein Mann dazwischen. Von den Stimmen wurde ich abhängiger und abhängiger. Sie liessen mich nicht mehr in Ruhe. Besonders in der Nacht. Einerseits träumte ich und trotzdem war es Wirklichkeit. Reale Formen schrecklicher Alpträume. Ich befand mich in der Hölle. Die Gestalten verfolgten und quälten mich. Ich habe die Hölle gesehen, ich weiss wie sie aussieht.
»Oma & Gott, seid ihr dass
Ich war überzeugt, dass einige der Wesen die Geister von Toten waren. Grossmutter und andere Personen die ich mochte. Ich dachte, ich stehe in Kontakt zu diesen Leuten. Zu diesem Zeitpunkt praktizierte ich die automatische Schrift. Das heisst schreiben in Trance und mit geschlossenen Augen. Eines Tages schrieb ich etwas auf. Es war genau die Handschrift meiner Oma väterlicherseits, die ich nie kannte. Vater erkannte die Handschrift. Trotzdem blieb der Eindruck als würde jemand anderes die Antworten zu flüstern.
Irgendwie war ich weiterhin der Meinung, diese Gaben würde von Gott kommen. Trotz zunehmender Zweifel und obschon das Umfeld nicht mit einem Gott der Liebe übereinstimmen konnte. Es bestand ausschliesslich aus Drohungen. Nur: Ich kannte Gott nicht richtig und war deshalb unsicher.
Eines Tages besuchte mich meine Schwester mit ihrem mittlerweile zweiten Mann. Er war Christ. Yolande hatte sich verändert, seit sie mit ihm zusammen war. Sie war zufriedener und strahlte eine innere Freude aus. Für mich unbegreiflich.
Ich wollte wieder einmal auf den Friedhof, weil ich die ganze Zeit den Kontakt mit den Toten suchte. Zu meiner Verwunderung begleiteten sie mich. Hinterher fragten sie: »Weisst du, was du mit deiner Wahrsagerei tust? Weisst du, dass das Gott total missfällt, dass das für ihn schrecklich ist- Was wissen die schon, dachte ich mir. Wir diskutierten lange darüber. Die Stimmen flüsterten mir die Antworten zu. Diese waren hart und liessen dem Paar keine Chance. Bevor sie gingen stellte mir meine Schwester eine letzte Frage: »Hast du den Frieden
Meine Gefühle explodierten, ich brach zusammen. Diese Frage löste soviel aus bei mir. Schliesslich wusste ich nicht einmal was Frieden bedeutet. Die ganze Zeit wurde ich immer nur manipuliert durch diese Gestalten und Stimmen. Während keiner Sekunde meines Lebens hatte ich Frieden gefunden. So berichtete ich ihnen wie mich diese meckernden Stimmen mit ihren Befehlen und Drohungen nicht einmal im Schlaf in Ruhe liessen.
Mit Tränen erstickter Stimme brachte ich hervor: »Nein. Frieden habe ich nichtJe länger ich redete, desto leichter wurde mein Herz. Ein Abtragen von Lasten. Sie beteten mit mir und zeigten mir verschiedene Passagen in der Bibel. Im Deuteronomium - im fünften Buch Mose - stand, dass Gott meine Praktiken hasst und dass all diese Gaben von der Finsternis kommen.
Pfarrer liebt Tarot
Am nächsten Tag zweifelte ich an der Bibel. Eine gefälschte, eine Sektenbibel, vermutete ich. So ging ich in eine Buchhandlung um eine neutrale Fassung zu kaufen. Dem Vorhaben baute ich einen Hacken ein: Das Buch durfte nicht mehr als 100 Francs kosten. Ich fand eine für 99 Francs, 50 Centimes. Mit Herzklopfen eilte ich nach Hause. Im Wissen dass ich etwas in den Händen hielt, das in meinem Leben vieles in Bewegung bringen konnte.
In der gekauften Bibel stand genau derselbe Abschnitt und auch weitere. Wie: »Ihr dürft niemand unter euch dulden, der wahrsagt!« Entsetzt dachte ich: »So, jetzt weiss ich woher diese grausamen Stimmen kommen. Was mich manipuliert. Das muss ich so schnell wie möglich aufgebenIch beschloss, mein ganzes Material einem Pfarrer zu bringen und mein Geschäft zu schliessen.
Der Geistliche interessierte sich dann aber mehr für diese Praktiken als dass er meine Zweifel bestätigte. Einzig ein »Leg mir bitte die Karten« fehlte noch! Trotzdem liess ich Bücher, Pendel und Tarotkarten bei ihm und wollte am nächsten Tag die restlichen Sachen in meinem Studio abholen.
