Eine unschöne Sitte, die zum Glück im Aussterben zu begriffen sein scheint, ist es, bei Todesanzeigen oder schlimmer noch auf Grabsteinen den Beruf der Verstorbenen mit aufzuführen. Zumindest auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof findet sich dies scheinbar ausschließlich auf Gräbern von Angehörigen der Bourgeoisie, auf meinem Weg komme ich an Apothekerinnen, Regierungsräten, einem Augenarzt und einem Bankdirektor vorbei, in rückständigen Gebieten Bayerns habe ich aber auch schon Drechsler und Hebamme gelesen. Mir ist das unverständlich, es läuft sogar in meinen Augen dem Geist des Christentums zuwider, heißt es doch in der Apokalypse des Johannes: »Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach.« Dass man ihnen die Lohnsteuerkarte aufs Grab meißeln soll, davon hat der Evangelist nichts gesagt.
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