»Aufmachen - Polizei!« - so dröhnte es durch die Wohnungstür. Frau Meyer und ihr Mann saßen gerade vor dem Fernseher, Töchterchen Sandra kam aus ihrem Zimmer gestürzt, ihr Bruder Sven steckte nur seinen Kopf durch die Zimmertür. Herr Meyer kam seiner Pflicht als Familienoberhaupt dadurch nach, daß er zu Tür ging und rief: »Schon gut, ich mach ja schon auf!« Durch den Kopf ging beiden Meyers, was ihre Jüngsten wohl mal wieder angestellt hatten. Es konnte ja nur um die Kinder gehen: Schwarzfahren ? Im Kaufhaus geklaut ? Hoffentlich keine Drogengeschichten. Jedenfalls öffnete Herr Meyer, dementsprechend präpariert, die Tür, und blickte in die Mündungen mehrerer automatischer Waffen, dahinter Männer in Kampfanzügen. Sie stiessen die Tür vollends auf, Herrn Meyer zur Seite und eroberten die 85qm-Wohnung im Sturmschritt. Sven Meyer warf instinktiv die Tür zu seinem Zimmer hinter sich zu, und wollte sich gerade auf sein Bett werfen, da ereilten ihn die ersten Kugeln. 2 Beamte feuerten ihre gesamten Magazine in das Jungenzimmer, und traten die kaum noch wiederstandsfähige Türe ein. Sven Meyer, oder das was noch übrig von ihm war, lag großflächig verteilt vom Bett über den Schülerschreibtisch bis zum IKEA-Schrank. Herr Meyer, der konsterniert an der Flurwand gestanden war, wollte dies verhindern, und wollte auf die Beamten zugehen, doch ihn zu fällen reichte eine einzige Garbe aus der MP eines weiteren Beamten. Dann kehrte Ruhe ein.
Frau Meyer und Sandra Meyer standen mit vor Schreck geöffneten Mündern im Wohnzimmer, wo im Fernseher immer noch »Wetten-das« lief. Es ging um die Saalwette.
Der Einsatzleiter hatte inzwischen seinen Stahlhelm abgenommen und sah sich leicht verwirrt um.
»Meyer ? Seit Ihr sicher daß wir bei Meyer sind?«
»Ja Chef - Meyer im 14. Stockwerk!«
»Ihr Idioten!« - Er sah echt betroffen aus: Sie waren ein Stockwerk zu hoch gefahren, und der Einsatzleiter begann zu überlegen, welche Auswirkungen diese peinliche Panne wohl auf seine Karriere haben könnten. Denn bei der Familie Meyer handelte es sich augenscheinlich um ganz normale Deutsche, und keine iranischen Studenten, die man der Mitgliedschaft bei Al-Kaida verdächtigte.
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