In dieser Nacht schlief ich ausgesprochen gut. Ein Schlaf ohne Monster, Verfolgung und Teufel; etwas völlig neues.
Am nächsten Morgen riss ich, beim Studio angekommen, als erstes genüsslich das Schild »Nisha« ab. Drinnen spürte ich eine eisige Kälte, es roch modrig. Sofort öffnete ich das Fenster, aber der Wind schlug es gleich wieder zu. Der Wind? Draussen war es windstill. Dann war ich plötzlich in eine Wolke aus Weihrauch eingehüllt. Nackte Angst drückte meine Kehle zu. Ich spürte die Mächte in diesem Raum. Schnell packte ich die Sachen und ging wieder zu diesem Pfarrer.
Nach einer Weile öffnete er die Tür. Er sah erschöpft und schlecht aus. Weil er mir keinen christlichen Rat gegeben hatte, sondern sich mehr für das okkulte interessierte, erlebte er eine schwere Nacht. Trotzdem habe ich ihm den Rest meiner Sachen wortlos überlassen. Ohne ein Wort zu verlieren zog er sich in sein Haus zurück. Mir wurde bewusst, dass mir dieser Mann nicht weiterhelfen kann. Also habe ich mich an die Gemeinschaft meiner Schwester gewandt. Diese Leute beteten schon für mich. Wir verabredeten uns.
An jenem Abend wo ich zu ihnen fahren sollte, war mein Mann nicht zuhause. Ihm brauchte ich deshalb nichts zu erklären. Aber meine kleine Tochter begleitete mich. Wir fuhren auf der Autobahn. Plötzlich überfiel mich einen krampfartiger Anfall. Mit dem rechten Fuss drückte ich das Gaspedal durch. Das Auto wurde schneller und schneller, aber ich konnte meinen Fuss keinen Millimeter rühren...
Ein neues Zeitalter
Geister und Dämonen versuchten mich zu vernichten. Nachdem ich mich gegen sie entschieden hatte, brauchten sie sich nicht mehr zu verstecken. Gut, dass mich die Christen vorher am Telefon warnten. Sie gaben mir einen Rat, der für mich völlig fremd war: »Habe keine Angst. Es kann sein dass du Anfälle kriegst. Egal was passiert, weise es zurück im Namen Jesus Christus
Blitzartig löste sich der Krampf, nachdem ich diesen Satz ausgesprochen hatte. Hinten im Wagen weinte meine Tochter und fragte wie oft in meinem Umfeld noch merkwürdige, schreckliche Sachen passieren würden. Mit Tränen in den Augen versprach ich ihr: »Es wird sich jetzt alles, alles zum guten wendenEndlich. Nach einem Leben in Angst und der Abhängigkeit einer Hierarchie die selbst nur durch brutalste Gewalt zusammen gehalten wird. Bei mir selbst dachte ich, dass dieser Jesus sehr viel Macht haben muss.
Wir trafen uns nicht in einer Kirche sondern in einem privaten Haus. »Hi, ich bin Marcel«, »Hi ich bin Monique« und so weiter, ein warmer Empfang. Die Leute waren mir sympathisch. Meine Tochter brachten sie gemeinsam mit anderen Kindern zum Spielen, wir gingen in einen kleinen Raum. Sieben Personen erwarteten uns. Ein Mann stand in einer Ecke und hatte ein Buch in der Hand. Plötzlich störte ich mich daran, fühlte mich schlecht. Ich fragte: »Was hat der für ein BuchMeine Schwester meinte: »Er liest in der Bibel. Du kennst sie ja jetzt und hast auch eineMeine Stimmung schlug weiter um. Ich hatte nur einen Gedanken: Meine Tochter zu holen und mich aus dem Staub machen. Die Leute empfand ich nicht mehr als sympathisch, ich erhielt kaum mehr Luft in dem Raum. Ich wollte unbedingt weggehen. Doch die Anwesenden waren auf so etwas gefasst. Sie standen in einem Kreis um mich herum. Hinter mir befand sich ein Sessel.
Sie begannen zu beten. Währenddessen spürte ich, dass sich in mir etwas rührte. Bewegungen der besonderen Art. Es war mir, als würde ich alles zuerst von Aussen erleben. Ich sah Michèle - mich! - und dachte, »das kann nicht war sein, das bin nicht ich. Was steckt in mirIch konnte mich nicht mehr wehren. Was immer sich in mir aufhielt, es hat getobt und geschrien. Selbst war ich wie ein Zuschauer. Dafür spürte ich starke Schmerzen. Da wusste ich: Ich bin besessen!
Diese Mächte ergriffen den Besitz meiner Stimme und die meines Körpers. So wurde ich hoch in die Luft getragen und viel wieder herunter. Obschon ich nicht wollte, sprachen sie durch mich. Meine Schmerzen waren so stark, dass ich befürchtete, zu sterben. Die Christen beteten weiter. Nach einer Weile fühlte ich mich leichter. Ich wurde von einem Dämon befreit, dann von einem Anderen und so weiter. Dann auf einmal war Ruhe. Aber ich spürte: Ich bin noch nicht mich selbst. Die Christen dachten es sei vorbei. Meine Augen gehörten mir, aber ich war nicht frei, meinen Blick auf das zu lenken was ich wollte. Zeitlupe. Ich musste meine Schwester anschauen und ihr sagen: »Hört auf! Ich sterbe!« Sie hatte Angst und schrie die anderen an: »Halt, sie wird sonst sterben; hört ihr denn nicht

Der letzte Kampf
Es war der letzte Geist. Er wollte mich nicht loslassen. Marcel, der hauptsächlich gebetet und den geistlichen Kampf geführt hat, kannte diese List schon. Er entgegnete: »Das ist nicht deine Schwester. Schau sie an! Das ist nicht ihr Gesicht. Das sind nicht ihre Augen. Es ist nicht mal ihre Stimme! Wir müssen weiter betenDer Dämon wehrte sich. Er hielt sich an meinen Eingeweiden fest. Nach einem letzten Kampf wurde ich dann total befreit.
Sie haben weiter gebetet. Dass Jesus meine Krankheit heilt - seit meiner frühsten Kindheit schleppte ich diese schon mit mir. Noch am selben Abend wurde ich gesund. Spurlos verschwand die Krankheit. Tage später sprachen die Ärzte von einem medizinischen Wunder.
Weiter erlebte ich was Frieden heisst!
Hell leuchtete es im Raum auf und ich spürte Jesus so deutlich, dass ich das Gefühl hatte, dies sei der Himmel auf Erden. Ein ganz starkes Erlebnis für mein Herz, meinen Verstand, ja mein ganzes ich. Ich habe ihn kennen gelernt und ihm meine ganze Liebe geschenkt. Ich war ihm dermassen dankbar, dass er mich aus den Krallen der Finsternis, der Hölle gerissen hat. Ich war so tief drin, dass man das nicht beschreiben kann. Ich betrieb die Hellseherei ohne zu wissen, wem ich diente.
Solche Tendenzen entdeckte ich nach meiner Umkehr auch hinter Yoga. Mit dieser Technik wird im Hinduismus eine Leere vorbereitet, durch die die Dämonen in das Leben hereinkommen können. So erhält man mehr Macht. Yoga ist keine Entspannungsübung obschon ich es lange zu diesem Zweck praktizierte. Auch erwies sich die Meinung dass man sich damit mit dem Gott Shiva verbindet als Trugschluss. Wie Schuppen viel mir das alles von den Augen.
Ich kenne Wahrsager und Satanisten die sich ganz bewusst auf die Finsternis einlassen. Die gehen zu Christen und bitten: »Betet für mich, ich möchte befreit werdenMit schlechter Absicht. Sie kennen die Bibel genau und wissen, wenn du Teufel austreibst und es nicht ehrlich meinst, dann kommen diese siebenfach zurück. Das ist ihr Ziel. Einige wollten mehrmals kommen. Alles um mehr Macht zu kriegen. In solchen Gruppen gibt es eine Hierarchie und jeder will stärker sein als der Andere. Eine Art Wettbewerb.


And the winner is...
Die Finsternis ist Realität, aber Jesus ist viel grösser. Wenn er dich befreit, dann vergisst du das nie mehr. Jetzt kann ich Tarotkarten nicht mehr sehen. Erst hinterher merkte ich, wie meine Intelligenz verschleiert war. Mir fehlte damals der Wille, nachzuforschen was und vor allem wer hinter diesem mystischen Konstrukt steht. Aber der Herr hat mich befreit. Es ist wie Tag und Nacht. Genau das was mir vorher fehlte, schenkte er mir. Ohne Workshops, Kurse, Öle, Räucherstäbchen und ähnlichem. Gratis erhalte ich Erfüllung, Annahme, Geborgenheit und Liebe.
Eine Abhängigkeit im esoterischen Bereich entwickelt sich oft unbemerkt. Die Neugierde an Horoskopen kann sich beispielsweise zur Sucht entwickeln. Du wirst abergläubischer und fürchtest dich vermehrt vor vielen Sachen, obschon du das nach Aussen niemals zeigen würdest. Dann brauchst du ein Amulett, denn du musst dich schützen. Du spürst die Gefahr. Sie lauert. Aber du weisst nicht woher sie kommt. Man kann ihr keinen Namen geben. Das ist die List der Finsternis: Sie bleibt anonym. Sie will sich nicht enthüllen. Erst wenn du suchst, entdeckst du die Fährte. Wer sucht, der findet, auch in diesem Bereich. So war es bei mir. Als ich nach dem Gespräch mit meiner Schwerster und ihrem Mann nachforschte, haben sie sich eindeutig enthüllt. Nachdem lesen der Bibel und dem Entschluss, alles aufzugeben. Das war eine Demaskierung. Da sind sie mir ganz konkret erschienen und haben versucht mich zu vernichten. Nur: Gott ist grösser. Er hat mich beschützt.
Nach meiner Zuwendung zu Jesus sagte ich meinen Kunden: »Diese Gaben kommen nicht von Gott, sondern von der Finsternis! Ich höre aufSie erwiderten mir: »Nein, das ist nicht möglich. Wir brauchen dich um weiter zu leben. Du irrst dichWährend Wochen riefen sie mich an und flehten, ich solle ihnen weiterhin die Karten zu legen. Ich blieb standhaft. Sie wurden dann eher zu meinen Feinden. So verlor ich viele Freunde. Sie gestanden mir: »Wir mochten dich mehr, als du noch eine Hexe warstViele wollten mit Jesus nichts zu tun haben. Sie wussten, dass sie einiges in ihren Leben ins Reine bringen mussten, statt es weiter mit zu schleppen und zu überdecken. Ausserdem waren sie abhängig von der Wahrsagerei und wollten das auf keinen Fall aufgeben.
Wenn ich auf mein Leben zurück blicke, bin ich erst jetzt, im Leben mit Jesus, richtig frei. Frei zu tun was ich will. Und ich weiss was schlecht ist. Wenn ich in Gefahr laufe, etwas »ungöttliches« zu tun, da spüre ich ein Signal in mir, das sagt: »StopDer heilige Geist hilft mir, weise zu bleiben und den Gefahren zu entfliehen. Gott hat mir die Gabe der Geisterunterscheidung gegeben, so dass ich die Dämonen entarnen kann, sei es in Räumen oder Menschen. Seit ich Christin bin, versuchte man mich mehrmals in Fallen zu locken.
Ein konkretes Beispiel: Einmal kam ich in eine Frauengruppe die vorwiegend von Christinnen besucht wird. Wir haben für unsere Familien gebetet; ich für meinen Mann, dass er sich zu Jesus wendet. Da sagte eine Frau zu mir: »Ich kenne einen Pater in der Schweiz. Ich nehme dich zu ihm mit. Er ist wirklich ein Geistlicher und hat gesagt, er möchte mit dir für deinen Mann betenDiese Hilfe nahm ich gerne an! Wir fuhren zu diesem Kloster. Dieser Mönch führte mich in einen Raum und sprach eine Teufelsaustreibung auf Lateinisch, eine Sprache die ich auch verstehe. Danach bat er mich hinzusetzen und kramte ein paar Bilder und eine Kerze hervor. Er begann sich auf diese Kerze zu konzentrieren. Plötzlich begann er mit Wahrsagerei! »Du musstest schon viel leiden in deinem Leben«, sagte er und weiter: »Maria hat dich ausersehen, Anstelle vieler Frauen auf dieser Welt zu leiden. Also wähle diesen WegDas war schrecklich! Ich ging. Er gab mir diese Bilder mit. Sie hätten Jesus darstellen sollen, die Gestalt glich aber eher einem Monster. Einige Tage ging es mir darauf sehr schlecht. Deshalb bat ich einige Christen, dass sie für mich beten.
Es kommt immer wieder mal vor, dass mich der Feind zu überrumpeln versucht. Aber Jesus ist immer da und er ist jedesmal klar Sieger geblieben."
Michèle Zurbach (46) lebt mit ihrer Familie in St. Louis (F) und arbeitet als Dolmetscherin und Malerin.




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